Alles lief rund: Mit 2½ Punkten hatten die letzten vier Bretter der mit den Top 8 angetretenen Helleraner eine hervorragende Basis für einen Mannschaftssieg geschaffen. Nicht selbstverständlich gegen die immerhin an drei Bretter nominell stärker besetzten Gäste aus Delmenhorst. Leider reichte es dann doch nicht, denn vorne spielten die Gäste stark. Auch weil sie zum zweiten Mal in dieser Saison ihren Großmeister Tomasz Warakomski einsetzten. Und der sorgte in der letzten Partie dann auch prompt für das 4-4. Update von 7.3.2025.
Statistiken sind keine Fakten, Punkte schon!
Folgt man dem Liga-Orakel, dann liegt die Wahrscheinlichkeit unseres Abstiegs bei 0,4 %. Gelassenheit löst das nicht aus, denn natürlich ist es nicht verboten, die letzten drei Mannschaftswettkämpfe zu verlieren. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht. Trotzdem: insgesamt zwei Punkte gegen Uelzen und Oldenburg sollten schon her. Notfalls dürfte auch ein Punkt reichen, denn Hellern hat eine wichtige Ressource: die Mannschaft hat bei den Brettpunkten ein dickes Polster von +3.
Meine Prognose: die Abstiegsfrage wird am 13. April in der Begegnung Uelzen-Lehrte einschieden. Das wird dann das zweite Heimspiel von Uelzen innerhalb einer Woche sein, denn das Match Uelzen-Hellern wurde auf den 6. April verschoben. Ob uns das hilft? Man wird es sehen.
Auch Hellern wird deshalb innerhalb kurzer Zeit 2x antreten müssen. In der letzten Runde geht es zu Kirchweyhe 2 – und wenn dann der Deckel immer noch nicht auf dem Topf ist, haben wir ein Problem.
Starker Start
Schach ist kein Wunschkonzert. Allerdings hatte man zunächst das gegenteilige Gefühl, denn Jörg Stock konnte nach einer bislang glücklosen Saison Bernd Korsus einen halben Zähler abknöpfen, während Reinhold Happe im Eiltempo seine Partie gegen Peter Gellrich gewann . Was will man mehr?
Reinholds erster voller Punkt seit der Saison 2022/23 – und ein schöner dazu. Dabei hatte der Delmenhorster positionell „vernünftig“ geplant, als er am Damenflügel einen lästigen Vorposten einpflanzen wollte. Sein Pech: Weiß konnte mit einem Scheinopfer den sofortigen Kollaps der schwarzen Stellung auslösen. So geschah es dann auch.
Mannschaftstaktisch war das Remis von Dr. Christian Böttcher absolut passend, auch wenn es kein großes Spektakel für die Kiebitze gab. Technisch wurde die Partie von Christian und Theis Pahl völlig fehlerfrei gespielt.

Der Doppelschlag
Es folgten kurz hintereinander zwei Partien, die nicht fehlerfrei waren, aber zu vollen Punkten führten. Jens Güting besiegte mit einem wüsten Wolga-Gambit den erfahrenen FM Karl Juhnke und bestätigte seiner aufsteigende Formkurve. Die 3-1-Führung währte allerdings nicht lange, denn leider musste FM Hannes Ewert mit den schwarzen Steinen kapitulieren.
In Juhnke-Güting konnten sich die Kiebietze über fehlende Kreativität nicht beklagen. Jens spielte eine Nebenvariante des Wolga-Gambits, allerdings ohne Gambit. Ein Umstand, der auch durch den ECO-Index A57 nicht aufgeklärt werden konnte. Der FM griff zügig an und wollte ein Fesselungsmotiv kreieren. Das Motiv sollte man sich merken. In der Partie funktionierte es nicht.: 3-1.
In Erik Pahl – FM Ewert ging es nicht so rustikal zu. Die Partie ist nicht einfach zu kommentieren. Eigentlich dachte man Ende der 1970er-Jahre, dass die die theoretische Debatte beendet ist, aber das Abspiel mit dem ominösen Zug h7-h6 war unkaputtbar. Hannes folgte als Schwarzer in der Smyslov-Variante der Hauptvariante mit 14…c5. Auch Smyslov hat dies gespielt, wenngleich er die nach ihm benannte Variante selten aufs Brett brachte.

Das bekannte Problem ist allerdings, dass der Sa5 nach 15.d5 so schnell keine guten Felder finden wird. Nach 15…g6 16.b3 stand Hannes bereits schlechter. Eine theoretische Debatte würde aber den Rahmen dieses Beitrag sprengen.
Im weiteren Verlauf verlor der Delmenhorster zwar kurzfristig den Faden, wonach die Stellung ausgeglichen war, aber ihren dynamischen Charakter nicht eingebüßt hatte. Hannes verpasste leider diese Chance (Nachspiellink), danach hatte der Delmenhorster sehr starke taktische Ideen in einer unterm Strich hochinteressanten Partie. Damit verkürzten die Gäste auf 3-2, aber Hellern hatte ja auch weitere Topspieler im Köcher.
Ingo gewinnt – es steht 4-2

Ingo ist gegenwärtig in Topform. IM Chokhonelidze spielte im Sizilianer früh Dd8-b6, eine Variante die vor einigen Jahrzehnten in Hellern sehr populär war. Das konnte Ingo nicht beeindrucken. Trotzdem wurde der Kampf um die Vorteile zäh und forderte eine gewisse Nervenstärke. Und ähnlich wie in Hannes‘ Partie gab es etliche theoretische Finessen in einer komplizierten Stellung. Entscheidend: Taktisch war Ingo an diesem Sonntag der bessere Spieler. Im 18. Zug verpasste der Delmenhorster den Ausgleich, wenig später folgte ein gravierender Fehler, den Ingo sofort ausnutzte.
Nun fehlt nur der berühmte halbe Punkt. Leider wollte er sich nicht einfangen lassen. Und so verloren Holger Lehmann und schließlich auch Alexander Hoffmann beide ihre Partien. Die liegen leider noch nicht vor. Aber wer in einigen Tagen wieder diesen Beitrag aufruft, wird ein Update finden. Versprochen.
Und hier ist die Partie, zumindest der entscheidende Abschnitt des Mittelspiels. Insgesamt ein sher komplizierte und anspruchsvolle Partie, in der Alex nicht chancenlos war: Nachspiellink

Spannungsreiche Tabelle

Lehrte gewann knapp gegen NOH-Blanke – der zweite Sieg nach dem vorgezogenen Spiel gegen Delmenhorst. Beide Matches gewann der Aufsteiger mit 4½-3½. Das setzt natürlich alle Mannschaften mit 4 oder 5 Punkten unter Druck. Oldenburg konnte bei der SG Osnabrück den zweiten Saisonsieg verbuchen. Uelzen verlor dagegen hoch beim Lister Turm II. Werder Bremen III gelang ein achtbares 3-5 gegen Kirchweyhe II.
Hellern muss in Runde 7 aussetzen – das Auswärtsspiel bei Post Uelzen wurde auf den 6. April verschoben.
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