Bezirksklasse: „Spieltach“ mit Arbeitssieg

Am 3. Spieltag hatten wir am 20.11. die 3. Mannschaft des Osnabrücker Schachvereins zu Gast, der als Tabellenführer anreiste. Zwei Ausfälle aus der ersten Acht konnte ich durch gute Ersatzspieler kompensieren. Wie auch schon gegen Bramsche in der 2. Runde waren wir an fast allen Brettern, dieses Mal an 6 von 8 Brettern zum Teil deutlich favorisiert. Alles Weitere im Gastbeitrag von MF Niels Dettmer.

Der erste Zug war bereits ein Fehlgriff 🙂

MF Niels Dettmer

Wer dadurch beeinflusst einen deutlichen Sieg von unserer Vierten erwartete, sollte enttäuscht werden. Wer jedoch einen spannenden bis zur letzten Patrone ausgekämpften Mannschaftskampf sehen wollte, der kam hier voll auf seine Kosten. Vor dem Mannschaftskampf wurden die entsprechenden (Impf-) Zertifikate geprüft. Ein Schüler musste noch einen aktuellen Test unter Aufsicht durchführen, um mitspielen zu dürfen. Bedingt dadurch kam ich ziemlich gestresst ans Brett – die Brille war durch den Temperaturunterschied beschlagen – und griff nach meinem vermeintlichen Eröffnungsbauern … und hatte den c-Bauer in der Hand!
Na toll, das kann ja heute was werden.

Quelle: Schachbezirk Osnabrück

Bei meinem ersten Rundgang, nach ca. 1 Stunde sah noch alles in Ordnung aus. Ludger Wöllermann  an Brett 1 stand solide und Thomas Magiera an Brett 7 gegen das Schachtalent Edward Bundan ebenfalls. Alle anderen, mit einer Ausnahme, waren gut aus der Eröffnungsphase herausgekommen. Die Ausnahme war ich selbst. Beim Eröffnungszug hatte ich schon danebengegriffen, dann hatte ich nach 3 Zügen auch noch ein scharfes Gambit auf das Brett bekommen und musste mangels Kenntnisse dieser Eröffnung jeden Zug am Brett finden.

Nach zwei Stunden wagte ich einen zweiten Rundgang. Ludger stand am Königsflügel stark unter Druck, Ramin Kaberi sah sich einem stark spielenden Schachfreund gegenüber und suchte nach Fehlern, Alfons Thöle stand sehr angenehm, Martin Rothe war zu diesem Zeitpunkt schon auf Abwege geraten. Auf dem ersten Blick sah das nach Damenverlust aus. Klaus „Lappi“ Lapehn sah sich einem starken Königsangriff ausgesetzt, Thomas hatte inzwischen einen Königsangriff auf den weißen Königsflügel gestartet, Arsim konnte seinen Ratingvorteil in einen deutlichen Stellungsvorteil umsetzen.
Ich konnte mich aus den Verwicklungen der Eröffnung befreien und fühlte mich ganz gut in meiner Stellung, hatte aber extrem viel Bedenkzeit getankt und war faktisch schon in Zeitnot. Martin musste kurz nach meinem Rundgang zur Aufgabe reichen.

Arsim Hana konnte wenige Minuten später den Ausgleich wieder herstellen. 1:1.

Mannschaftsführer mächtig unter Dampf

Ludger konnte nach etwas mehr als 3 Stunden den Angriff auf seine Königsstellung abwehren, das hat ihn aber viel Kraft gekostet und er willigte einem Remisangebot ein. Ramin sah sich in einem Turmendspiel mit Mehrfigur vielen Gegnerischen Freibauern gegenüber. Alfons Thöle befand sich im Übergang zum Endspiel und bekam ebenfalls ein Remisangebot, welches er aber ablehnte. Lappi hatte noch Ressourcen gefunden und wehrte sich weiter gegen den Königsangriff. Bei Thomas sah der Angriff vielversprechend aus. Meine Stellung war inzwischen einfacher zu spielen, ich musste allerdings höllisch aufpassen, weil mein Gegner mir einige Probleme bereitete.

Alfons Thöle (Archivfoto)

Um die Zeitkontrolle herum konnte Alfons seine Partie gewinnen und brachte uns in Führung. 2,5:1,5. Ramin hatte sein Turmendspiel in den Remishafen überführt, optisch sah das zwischendurch gar nicht so einfach aus. Zumal Ramins Gegner über weite Strecken ein nahezu perfektes Spiel ablieferte und das bei einem Ratingunterschied von ca. 300 Punkten.
Der Angriff von Thomas konnte nicht durchschlagen und sein junger Gegner konnte alle Drohungen erfolgreich verteidigen. In einer ziemlich verkeilten Stellung wurde folgerichtig Remis vereinbart. Lappi kämpfte immer noch um seine Königsstellung, gab aber nicht viel Anlass zur Hoffnung.

Bei mir regierte in den letzten 10 Zügen die Zeitnot. Mit nur noch einer Minute absolvierte ich den 40. Zug und mit 15 Sekunden den 41. Zug. Sicher ist sicher, falls ich einen Notationsfehler habe. Ich hatte angesichts meiner Zeitnot zwischenzeitlich ein Remisangebot von Andreas Festl erhalten, welches ich aber bei dem Zwischenstand ablehnte. Wir führten also mit 3,5:2,5 und noch zwei laufende Partieen.
Trotz aller Gegenwehr musste Lappi seinem Gegner die Hand zur Aufgabe reichen. Das war bravourös gekämpft gegen einen Gegner, der einen absoluten Sahnetag erwischt hatte.

So mit lief nur noch meine Partie. Für einen Sieg der Mannschaft musste ich nun gewinnen. Das war aber gar nicht so einfach. Vom Gefühl her stand ich besser, aber bis auf dem Bauerngewinn bei der Eröffnung hatte ich keinen Materialvorteil. Was die Stellung angenehmer zu spielen machte war mein Raumvorteil und die größere Aktivität meiner Leichtfiguren. In der Postanalyse zeigte mir die Engine dann einen deutlichen Stellungsvorteil an, den ich aber nicht so deutlich wahrgenommen habe. Mein Gegner machte mir meine Aufgabe so schwer wie möglich und kämpfte wie der Teufel gegen eine drohende Niederlage an.Ich musste wirklich alle Ressourcen aufbieten und durfte mir keinen Patzer erlauben um das Ziel, den Mannschaftssieg zu erreichen, nicht zu verfehlen.
Nach ca. 5,5 Stunden harten Kampf gab mein Gegner in einer letztlich hoffnungslosen Stellung auf. Das Matt in 10 Zügen, welche mir der Silikonfreund in meiner Analyse anzeigte, habe ich natürlich nicht gesehen.

Wir konnten nach einem spannenden Mannschaftskampf trotz zum Teil großer Ratingvorteile nur einen 4,5: 3,5-Arbeitssieg vorweisen. Dafür geht ein großes Lob an den Kampfgeist unseres Gegners, der uns alles abverlangte.
Nach drei Runden stehen wir nun auf dem 2. Platz hinter dem SK Meppen. In der nächsten Runde geht eA nach Fürstenau, wenn wir denn am 11.12. noch spielen dürfen.

Tabelle nach Runde 3

Niels Dettmer (Mannschaftsführer SV Hellern 4)

Fotos: © 2021 Hellern-Archiv