Gegen FM Winterberg holte sich Hannes mit Schwarz ein Remis. Man muss aber beide Spieler loben, denn sie spielten eine fehlerfreie Partie. Zumindest wenn man die Bewertung der Engine zum Maßstab macht. Die zeigte ständig 0.00 an.
Runde 6
Der 26-jährige Lukas Winterberg holte sich seinen FM-Titel vor vier Jahren. Im Dezember 2016 erreichte er seine bislang beste ELO-Zahl: 2416. Nutzern von chess24 ist der FM durch seine Videolektionen bekannt.
Winterberg spielt übrigens für den SC Heimbach-Weis N in der Oberliga Süd-West – in der zurückliegenden Saison mit einem ausgezeichneten Ergebnis am Spitzenbrett (5½ v. 9). Für Hannes eine kernige Herausforderung.
Um einen Schachspieler besser kennenzulernen, betreibt man Quellenstudium. In vor-digitalen Zeiten war dies eine seriöse Methode der Suche nach Fakten und Sachverhalten: Man las Bücher. Heute googelt man und es nicht immer ist klar, ob man dabei Fakten oder Fake News findet. Da lobe ich mir Lukas Winterbergs Blog, der einen überaus reflektierten und selbstkritischen Geist vorstellt. Ähnlich wie Ivan Sokolov schreckt er nicht davor zurück, auch Partien vorzustellen, in denen er nicht gut spielte.
Winterberg schreibt und analysiert sachlich. Wie viele andere Schachspieler (und generell gilt dies auch für andere Sportler) ist er ein wenig abergläubisch. So berichtet er: „Erfahrungsgemäß laufen Turniere bei mir schlecht, wenn ich in der ersten Runde problemlos gewinne. Zitterpartien in der ersten Runde haben hingegen oft einen guten Turnierverlauf zur Folge.“
In der ersten Runde verlor der FM. Es folgte aber kein Höhenflug, sondern ein passables Turnier, bislang ohne nennenswerte ELO-Verluste oder -Gewinne.
Aber Lukas Winterberg hat auch Prinzipien. „Es gibt fast nichts, was mich dermaßen degoutiert, wie der Schlachtplan, von Beginn an ein Remis abzuklammern, allein weil man nominell unterlegen ist. Ich weigere mich solche Strategen als Schachspieler anzuerkennen. Unverschämte Remisgebote um Zug 20 herum sind meiner Aversion dabei sicherlich nicht zuträglich.“
Ich bin gespannt, ob Hannes ihm so ein Angebot unterbreitet hat. Im Moment kann man nicht erkennen (es ist gerade kurz vor Zwölf), dass Hannes es auf eine Punkteteilung anlegt. Und auch später sah man, dass beide wirklich kämpften, bis es offensichtlich keinen Sinn mehr machte, s. Schlussstellung (rechts).
Es wurde in der 5. Runde sehr viel remisiert. In der einzigen noch laufenden Partie wird es aber zu Sieg oder Niederlage kommen. Jari Reuker steht gegen GM Alexandr Karpatchev auf Gewinn, während Madhan Barath ein Läuferendspiel gegen Vadim Malakhatko verloren hat. Trotz ungleicher Läufer. Falls es zu den erwarteten Ergebnissen kommt, haben wir vier Spieler, die sich Platz 1 mit vier Punkten teilen. Zu ihnen würde eben auch Jari Reuker gehören, der sich morgen gegen Hannes den fehlenden Punkt für die IM-Norm holen könnte. Alles noch ein Konjunktiv, aber pikant allemal.
Update: Jari hat es geschafft. Morgen gibt es das große Duell.
Kurzer Tipp: Wieder mal bei den Lubbes reinschauen – die haben zur Runde 5 einen lesenswerten Bericht verfasst: „Nachwuchsspieler auf Normenkurs.„
Links
- Homepage des Veranstalters
- Ergebnisse und Tabellen auf chess-results.com