Hellern 2: Herzschlagfinale, Punktlandung, Meisterschaft und Aufstieg

Mit einem von unserer Seite nicht erwarteten Finale endete die diesjährige Verbandsligasaison. Beim Buchmacher hätte mit Sicherheit auch keiner mehr auf unsere 2. Mannschaft gesetzt, da wir zu keinem Zeitpunkt davon ausgegangen sind, dass die SG Ammerland noch einen Punkt liegen lassen würde. Ein Beitrag von Stephan Niendieker.

 

Mannschaftsführer Stephan Niendieker mit erfreulicher Bilanz

Umso entspannter gingen wir am gestrigen Sonntagmorgen in unser letztes Heimspiel der Saison gegen den Tabellendritten aus Emden. Diese kamen unseren Siegambitionen damit entgegen, dass sie leider nur mit sechs Spielern anreisten und auch die beiden starken Spitzenbretter der Emdener (Andreas Kerker und Steffen Bartsch) nicht mit an Bord waren.

Brett 1: Klinkenborg – Andre = ½-½

In einer sehr spannenden Partie erzielte Wolfgang Andre nach einem starken Schwarzauftritt ein Remis. Vermutlich ließen beide Seiten in dieser Partie gute Chancen liegen. Auf jeden Fall machte es dem Berichterstatter viel Spaß diese strategisch tolle Partie vom Nachbarbrett aus zu beobachten.

Der Emdener Martin Klinkenborg (r.) erreichte mit viel Glück ein Remis

Für Wolfgang endete damit eine souveräne Einstiegssaison in unserem Verein. Mit 4,5 aus 8 Partien machte Wolfgang zwar ein kleines DWZ-Minus, aber für die Mannschaft war Wolfgang ein entscheidender Faktor für den Aufstieg. Stets half er unseren „jüngeren“ Mitspielern mit seiner großen Erfahrung und mit Tipps und Tricks. So wurden häufig vor dem Wettkampf noch kurze Analysen mit Wolfgang durchgegangen, die er mit seinem hervorragenden Wissensschatz um wertvolle Vorfschläge bereicherte. Auch waren die Nachanalysen mit Wolfgang immer sehr hilfreich. Sachlich und fachlich 1A, was du diese Saison geleistet hast und dich damit sofort als unverzichtbarer Bestandteil der Mannschaft eingebracht hast.
Herzlichen Dank für deinen tollen Einsatz für die Mannschaft!!!

Brett 2: Niendieker -Janssen = ½-½

Eilert Janssen (l.) wehrte sich hartnäckig gegen den Teamchef der Zweiten

Etwas fahrlässig ging ich am gestrigen Tag mit meinen Chancen um. Nach gewonnener Eröffnung mit Mehrbauern und gefühlter Gewinnstellung versuchte ich den Tag taktisch zu beenden und fiel dabei in eine gewisse Leichtigkeit, meine Ideen nicht mehr zu berechnen, sondern mich auf das Gefühl zu verlassen. Ein großer Fehler, denn Eilert Janssen  wehrte sich hartnäckig und fand gute Züge. Da stand ich plötzlich mit Dame, 2 Läufern und 4 Bauern gegen Dame, 2 Türme und 2 Bauern. Zum Glück befand sich der schwarze König in sehr luftiger Umgebung und eine Flucht vor meinen Läufern war extrem riskant, so dass ich zum Glück immer wieder Drohungen aufstellen konnte, die meinen Gegner dann zu einem Remisangebot veranlassten.
Naja 3,5 aus 6 sind sicherlich kein gutes Ergebnis nach dieser Saison, aber für die Meisterschaft reichte es zum Glück dennoch.

Brett 3: Müller – Hart = ½-½

In einer unkonventionellen Partie erzielte unsere Topscorer und Leistungsträger Locke mit Schwarz ein recht schnelles Remis gegen Christian Müller. Eine von beiden Seiten eloquent vorgetragene Partie, in der die offene weiße Spielweise sehr interessant schien.
Locke erzielte diese Saison damit 5 Punkte aus 7 Partien eine Leistung von 2085 in der Verbandsliga und machte somit hochverdient ein DWZ-Plus von 21 Punkten. Damit kratzt Locke wieder an der 2000er DWZ. Die vier Punkte machst du bestimmt in Bamberg. Wir werden über das bereits jetzt schon ausgebuchte 1. Bamberg-Open (9.-15.2018) berichten. Hier die Start-/Rangliste (mit Martin Hart, Joachim Rein und Andre Böhme).

