Staufer Open 2019 – Runde 9

1. Turniertag

Runde 1 und 2

Der erste Turniertag begann mit drei kleinen Katastrophen. Hauptsächlich für Stefan und ein bisschen für Schlötti. Was war passiert? Stefan, Locke, Schlötti und Andre waren vom Restaurant am Abend mit dem Auto zurückgefahren. Wegen beschlagener Scheiben sollte Locke auf seiner Seite das Fenster runtermachen. Hat er auch gemacht! Von hoch machen war nie die Rede, hat er auch nicht gemacht! Mit der Folge, dass es die ganze Nacht in Stefan´s Auto geregnet hat. Dementsprechend war der Beifahrersitz nass.

Das war die erste Katastrophe. Die zweite folgte sogleich. Turnierbeginn war für 10:00 Uhr angesetzt. Als so gegen 10:20 Uhr die Teilnehmerlisten ausgehängt wurden, fühlte sich nicht jeder berufen, zu prüfen, ob er auch der richtigen Gruppe zugeteilt war. So gegen 10:45 Uhr kam dann die Auslosung für beide Gruppen und die zweite Katastrophe nahm ihren Lauf. Stefan und Schlötti waren in die A-Gruppe gelost worden. Das bedeutete, dass beide Gruppen mit rund 500 Teilnehmern neu ausgelost werden mussten. Ich hatte mich schon auf eine Weißpartie gefreut und wurde mit der Neuauslosung gegen den gleichen Gegner mit Schwarz gelost. Verdammt.

Gruppe B Runde 1

Für Stefan sollte aber noch eine dritte Katastrophe folgen – und das war seine Partie. Mit Schwarz spielte Stefan die Sizilianische Verteidigung gegen e4 und bekam das Morra-Gambit aufs Brett. Stefan misshandelte die Eröffnung völlig und nach gefühlten 15 Zügen war die Partie auch schon vorbei.
Als Zweiter war Andre mit seiner Partie fertig. Seine Gegnerin Mirjam Zell, DWZ 1719, aus Jedesheim war jeder Zeit auf der Höhe der Partie und so war der folgerichtige Ausgang ein Remis.
Als Nächster beendete ich meine Partie. Mein Gegner, Malte Kohlstruck aus Rüsselsheim (DWZ 1709), eröffnete mit d4 und ich lenkte in eine Altindische Verteidigung ein. Nach fünf Zügen waren wir beide aus unserer Vorbereitung und spielten frei Schnauze. Um den 13. Zug ließ ich eine für mich vorteilhafte Variante mit einem Bauernopfer aus. Die Partie verflachte zusehends und im 19. Zug nahm ich das Remisangebot meines Gegners an. Auch die Postanalyse zeigte, dass die Partie nie die Remisbreite verlassen hatte. Bei Schlöttis Partie hatte ich nur zweimal geschaut, hier war auf dem Brett nicht viel los und es kam folgerichtig zu einem Remis-Schluss.

Gruppe A Runde 1

In der A-Gruppe ging es deutlich heftiger zu. Beginnen wir mit Joachims Partie. Diese war sehr ungewöhnlich. Trotz leichter Vorteile in der Eröffnung ließ Joachim einen Bauernsturm auf seinem Königsflügel zu, um den Gegner auszukontern. Leider hat er sich einzügig selbst ausgekontert und müsste aufgeben.

Locke hatte sich vor dem Turnier noch beschwert, dass er kein Königsgambit mehr aufs Brett kriegt. Gleich in der ersten Runde sollte ihm sein Wunsch gegen Samuel Weber (TWZ 2206) erfüllt werden. Das Brett brannte lichterloh. Als der Rauch sich legte, war eine Stellung auf dem Brett, die (aus Lockes Sicht) nur Weiß hätte gewinnen können – oder eine Remisschaukel zu spielen. Wie auch immer: Locke schaffte es tatsächlich, sich um ein Tempo zu verrechnen und der Punkt war futsch.

Jörg spielte gegen einen sehr routinierten Gegner: Gerhard Richter (TWZ 2066, Siegener SV. Auch wenn die Stellung des Öfteren Stellungsvorteile für Schwarz suggerierte, ergab die Postanalyse, dass die Partie nie die Remisbreite verlassen hatte. Ähnlich erging es auch Franz, der gegen eine Sizilanische Verteidigung seines Gegners Ibrahim Halabi (TWZ 1804, SK Frankenthal) nur wenig Ansatzpunkte fand. So zerrieben sich beide Spieler und in einem Endspiel musste Franz sogar noch ein paar genaue Züge finden, bevor sich beide Spieler auf Remis einigten.

