Staufer Open 2019 – Runde 9

3. Turniertag

Runde 5 und 6

Gruppe B Runde 5

Niels Dettmer

Ein 9-rundiges Turnier kann schon ziemlich schlauchen. Hier gilt es seine Kräfte gut einzuteilen, aber trotzdem respektable Ergebnisse zu erzielen. Nicht immer gelingt das zufriedenstellend.
Mich sollte es heute schwer erwischen. Mein Gegner Otto Farkas kommt aus Ungarn, sein Sohn spielt im A-Turnier. In dieses Spiel ging ich mit einem unguten Gefühl. Irgendwie ahnte ich, dass es schwer werden würde oder eine Niederlage gibt.

Nach 16 Zügen hatte ich schon viel Bedenkzeit getankt und es sollte nicht besser werden. Eigentlich fand ich auf den ersten Blick meinen 19. Zug ganz gut, auf den zweiten Blick hatte ich mit diesem Zug die Partie weggestellt. Es war nur noch eine Frage der Technik. Nicht immer fand mein Gegner dann den besten Zug, wohin gegen ich einzige Züge finden musste. Es folgte eine Abwicklung in ein leicht schlechteres Turmendspiel. Hier hatte ich wohl etwas Glück und die bessere Endspieltechnik. So konnte ich nach fast fünf Stunden noch ein Remis abklammern. Noch mal Glück gehabt.

Andre hingegen scheint sein Handicap im Griff zu haben und seinen Gegner dazu. Er spielte gegen meinen Gegner der dritten Runde und machte es besser als ich. Je länger die Partie dauerte, desto ungenauer wurden die Züge und Andre fuhr den vollen Punkt ein. Nachspiellink.

Von Stefans und Schlötti‘s Gewinnpartien kann ich leider nicht viel berichten, weil meine eigene Partie mich zu sehr in Anspruch genommen hat.

Gruppe A Runde 5

Kommen wir zum A-Open und der ersten Gewinnpartie von Jörg. Es war ein zähes Ringen. Erst hatte Jörg einen Bauern weniger, dafür zumindest Kompensation. Als er den Bauern zurückgewann, schnupperte Jörg wohl Morgenluft und konnte à la Carsten Lingnau den kleinsten Vorteil in einen vollen Punkt umwandeln. Nachspiellink.

Auch Locke konnte seinen ersten vollen Punkt einfahren. Vor dem Turnier beschwerte er sich noch, dass in keiner Turnierpartie seit drei Jahren Königsgambit aufs Brett kommt. In diesem Turnier sollte es die zweite werden. Dieses Mal mit dem besseren Ende für Locke. Objektiv betrachtet war es ein Spiel auf ein Tor, auch wenn die Engine in der Postanalyse zwischendurch auch Ausgleich für Schwarz anzeigte. Nachspiellink.

Franz hatte hingegen weniger Glück. Leider gelang es ihm nicht seinen Bauernsturm auf die weiße Königsstellung am Damenflügel zum Erfolg zu führen. Das hatte einige positionelle Nachteile zur Folge, welche sein junger Gegner Alex Dac-Vuong Nguyen (2146, SG Leipzig)  mit glänzender Technik verwerten konnte.

Joachim fragte mich nach dem Erfolgsrezept von Franz‘ Gewinnpartien und ich empfahl ihm den Leberkäs-Briegel von unserem Bäcker. Leider sollte das gegen Marcel Meyer (1866, SC Herborn) nur zu einem Remis reichen. Immerhin ein halber Punkt. Nähere Einzelheiten zur Partie sind mir nicht bekannt. Bis zur sechsten Runde war zum Glück noch etwas Zeit. So nutzte ich die Gunst der Stunde und nahm im hinteren Bereich des Foyers ein Power-Nap.

Gruppe B Runde 6

Fünf Runden und fünf Remis. Innerlich hatte ich die Schnauze voll und zweifelte auch an mir selbst. Vor dem Rundenstart fragte ich noch Locke, ob ich meinen alten Stiefel spielen sollte oder mal was Neues. Locke riet mir zu meiner bewährten Eröffnung. Also stieg ich mit meinem Eröffnungszug in die Partie ein. Im Gegensatz zum Vortag war mein Gegner zwar vorbereitet, das Konzept war aber eine Katastrophe, weil es überhaupt nicht zum Spielstil meines Gegners passte. Das war nicht nur eine klare Fehleinschätzung seine(s)r Trainer(s), sondern zusätzlich eine mangelhafte Trainerleistung. Bereits nach fünf Zügen war ich mir absolut sicher: Das ist meine erste Gewinnpartie des Turniers. So kam es dann auch. Ich bemühte mich um innere Ruhe, denn mein Gegner zog schnell aber auch vorhersehbar. Bereits nach meinem 16. Zug erfolgte die Aufgabe. Die Engine zeigte um die + 20 an.