Brett 4: Paul – Hartwich = 1:0 (kampflos)

Für Reinhard tat es dem Zuschauer wirklich schon leid. Nunmehr war dies die vierte (!) kampflose Partie für Reinhard in dieser Saison. Ich gehe davon aus, dass Reinhard in der Landesliga wieder volle neun Partien mitspielen wird. Für unseren immer zuverlässigen Reinhard war diese Saison damit nicht so erfreulich. Dennoch erzielte Reinhard mit 3 Punkten aus 5 Partien ein minimales DWZ-Plus von zwei Punkten.

Brett 5: Colgen – Suendorf = 0:1

Eine hochspannende Partie konnte an Brett 5 verfolgt werden. Hier kämpfte ein weiterer Leistungsträger von uns um den vollen Punkt. Aber Dieter Colgen machte es Dominik wirklich nicht einfach. Eine sehr interessante weiße Partieanlage ließ mich lange Zeit an einem Schwarzsieg zweifeln. Irgendwann kam dann die Taktik und Dominik wurde quasi zum Matchwinner, indem er das Ruder herumriss.
Mein Dank an Dominik für die echt tolle Saison! 6 Punkte aus 9 Partien stehen für eine Leistung von 1911 und einen DWZ-Plus von 25 Punkten!

Brett 6: Röhrich-Seggers = 1:0 (kampflos)

Stefan Röhrich hatte es wie Reinhard in dieser Saison nicht leicht. Unser Neu-Papa konnte nur in vier  Wettkämpfen teilnehmen und nur 2-mal spielen. Auch du wirst nächste Saison sicherlich mehr Partien in der Landesliga spielen können.

Brett 7: Endrigkeit – Gillenkirch 0:1

Die formal einfachste Aufgabe hatte Robert gegen Manfred Endrigkeit zu lösen. Hier hatten wir einen DWZ-Unterschied von über 400 Punkten auf unserer Seite. Jedoch sind auch dies nicht immer leichte Aufgaben. Und so wurde Robert bereits mit einer unkonventionellen Eröffnung überrascht. Robert baute sich jedoch nach bewährtem Standard auf und begann nach und nach seine Stellung zu verbessern. Dies führte letztendlich zu einer Gewinnstellung.
Danke Robert für deinen kurzfristigen Einsatz!
(Anm. d. Red.: Die folgende Partie führte weit zurück in die Schachgeschichte. Beide Spieler betraten prominentes Terrain. Bereits der große Philidor hatte Ende des 18. Jh. ein Konzept gegen den weißen Aufbau entwickelt. Später wurde diese Art Sizilianisch zu spielen zum Standard. Howard Staunton, der Stärkste seiner Zeit, spielte es mit Schwarz. Alfred Anderssen, der deutsche Schulmeister und inoffizielle Weltmeister, bekämpfte es mit Weiß. Aljechin, der spätere Weltmeister, lieferte systematische Analysen. Und aktuell hat es gelegentlich Fabiano Caruna, der Sieger im FIDE-Kandidatenturnier (Berlin), im Repertoire. Also viel Schachgeschichte auf den Schultern der Akteure.)

[Event „Verbandsliga 2017/18“]
[Site „Hellern“]
[Date „2018.04.15“]
[Round „9.7“]
[White „Endrigkeit“]
[Black „Gillenkirch“]
[Result „0-1“]
[ECO „B30“]
[WhiteElo „1468“]
[BlackElo „1865“]
[Annotator „Thal“]
[PlyCount „113“]
[EventDate „2018.??.??“]
[EventType „team-tourn“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
[WhiteTeam „Königsspringer Emden“]
[BlackTeam „SV Hellern II“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]

