Staufer Open 2019 – Runde 9

2. Turniertag

Runde 3 und 4

Gruppe B Runde 3

Für den zweiten Turniertag hatten wir uns bessere Ergebnisse vorgenommen. Aber ein beschleunigtes Schweizer System sorgt für manche Überraschung in der Auslosung. Nach einem morgendlichen Frühstück im Einkaufszentrum ging der Schachtag auch ohne weitere Katastrophen über die Bühne.

Durch meine beiden Remisen am Vortag spielte ich am gleichen Tisch wie am Vorabend und führte die schwarzen Steine. Mein Gegner Gerhard Vaclahovsky (TWZ 1687, Keres Augsburg) eröffnete mit c4 und ich leitete in altindische Strukturen über. Im 15. Zug übersah ich die Möglichkeit, meinem Gegner eine offene Königsstellung zu verpassen und für zwei Figuren einen Turm und zwei Bauern + Angriff zu bekommen. Stattdessen fand ich zwei schlechtere Züge und bot meinem Gegner Remis an, welches er sofort annahm.

Kurz danach war Stefan mit seiner Partie fertig. Stefan hatte sich geschickt verteidigt, die Partie verflachte und man einigte sich auf die Punkteteilung.

Andre wählte die Sizilianische Verteidigung gegen e4. Bei zwei Besuchen an seinem Brett hätte ich lieber Andres Stellung gespielt. Aber auch hier verflachte die Partie und es wurde Remis gegeben. Schlötti hingegen konnte eine hervorragende Angriffspartie spielen. Er war jederzeit taktisch auf der Höhe und konnte mit einigen taktischen Kniffen die Dame seines Gegners am Rand fangen und den vollen Punkt einfahren.

Gruppe A Runde 3

Im A-Open stand Joachim aus der Eröffnung heraus, nach einem Figuren-Gewinn auf der Gewinnerstraße. Aber sein Gegner Florian Lesny (2079, SK Niederbrechen) hatte noch keine Lust aufzugeben und spielte die Partie bis zur Zeitkontrolle. Joachims erster voller Punkt.

Als Nächster stand Franz plötzlich deutlich besser. Die Theorie-Kenntnisse seines Gegners waren wohl nicht besonders gut, jedenfalls hatte Franz zeitweise einen riesigen Zeitvorsprung. Dazu kamen die Stellungsvorteile. Beides mündete nach einigen Zügen auch zu Materialvorteil und zur Aufgabe seines Gegners Leon Staudacher (1776, SC Sendling).

Lockes Partie war mal wieder für die Galerie. Von oben betrachtet startete Locke einen furios aussehenden Angriff aus einem Königsindischen Aufbau heraus. Leider war Locke nicht geduldig genug und sein Gegner Benjamin Walny (1796, SG Bochum) verteidigte sich äußerst zäh. Dann musste Locke sogar noch kurzzeitig aufpassen, um die Partie nicht zu verlieren. Nicht immer klappt das Umschalten von Angriff auf Verteidigung problemlos. Aber die Partie gelangte in ein remisliches Fahrwasser und man einigte sich bald auf die Punkteteilung.

Aus Jörgs Partie ist mir seine etwas passive Aufstellung nach der Eröffnung im Gedächtnis geblieben. Sein Gegner Florian Lesny (2079, SK Niederbrechen) besaß mehr Raumvorteil, konnte diesen aber nicht verwerten. So erreichte auch diese Partie nach fast vier Stunden den Remishafen. (Anm. d. Red.: Beide spielten eine Theorievariante. Jörgs 23. Zug – er hatte die schwarzen Steine – war eine Neuerung. Nach dem 24. Zug wurde Remis vereinbar.)

Nach einem durchwachsenen ersten Turniertag waren wir verheißungsvoll in den zweiten Turniertag gestartet.

Gruppe B Runde 4

Da die zweite Runde erst um 16:00 Uhr startete nutzten einige von uns, die Gelegenheit um im Quartier eine Ruhepause einzulegen.
Als Erster konnte dieses Mal Andre seine Partie beenden. Sein Gegner kannte sich mit den Feinheiten der Caro-Kann-Verteidigung wohl nicht so gut aus. Andre konnte durch geschicktes Spiel und mit ein bisschen Hilfe seines Gegners erst dessen Königsstellung schwächen und anschließend einen Bauern gewinnen. Durch geschickte Züge konnte Andre seine Stellung weiter verbessern. Irgendwann waren die Drohungen nicht mehr zu parieren und Andre konnte Matt setzen. Nachspiellink

Aus meiner Sicht kam Stefan ganz gut aus der Eröffnung heraus. Er konnte sich Raumvorteil erspielen. Leider konnte er diesen gegen Georg Neher (TWZ 1420, SC Schussenried) nicht verwerten und man einigte sich auf die Punkteteilung.

Ich traf mit Rosalie Werner (TWZ 1572, VSG Offenbach) auf eine topvorbereitete Gegnerin. Bereits nach fünf Zügen wurde mir klar: Das wird eine sehr zähe Partie. Nicht nur Ihre Vorbereitung war gut, sondern auch die weitere Partiegestaltung zeigte viel Schachverständnis und Talent. Auf der Suche, auch nur den Hauch eines Vorteils zu generieren, tat ich mir extrem schwer. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen diese Partie zu gewinnen, aber meine Gegnerin machte einfach keinen Fehler. Auch nach Ihrem Remisangebot suchte ich noch nach Gewinnwegen, aber es waren keine zu finden. So einigte ich mich ebenfalls auf eine Punkteteilung.

