Oberliga: Sieg gegen Werder 3 – alles klar?

Trotz des 4½-3½ gegen Werder Bremen III bleibt unser Oberliga-Team vorerst Drittletzter. Ob sich etwas daran ändern wird? Sechs Punkte hat auch Nordhorn-Blanke, aber das etwas leichtere Restprogramm. Die anderen Teams sind mit acht Punkten fast außer Reichweite, was auch an der schlechten Brettpunktbilanz von Hellern 1 liegt. Der Klassenerhalt dürfte aber dennoch mehr als wahrscheinlich sein.

Lange auf Augenhöhe

Breitwand wie im Kino: Oberliga in Cinemascope

Die Bremer waren mit dreifachem Ersatz angereist. Collin Colbow, die Nr. 1, scheint sich in der 1. Bundesliga festzuspielen und mit Olaf Steffens fehlte den Spielern von der Weser einer ihrer Topscorer. Dafür spielten Sascha Pollmann (Brett 7) und Dr. Detlef Diederichsen (Brett 8) ihre jeweils erste Partie in der laufenden Saison. Hellern musste auf Dr. Boettcher verzichten, reaktivierte aber den oberligaerfahrenen Wolfgang Andre und freute sich über den Einsatz von Reinhold Happe in diesem wichtigen Spiel.

Den Wettkampf gewannen wir an den  Spitzenbrettern – und zwar mit einem atemberaubenden Finish. Zwischendurch sah es nicht so gut aus, da Werder durch FM Bach (gegen Holger Lehmann) und Dr. Diederichsen (gegen W. Andre) zu vollen Punkten kam. Jörg Stock remisierte gegen FM Buchal – und wäre da nicht Martin „Locke“ Hart mit einem wahren Masterpiece gewesen, dann hätte es schnell deprimierend werden können.

Das Finish gehörte dann allerdings dem Gastgeber, der dank Tammo Lewin, Alexander Hoffmann und Dr. Ingo Gronde 3x voll punkten konnte. Die Niederlage von Reinhold Happe konnte dann am Endstand nur noch kosmetisch etwas für die Gäste retten.

Pollmann-Hart nach 23.Sd6

Interessant waren alle Partien, bemerkenswert waren drei. Am 7. Brett spielte Sascha Pollmann einen Aufbau, mit dem sich „Locke“ eigentlich auskennen sollte. Warum? Ähnliche Stellungen hat er mitunter selbst auf dem Brett – er kennt sich also aus. Interessant ist an dieser Partie, dass Weiß sein positionelles Ziel erreichte: einen Vorposten auf d6. Den beseitigte Schwarz mit 23…Txd6 und spielte gelassen Db6-c6, wonach der Druck auf den weißen Feldern mörderisch wurde. Danach opferte „Locke“ noch 2x, vielleicht sogar 3x, und zauberte eine Prachtpartie aufs Brett.

Gronde-Brinkmann nach 29.Tbc1

Eine große Chance hatten indes die Bremer an Brett 2, wo Dr. Gronde zwar recht schnell eine Gewinnstellung aufs Brett bekam, aber nach einer ausgelassenen Chance trotz vorherigem Qualitätsgewinn einige Probleme mit den aktiven Figuren seines Gegners bekam. In der Diagramstellung spielte der Bremer Fabian Brinkmann 29…Dd5? und stand erneut auf Verlust. Stattdessen hätte 19…De4 auf kniffelige Weise das Remis forciert. Es blieb die einzige Chance des Bremers. Danach spielte Ingo alles souverän runter.

Last man standing: Dr. Gronde – Brinkmann (r.)

Am 1. Brett steuerte Alexander Hoffmann einen lebenswichtigen Sieg gegen Peter Lichmann bei. Der Bremer hatte zumindest einmal die Gelegenheit, etwas mehr aus seiner Position herauszuholen (s. kommentierte Partien), aber am Ende landeten beide Spieler in einem scheinbar elementaren Endspiel: K+ 2B vs. K+1B. Ein Schachfreund fragte, ob dies denn gewonnen sei. Ich bejahte: „Wenn der König Raum gewinnt!“ Wie das geht, zeigte Alex sehr sauber mit einer Sidestep-Technik, die ich dem Fragesteller widme.

Partien, Tabellen und Trivia


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Alternativer Nachspiellink

Im Übrigen handelte es sich bei diesem Spieltag um die Runde 9 – alle anderen Wettkämpfe werden nun nachgeholt. Interessant ist, dass Salzgitter seinen ersten Mannschaftssieg holte. Und zwar gegen Lehrte, das uns nun nicht mehr einholen kann. Oldenburg gewann einigermaßen deutlich gegen die SF Hannover, während Delmenhorst gegen sieben ersatzgeschwächte Nordhorner ziemlich klar gewann. Zu siebt war auch Ligaprimus Lister Turm nach Hameln gereist. Es reichte dennoch zu einem Kantersieg gegen den Gastgeber: 1½-6½. Verfolger Delmenhorst hat nur noch zwei Termine abzuarbeiten, der Lister Turm aber drei. Und so steuern die Hannoveraner auf die zweite Liga zu, nachdem in den vergangenen Jahren die noch stärkere Konkurrenz den Aufstieg verhinderte. Die Turm-Spieler haben es nun endlich mal verdient.

Fotos: © Thal 2022