Gruppe B Runde 2

Mit 30 Minuten Verspätung begann um 17:30 die zweite Runde. Bedingt durch unsere grandiosen Ergebnisse in der ersten Runde ergaben sich entsprechende Paarungen in der zweiten Runde. Fangen wir mit der B-Gruppe an.

Andre hatte die Ehre, gegen Malte Kohlstruck, meinen Gegner ausder ersten Runde, zu spielen. Es kam die Vorstoß-Variante der Französischen Verteidigung aufs Brett. Andre zeigte sich durch sein Handicap am rechten Arm stärker belästigt, als ich vermutet hatte. Die erste Ungenauigkeit war aus meiner Sicht das Nehmen auf c5 und die damit verbundene Entwicklung des Läufers. Aber auch sein Gegner spielte nicht so genau und plötzlich hatte Andre eine Figur für einen Bauern mehr. Schwarz hatte aber ausreichend Kompensation durch ein großartiges Zentrum und Angriff auf die Königsstellung. Was letztendlich passiert war, konnte ich nicht mehr feststellen, aber Andre hatte die Partie aufgegeben.

Als Nächster beendete Schlötti seine Partie. Ich hatte dreimal einen Blick auf sein Brett geworfen. Natürlich spielte er Wolga-Gambit gegen d4. Aber sein Gegner wollte das Gambit ums Verrecken nicht annehmen. Daran hat er auch gut getan, denn es ergab sich eine wirklich fette Gewinnstellung für Weiß. Selbst in der Postanalyse konnten wir nur die staunen, wie der Spieler mit den weißen Steinen plötzlich nur noch schlechte Züge fand und Schlötti wie der Phönix aus der Asche auferstand und den vollen Punkt einfuhr.

Ich hatte es mit Dr. Marcus Michna (DWZ 1688, TSF Dietzingen) zu tun. Immerhin hatte ich die weißen Steine, aber mein Gegner zeigte sich vorbereitet. Nach mehreren Eröffnungs- und Mittelspiel-Scharmützeln tauschte Schwarz die Damen. Nun war ich in meinem Element. Ab da war es nahezu ein Spiel auf ein Tor, bis ich im 29. Zug einen Fehler machte. Ein einfaches Ld1 hätte den Bauern auf a4 gewonnen und damit auch die Partie. Im 43. Zug einigten wir uns dann auf Remis, welches für mich sogar noch leicht vorteilhaft war.

Nun zu Stefan. Der war nach seiner Pechsträhne angestachelt. Das heißt aber nicht, dass er besonders gut spielte. Er spielte gegen Rolf-Dieter Pohl (TWT 1435) gut und hatte aber auch Hilfe von seinem Gegner. Mehrfach verpasste Stefan die Gelegenheit, die Partie mit einem vollen Punkt frühzeitiger zu beenden, nur um am Ende ein Finale Furioso auszupacken.

Gruppe A Runde 2

Ich schwenke nun kurz zum A-Open.
Locke hatte gegen Thomas Kromer (TWZ 1860, SF Riedlingen) eine recht langweilige Partie auf dem Brett. Deshalb einigten sich beide Spieler auch relativ schnell auf die Punkteteilung. Franz und Joachim hatten mit Schwarz beide die Französische Verteidigung auf dem Brett.
Joachim hatte gegen Christoph Deutsch (TWZ 1877, SK Gründau) eine Abtausch-Variante mit c4, welche er irgendwie misshandelte und aufgeben musste.
Franz hingegen hatte gegen Benjamin Walny (TWZ 1796, SG Bochum) plötzlich eine Gewinnstellung auf dem Brett und wollte es wohl zu schön spielen. Statt die Dame für den Turm zu bekommen, wickelte er in eine Variante ab, wo er zwei Figuren gegen Turm und Bauern getauscht hatte. Von da an ging seine Partie leider abwärts und nach 4 Stunden musste er aufgeben.
Für mich hat in der zweiten Runde Jörg den Vogel abgeschossen. Sein Gegner Marc Kreuzahler (TWZ 2077, SC Tettnang) wählte eine sehr ungewöhnliche Verteidigung gegen e4. Als der Pulverrauch der Eröffnung sich lichtete, hatte aus meiner Sicht nur noch Weiß Gewinnchancen. Wie diese Partie noch Remis ausgehen konnte, ist mir unerklärlich. Nach der Postanalyse Jörg übrigens auch. Von +30 über Matt in 14 Zügen zu + 69 und so weiter. Unglaublich, aber nur Remis.

Nachspiellink

Somit können wir nach dem ersten Turniertag nur auf durchwachsene Bilanzen zurückblicken.

Aus Schwäbisch Gmünd

Euer Niels

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