[Event „31. Staufer Open 2019 (B)“]
[Site „Schwäbisch Gmünd“]
[Date „2019.01.05“]
[Round „6“]
[White „Dettmer“]
[Black „Reuter“]
[Result „1-0“]
[ECO „A40“]
[WhiteElo „1843“]
[BlackElo „1513“]
[Annotator „Thal“]
[PlyCount „31“]
[EventDate „2019.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

1. d4 c6 2. c3 {Listig. Niels überlässt dem Gegner die Wahl der Variante und
will schauen, ob er danach ’seine‘ Lieblingsvariante aufs Brett bekommt.} e6 3.
e4 d5 4. Bd3 Bd6 (4… dxe4 $11) 5. e5 $1 $16 (5. exd5 exd5 6. Nd2 $11 {
1-0 (25) Le T Minh,T-Truong,A Ho Chi Minh City 1999}) 5… Bc7 6. Qg4 $1 {
Im höheren Sinne ist Schwarz gegen einen Taktiker wie Niels bereits auf
verlorenem Posten.} Kf8 7. f4 Nh6 8. Qh3 Nf5 9. Nf3 f6 $2 10. g4 $1 fxe5 11.
fxe5 Ne7 12. O-O $18 (12. Ng5 $18) 12… h6 13. Ng5+ $1 {[%mdl 704]} Kg8 14.
Nf7 (14. Qh5 {Matt in 9.}) 14… Qe8 15. Nxh8 Kxh8 16. Bxh6 {Ein solche
Stellung gegen Niels aufs Brett zu bringen, ist Selbstmord mit Ansage. Niels‘
Vorgehen ist dabei nicht sonderlich einfühlsam – er hat mit der Axt
gearbeitet. Famose Partie.} (16. Bxh6 gxh6 17. Qxh6+ Kg8 18. Qh7#) 1-0

Die blendende Turnierform von Andre hält an. Sein Gegner dachte (warum auch immer), dass die Runde um 16:30 Uhr anfängt und kam entsprechend etwas später ans Brett. Es folgte eine etwas ungewöhnliche Französische Verteidigung. Dieses Mal konnte Andre erst einen Bauern und dann sogar noch eine Figur gewinnen (in der Analyse zeigte die Engine bereits +6 an). Aber so schnell gewonnen war die Partie noch nicht. Sein Gegner legte noch ein paar Fallstricke aus, aber Andre war jederzeit auf der Höhe und konnte alle Klippen umschiffen. Zum krönenden Abschluss setzte er noch Matt.

Stefans Partie war ziemlich kurios. Es kam eine ungewöhnliche Eröffnungsbehandlung aufs Brett. Die Stellung hatte ihre Tücken, diese waren so groß, das Stefan einzügig seine Dame einstellte, wenn, ja wenn sein Gegner den Einsteller gesehen hätte. Hatte er aber nicht und schlug à tempo Stefans Springer raus. Noch mal Glück gehabt. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen und so stellte Stefan dann einen Bauern ein. In vielen Endspielen kann der Springer besser als der Läufer sein. Das hatte ich gerade in geschlossenen Stellungen schon öfter gesehen. So auch hier. Stefans Springer nervte herum und sein Gegner fand kein Mittel dagegen. Erst gewann Stefan einen Bauern zurück und dann den nächsten und plötzlich stellte sein Gegner noch die Figur ein. Wie Stefan die Mehrfigur decken konnte, war auf dem ersten Blick erkennbar. Stefan hatte es nicht gesehen und es entstand ein remisliches Endspiel.
Schlötti‘s Nachmittagspartie war mal wieder eine Highlight-Show. Beide Seiten hätten gewinnen können. Die meisten Vorteile lagen wohl bei Schlötti. Kurios war wohl das zwischendurch abgelehnte Remisangebot an Schlötti, als dieser eine Figur weniger hatte.

Gruppe A Runde 6

In der A-Gruppe brachte der Leberkäs-Briegel Joachim auch am Nachmittag kein Glück. Immerhin hatte er keinen U14-Spieler. Joachim meinte, dass sein Gegner Tim Schmitz (1846, SC Sendling) vor Partiebeginn ängstlich ausgesehen hätte. Das war wohl eine Fehleinschätzung und so ging das Lettisches Gambit von Joachim nach hinten los. Zum Glück konnte er seinen Spielstärke-Vorteil noch in einen halben Punkt ummünzen.