Zu Schlötti´s Partie könnte ich einen kompletten Roman schreiben. Ein wahres Auf und Ab. Von Vorteil über Ausgleich bis zu einem Nachteil wieder zu einem Ausgleich, der sofort wieder in eine eigene Gewinnstellung mündete – bis hin zu einem Matt in wenigen Zügen. Nur um dann nach einem Remisgebot-Skandal noch einzügig die Partie zum Remis zu verdaddeln und danach komplett wegzuschenken. Extrem unglücklich und total unverdient. Aber wie Schlötti schon am Vortag in einer Anekdote zum besten gab: „Eine Partie ist erst dann kaputt, wenn der Schiedsrichter abpfeift.“ Köstlich!

  • 98. Grasser 2 P
  • 112. Dettmer 2 P
  • 130. Böhme 2 P

Gruppe A Runde 4

In der A-Gruppe hatte Joachim in der vierten Partie mit Erik Simukov (1862, Caissa Kassel) den dritten U14-Spieler. Dieser war hoch motiviert, in der Theorie und Stellungsbehandlung für seine Spielstärke verdammt gut. Auch seine Technik war gut und so musste sich Joachim nach hartem Kampf, geschlagen geben. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen. Aber schon ein nicht unbekannter Fußballprofi ließ sich zu dem Satz: „Wäre, wäre, Fahrradkette“ hinreißen.

Locke bekam es mit Gerald Löw (TWZ 1856, SC Plüderhausen), einem Altmeister aus Nürnberg, zu tun. Er wählte gegen den Aufbau seines Gegners mit einer altindischen Aufstellung. Nach einigem Lavieren, in dem keine Seite sich Vorteile erarbeiten konnte, einigte man sich auf ein Remis.

In Topform präsentierte sich Franz am heutigen Tag. Nach seinem Sieg am Vormittag ging er frohen Mutes in die zweite Partie des Tages. Sein Gegner FM Vladislav Efremov (ELO 2112, RUS) hingegen schien laut Franz hingegen etwas demotiviert. Man folgte 16 Züge lang einer Theorievariante im QGD, bis Weiß die Theorie verließ. Auch wenn Franz sich mehrfach nicht sicher war, verließ die Partie nur für einen Zug, den sein Gegner nicht fand, die Remisbreite. Danach bekam Franz die Initiative und setzte seinen Gegner unter Druck. Dies und fehlende Motivation führten dann auch wohl zum entscheidenden Fehler und Franz konnte furios gewinnen.

[Event „31. Staufer Open 2019 (B)“]
[Site „Schwäbisch Gmünd“]
[Date „2019.01.03“]
[Round „4“]
[White „FM Efremov“]
[Black „Ernst“]
[Result „0-1“]
[ECO „D34“]
[WhiteElo „2112“]
[BlackElo „1971“]
[Annotator „Thal“]
[PlyCount „76“]
[EventDate „2019.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

1. d4 d5 2. c4 e6 3. Nf3 c5 4. cxd5 exd5 5. g3 Nc6 6. Bg2 Nf6 7. O-O Be7 8. Nc3
O-O 9. dxc5 Bxc5 10. Bg5 d4 11. Bxf6 Qxf6 12. Ne4 Qe7 13. Nxc5 Qxc5 14. Rc1 Qb6
15. Qc2 h6 16. b3 Bg4 (16… Re8 17. Rfd1 Bg4 18. Rd2 Re6 19. h3 Bh5 20. Qc5
Qxc5 21. Rxc5 $16 {1-0 (54) Liedtke,D (2191)-Konow,P (1889) Dortmund 2010}) 17.
h3 Bh5 18. Nh4 Nb4 19. Qd2 Rad8 20. g4 Bg6 21. Rc4 Nc6 22. Nxg6 fxg6 23. Bxc6
bxc6 24. Qd3 c5 $11 25. Rfc1 Rd5 26. Ra4 Qf6 $15 27. Rf1 Re5 28. Ra6 Qf4 29.
Rxa7 (29. Qxg6 $142) 29… Re3 $3 $19 30. Qc4+ Kh7 31. f3 $2 {Andere Züge
verlieren auch, aber mit dem Textzug wird der FM sogleich mattgesetzt.} Qg3+
32. Kh1 d3 (32… Re4 33. e3 (33. Rf7 Rxf7 34. Qxf7 Rxe2 $19) 33… Qxh3+ 34.
Kg1 Rxf3 35. Rxf3 Qxf3 36. Qf7 Rxg4+ 37. Kh2 Qg2#) 33. Qc3 Rg8 34. Re1 Qxh3+
35. Kg1 Qg3+ 36. Kh1 dxe2 37. Qxe3 Qxe1+ 38. Kh2 Qh4+ {Rassige Partie von
Franz.} 0-1

Nicht furios, aber gewinnen können hätte Jörg wohl auch. Wie die Postanalyse zeigte, war an verschiedenen Punkten seine Partie gewonnen, nur mit der Verwertung haperte es mal wieder. Wie in der Nachmittags-Partie am Vortag konnte sich Jörg Stellungsvorteile erspielen. Aber in diesem Turnier gibt es wenig Fallobst und so auch hier. Jörg musste gegen Reza Asimi (2037, Münchener SC) genau und beharrlich spielen, um seinen Vorteil zu behalten. Irgendwann ließ die Konzentration nach und sein Gegner konnte glücklich die Partie ausgleichen. So einigten sich die beiden Spieler einige Züge später auf die Punkteteilung. Nachspiellink

  • 84. Ernst 2½
  • 113. Stock 2 P
  • 186. Hart 1½ P
  • 228. Rein 1 P

Insgesamt können wir mit dem zweiten Turniertag zufrieden sein. Insbesondere Franz bestach mit einer guten Partiebehandlung. Jörg und mir fehlte ein wenig das Glück. Schlötti hatte genau wie Joachim etwas Pech.

Aus Schwäbisch Gmünd
Euer Niels