Niels Dettmer berichtet abschließend von der 9. Runde des Staufer Opens. Dazu gibt es jede Menge Zahlen, Fakten und Informationen. Eine davon: Das Hellern-Team wurde Sechster in der Mannschaftswertung. Glückwunsch!
Turniertag 5
Runde 9
Gruppe B Runde 9
Bei unserer geselligen Mannschaftsbesprechung am Vorabend im Wirtshaus Paulaner, wurde uns klar, dass wir in der 9. Runde vier Siege brauchen würden, um eine Chance in der Mannschaftswertung zu haben. Diese Siege müssten dann aber von Andre, Jörg, Stefan und mir kommen. Ich wünschte mir innerlich einen Farbwechsel auf Weiß. Als dann deutlich nach 22 Uhr die Auslosung heraus war, hatte ich meinen Farbwechsel.
Am nächsten Vormittag sollte es dramatisch werden.
Wie knapp wir dran waren, realisierten wir erst später. Andre spielte gegen Simon Weichsberger (TWZ 1665, SF Vöhringen) mit den schwarzen Steinen eine Sizilianische Verteidigung gegen e4. Durch einen ungenauen Zug konnte er in der Eröffnung bereits einen Bauern gewinnen. Diesen zu verwerten, stellte sich als schwierig heraus. Bei genauen Spiel hätte Andre das gewinnen müssen. Leider sprang nur ein halber Punkt heraus.
Ich sollte es mit den weißen Steinen gegen Wilhelm Grunert (TWZ 1735, SK München Südost) nicht besser machen. Nach 8 Zügen hatte ich meinen Traumstellung gegen eine königsindische Verteidigung erreicht. Ob ich zu aufgeregt war oder dem Druck nicht standhalten konnte, kann ich nicht sagen, jedenfalls hätte ich mit meinem 10. Zug den Springer auf g4 herausnehmen sollen, statt f3 zu spielen, dann vergab ich noch eine Chance, den Qualitätsverlust zu vermeiden. Stattdessen musste ich mit dem g-Bauern auf h3 zurücknehmen. Hier stand ich bereits klar auf Verlust.
Ich fing dann an, am Königsflügel herumzunerven und ein paar Scheindrohungen aufzustellen. Diese beeindruckten meinen Gegner wohl auch etwas, denn nun spielte er einige ungenaue Züge. Mit meinem 21. Zug bot ich Remis an. Trotzt einer Qualle mehr nahm mein Gegner sofort an, weil er kaum eine Chance sah, dem Mattangriff zu entgehen. Dass dieser Mattangriff parierbar ist, zeigte mir in der Analyse später die Engine.
Mir ist unerklärlich wie ich so die Nerven verlieren konnte, normalerweise spiele ich so eine Stellung im Schlaf. Nachspiellink
Noch schlimmer sollte es Stefan ergehen. Um den 20. Zug war seine Stellung noch kritisch, aber sein Gegner Pascal Thielke (TWZ 1400, SF Bad Grönenbach) hatte extrem viel Bedenkzeit getankt. Ab dem 25. Zug lebte sein Gegner nur noch vom Inkrement. Hier hätte Stefan auch mindestens einmal den Sack zumachen können. Dass sein Gegner die Zeitkontrolle schaffte, ohne die Bedenkzeit zu überschreiten oder die Stellung komplett wegzustellen, ist mir ein Rätsel. Stefan zeigte sich auch beeindruckt und stellte seine Stellung ein und verlor die Partie.
Dem Schlötti müssten wir eine passive Mitgliedschaft verpassen, sodass er beim Staufer-Open für unsere Mannschaft zählen würde. Seine 6,5 Punkte hätten uns in der Endabrechnung auf den 3 Platz gehoben. Wie er den vollen Punkt einfuhr, war erstaunlich. Sein Gegner opferte eine Qualität in leicht besserer Stellung und bot Remis an. Ohne das Qualitätsopfer hätte er das Remis wahrscheinlich angenommen, jetzt aber nicht mehr. Der Rest war saubere Technik, die ein Routinier wie Schlötti aus dem Ärmel schüttelt.