1. e4 c5 2. Bc4 e6 $1 3. Nc3 ({Die Stammpartie wurde 1783 gespielt:} 3. Qe2 Nc6
4. c3 a6 5. a4 b6 6. f4 d6 7. Nf3 Nge7 8. Ba2 g6 9. d3 Bg7 10. Be3 d5 {1/2-1/2
(51) Bowdler,T-Philidor,F London 1783}) 3… Nc6 4. d3 a6 5. Nf3 b5 6. Bb3 Qc7
7. g3 $6 {Diese Schwächung wird partieentscheidend werden.} Nf6 8. Bg5 Be7 $17
9. a3 O-O (9… h6 10. Bf4 d6 11. O-O O-O 12. Re1 Bb7 $17 {Plan:
Zentralisierung, g7-g5 und danach d6-d5.}) 10. Qe2 Bb7 11. O-O Nd4 12. Nxd4
cxd4 13. Nb1 h6 14. Bxf6 Bxf6 15. Nd2 e5 16. Nf3 d6 17. h4 $5 Qd7 18. Nh2 Bc8
$1 19. Qh5 Qh3 $15 20. c3 dxc3 21. bxc3 Ra7 (21… Bd8 $3 {Der schwer zu
findende Zug droht fürchterlich mit Lb6 und damit auch mit Dxg3. Robert hatte
dies kurz analysiert, entschied sich dann aber anders.}) 22. Bd1 Kh7 23. Ng4 $2
(23. Bg4 Bxg4 24. Qxg4 Qxg4 25. Nxg4 Rc7 $11) 23… Bg5 24. hxg5 $2 {Großes
Spektakel.} Qxh5 25. Nf6+ gxf6 26. Bxh5 fxg5 27. Kg2 f5 28. f3 Rc7 29. Rfc1 Bd7
30. c4 bxc4 31. dxc4 fxe4 32. fxe4 Be6 33. Be2 Rc6 34. Rab1 Rfc8 35. Rb7+ R8c7
36. Rxc7+ Rxc7 37. a4 Kg6 $19 38. Kf2 h5 39. Rd1 Rc6 40. Rc1 g4 41. Ke3 Rb6 42.
c5 Rc6 43. Rd1 dxc5 44. Rd8 c4 45. Kd2 Kg5 46. Kc3 h4 47. gxh4+ Kxh4 48. Rh8+
Kg3 49. Rf8 Rb6 50. Bd1 Kg2 51. Rf6 g3 52. Bf3+ Kh2 53. Rh6+ Kg1 54. Bd1 Rd6
55. Be2 Kf2 56. Rg6 g2 57. Bxc4 0-1

Brett 8: Kuchemüller – Suren 0:1

Brösel hatte es mit Weiß mit Peter Suren, dem nominell stärksten Emdener zu tun. Peter Suren wurde nachgemeldet und hat eine DWZ von über 2000. Dementsprechend trat er mit Schwarz auch auf. Von Beginn an mit einer aggressiven Eröffnung und auf Gewinn spielend. Dem steht Brösel natürlich nicht nach. Und so wurde es eine strategisch und taktisch spannende Partie, in der sich die Emdener ihren verdienten Ehrenpunkt holten.

 


Ein Dankeschön an die weiteren Stammkräfte. Ein Dankeschön möchte ich auch meine weiteren Stammspielern Tammo und Alexander sagen. Tammo konnte leider nur 4 mal spielen, da er frühzeitig in der Ersten festgespielt war und bereits am Anfang der Saison dort 2-mal aushelfen musste. Nichtsdestotrotz half uns Tammo mit 2,5 Punkten aus 4 Partien und einem DWZ-Plus von 10 Punkten entscheidend mit beim Aufstieg. Vielen Dank Tammo.

Eine saustarke Saison spielte Alexander Travica – unser zweiter Neuzugang in dieser Saison. Alexander holte insgesamt 4 Punkte aus 6 Partien (1 x kampflos), erspielte eine superstarke Turnierleistung von 1853 und konnte insgesamt 41 DWZ-Punkte gutmachen .
Besten Dank Alexander und ganz starke Saison von dir.

Unser Wettkampf war damit mit 5,5 Punkten für uns entschieden. Damit hatten wir 46,5 Brettpunkte, exakt die notwendigen Punkte zum Aufstieg, falls Ammerland patzen sollte. Hiervon gingen wir aber offen gestanden nicht aus. Umso erstaunter waren wir, als wir erfuhren, dass es in diesem Wettkampf zwischenzeitlich 3,5 zu 3,5 stehen sollte. Kurze Zeit später stand das Endergebnis von 4:4 im Netz. Herzlichen Dank an die 7 Lingener für diese Meisterleistung.

Endtabelle

Wie ging es weiter? Das verraten wir nicht. Es wurde spät.
Wie geht es in der neuen Saison weiter? Das wissen wir noch nicht. Allerdings ist uns bewusst, dass die Landesliga extrem hart wird und wir uns noch deutlich steigern werden müssen, um in dieser brutal starken Liga mithalten zu können. Wir werden es angehen.
Damit endet für diese Saison die Berichterstattung über die 2. Mannschaft. Wir lesen uns in der neuen Saison. Alle Partien, über die wir während der aktuellen Saison berichteten, gib es hier noch einmal zum Nachspielen.

Stephan Niendieker

(Anm. d. Red.: Die neuen DWZ-Zahlen liegen bereits vor. Das ist schön. Weniger schön: In der Verbandsliga West wurden fast 10% aller Partien nicht gespielt, weil einige Spieler nicht antraten. In der Landesliga Nord war die Quote nicht so hoch, allerdings wurde dort der Abstiegskampf durch eine Mannschaft entschieden, die zum letzten Wettkampf nicht mehr antrat. Leidtragender ist der Stader SV, der 2015/2016 noch in der Oberliga spielte und nun den Gang in die Verbandsliga antreten muss.)

Fotos: © Thal 2018, Hellern-Archiv 2017-2018