Bei Franz sah die Stellung gegen Frank Kreuzahler (2072, SC Tettnang) für mich eine ganze Zeit lang vorteilhaft aus. Aber sein Gegner schaffte es einen Mattangriff zu entfesseln. Leider war der von Erfolg gekrönt und Franz musste seine Partie aufgeben.

Seine Partie aufgeben musste dieses Mal auch leider Jörg. Sein Gegner Julian Kraft (1981, SV Weingarten) spielte extrem kreativ und dazu noch aggressiv. Das beeindruckte selbst Jörg. Aus der Partie heraus entstand ein Taktikfeuerwerk, welches Jörg falsch einschätzte und er mattgesetzt wurde.

[Event „31. Staufer Open 2019 (A)“]
[Site „Schwäbisch Gmünd“]
[Date „2019.01.05“]
[Round „6“]
[White „Stock“]
[Black „Kraft“]
[Result „0-1“]
[ECO „A00“]
[WhiteElo „2196“]
[BlackElo „1981“]
[Annotator „Thal“]
[PlyCount „34“]
[EventDate „2019.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

1. e4 b6 2. d4 Bb7 3. Nc3 e6
4. Bd3 Nf6 5. Nge2 d5 6. Ng3 c5 (6… Be7 7. e5 Nfd7 8. Nh5 g6 9. Ng7+ {
1-0 (23) Nielsen,M (2004)-Van Run,R (2102) Shrivenham 2016}) 7. dxc5 Bxc5 8.
O-O $11 Nbd7 9. Qe2 h5 $2 10. exd5 $1 $16 Nxd5 11. Nce4 $5 (11. Nxd5 Bxd5 12.
Ne4 Qh4 13. h3 Bxe4 14. Bxe4 Rd8 15. c3 O-O 16. Bf3 $14) 11… h4 12. Nf5 $1
N7f6 $2 13. Bg5 (13. Nxg7+ Kf8 14. Nxe6+ fxe6 15. Bg5 Rg8 16. Qf3 $1 Bd4 17.
Bh6+ Ke7 18. Nxf6 Bxf6 19. c4 $1 b5 (19… Nc7 20. Qxb7 $18) 20. Rfe1 $13 (20.
cxb5 Bxb2 $17)) 13… h3 $2 14. g3 $5 (14. Nxg7+ Kf8 15. Nxe6+ fxe6 16. Qf3 Qe7
17. c4 $16) 14… Qc7 $2 15. Nxg7+ $18 Kf8 16. Nxf6 $4 (16. Nxe6+ $3 fxe6 17.
Qf3 Bd4 18. c4 Qf7 19. cxd5 Nxe4 20. Qxe4 $18) 16… Nxf6 17. Bxf6 Qxg3+ $3 {
[%mdl 704] Was soll man dazu sagen? Am besten nichts.} (17… Qxg3+ 18. hxg3
h2#) 0-1


Locke hingegen war Dengla Aarav (1959, IND) jederzeit auf der Höhe und merkte nach wenigen Zügen, dass sein Gegner gut vorbereitet war. So wich Locke schnell von seiner üblichen Nebenvariante ab und spielte zur Überraschung mal die Hauptvariante der Aljechin-Verteidigung. Das führte auch sofort zu erhöhtem Bedenkzeitverbrauch bei seinem Gegner. Letztendlich verließ die Partie nie die Remisbreite und so einigte man sich dann auch auf ein Selbiges.

Insbesondere Andre erwischte einen Sahnetag. Ich selber hatte ziemliches Glück (wurde auch mal Zeit). Stefan hatte wie Schlötti einen zufriedenstellenden Tag. Bei allen anderen würde ich es eher als durchwachsen beschreiben. Für morgen gilt es Turnierhärte zu beweisen.

Zwischenstand

Gruppe A

  • GM Sedlak 5 P
  • 127. Stock 3 P
  • 153. Hart 3 P
  • 181. Ernst 2½ P
  • 220. Rein 2 P

Gruppe B

  • 1. Macho 6 P
  • 42. Böhme 4 P
  • 78. Dettmer 3½
  • 79. Grasser 3½

Aus Schwäbisch Gmünd
Euer Niels

Ergebnisse

Fotos: © 2017 Hellern-Archiv