Endstand
Rang | Name | Punkte | Ergebnis | DZW |
1 | Sebastian Kirsch | 8 | + 7 = 2 -0 | + 47 |
27 | Niels Dettmer | 6 | +3 =6 -0 | + 6 |
49 | Andre Böhme | 5½ | +3 =5 -1 | -13 |
123 | Stefan Grasser | 4½ | +2 =5 -2 | -29 |
Gruppe A Runde 9
Im A-Open hatte es Jörg mit Dominik Laux (TWZ 2058, VSG Offenbach) zu tun, der einen Trompowsky-Angriff aufs Brett zauberte. Jörg konnte hier seine gute Technik und Stellungsbeurteilung ins Spiel bringen. Langsam aber stetig verbesserte er seine Stellung und stellte mit immer neuen Drohungen seinen jungen Gegner vor viele Probleme. Diese Probleme und der Raumvorteil konnte Jörg dann in einen vollen Punkt umsetzen. Wenigstens einer von uns Vier.
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Locke sah sich einer Sizilianischen Verteidigung von Severin Bühler (TWZ 1931, Heilbronner SV) ausgesetzt. Es entstand eine merkwürdige Stellung, in der Locke um den 20. Zug Remis anbot, welches sein Gegner auch zu meinem Erstaunen annahm.
Franz hingegen zeigte etwas mehr Ehrgeiz. Gegen das d2-d4 von Dr. Christian Günther (TWZ 2058, SG Turm Albstadt 1902) spielte er seine geliebte Tarrasch-Variante. Sein Gegner zeigte sich aber etwas besser vorbereitet und spielt einen Zug, nach dem die Luft aus der Partie nahezu heraus war. So war diePunkteteilung ein paar Züge später die logische Konsequenz.
„Stonewall-Joachim“ bekam mit Weiß gegen Maximilian Heldt (TWZ 2064, SF Essen-Katernberg) seine schon oft gespielte Stellung aufs Brett. Ich weiß nicht, ob er gezockt hat oder ob es ein bloßer Einsteller war. Jedenfalls stand Joachim nach ungefähr 2 Stunden mit leeren Händen da.
Als nur noch Stefan spielte, zog es Franz unwiderstehlich nach Hause. So traten Franz, Jörg und ich gegen 13:30 die Rückfahrt an und trafen gegen 20 Uhr wieder in Hellern ein.
Für mich persönlich war es heute ein erfolgreiches Turnier. In zwei Spielen habe ich großes Glück gehabt, in zwei Spielen habe ich Pech gehabt. Insgesamt werde ich trotz meiner Erfahrung noch an meiner Technik feilen müssen. Auch Schlötti kann mit seinem Turnierverlauf mehr als zufrieden sein. Jörg hat nach seinen Angaben etwas unter seiner Erwartung gespielt. Aber in diesem Turnier gab es wenig Fallobst. Locke, Stefan, Franz und Joachim hatten ein durchwachsenes Turnier. Da war in mancher Partie Luft nach oben.
Das Staufer-Open war trotzdem ein voller Erfolg für uns. Das lag an der tollen Organisation und Schiedsrichterleistung, so wie der super Atmosphäre. Dann ist noch die preiswerte aber zweckmäßige Unterkunft zu loben. Auch die abwechslungsreiche Gastronomie zu fairen Preisen soll nicht unerwähnt bleiben.
Endstand
Rang | Name | Punkte | Ergebnis | DWZ |
1 | GM Schröder | 7½ | +6 = 3 -0 | +18 |
61 | Jörg Stock | 5½ | +3 =5 – 1 | +- 0 |
145 | Martin Hart | 4½ | +1 =7 -1 | -22 |
171 | Franz Ernst | 4 | +3 =2 -4 | -5 |
204 | Joachim Rein | 3½ | +2 =3 -4 | -38 |
Anm. d. Red.: Die Mannschaftswertung gewann die SG Schwäbisch Gmünd vor dem SC Grunbach und dem SV Mülheim-Nord 2271. Vierter wird die SF 90 Spraitbach, während Jan Wöllermann und seine Magdeburg auf Platz 5 einliefen. Sechster wurde der SV Hellern von insgesamt 28 ausgewerteten Mannschaften.
Gleichzeitig möchte die Redaktion allen Lesern die bislang nicht veröffentlichten Partien nicht länger vorenthalten – mitsamt der bekannten werden sie als Paket geliefert. Die Lieferung enthält auch zwei Arbeitsproben des mysteriösen „Schlötti.“ Dessen Bedeutung für die die Hellern-Mission wurde nie so recht aufgeklärt, aber ich kann mir meinen Teil denken. Das Credo des Turniers heißt ja schließlich „Wo man Freunde trifft.“
Nachspiellink
Wir kommen wieder, dass ist keine „Drohung“ sondern ein Versprechen.
Aus Schwäbisch Gmünd/ Osnabrück
Euer Niels
Ergebnisse (und alle Sonderwertungen sowie alle Partien)