DEM Runde 9: Hannes ist Vizemeister. Toll!

Blick auf die Veranstaltungsorte, im Vordergrund das Foyer. Hier findet die Anmeldung statt sowie die Rahmenturniere (Tandem, Familienmeisterschaft). Dahinter die Halle, in der die Eröffnung stattfindet. Ganz hinten der riesige Spielsaal (Bildquelle: Deutsche Schachjugend).

Bitte stöbern!

Ist schon Sommerschlussverkauf? Nein. So weit verzweigt wie der außerordentlich beliebte Austragungsort in Willingen ist auch das Angebot jenseits der Turniersäle. Es ist zwar nicht neu, muss aber erneut gesagt werden: Was die Veranstalter mit der Online-Präsentation der Deutschen Einzelmeisterschaften der Schachjugend auf die Beine gestellt haben, ist sehenswert. Eine eigene Turnierzeitung im PDF-Format lädt zum Stöbern ein, es gibt einen Blog, Fotogalerien und Pressematerial für Journalisten und Vereine, natürlich eine Live-Übertragung der Partien und klar, auch das CHESSY TV ist mit einem Live-Video dabei. Und während ich dies schreibe, kommentieren Artur Jussopow und Vincent Keyer gerade aktuelle Partien.

Eröffnungsfeier (Bildquelle: Deutsche Schachjugend)

Dass die Eröffnung der diesjährigen Veranstaltung in Sachen Optik und Aufmarsch der Gladiatoren gewohnt farbenfroh war, versteht sich von selbst. Wer mehr von der eindrucksvollen Eröffnungsveranstaltung sehen will, ist hier gut aufgehoben.

Unser Fokus ist klar

Es ist beinahe schade, dass angesichts der vielen Möglichkeiten eine ausgewogene Berichterstattung unmöglich ist. Wir interessieren uns zuallererst dafür, was unser einziger Vertreter in seinem Meisterturnier zustande bringt: Hannes Ewert. Der Start war ja schon recht vielversprechend, Robert hat darüber berichtet.

Was also passiert bei der u 16?
Zunächst möchte ich die Turnierfavoriten vorstellen, auch auf die Gefahr hin, dass der eine oder andere keinen guten Lauf hat und in der Versenkung verschwindet. Soll ja vorkommen.


Die Favoriten

Die DEM ist ein Sammelbecken der Talente. Wer in der u 16 und u 18 zur Spitze gehört, hat bereits früher auf der „Deutschen“ geglänzt. Und das gilt nicht nur für die „Prinzen“ wie GM Matthias Blübaum, der aktuell zum „Spieler des Jahres u20 m“ gewählt wurde. In der u 16 haben die Favoriten ebenfalls eine bewegte Schachvita. Über Luis Engel hat Robert berichtet. Hier ein Blick auf die anderen Meisterkandidaten.

FM Julian Martin wurde 2014 zum „Spieler des Jahres u14 m“ gewählt. Zuvor hatte der Spieler der OSG Baden-Baden bereits in Brasilien bei der WM im Jahrgang u10 auf internationalem Parkett Erfahrungen gesammelt. In der u12 wurde er Deutscher Meister, schlug in einem Open zuletzt GM Henrik Teske und hat aktuell eine ELO von 2348. Julian gehört zum Kader des Deutschen Mannschaftsmeisters OSG Baden-Baden und durfte in der zurückliegenden Saison 2x ans Brett (50%).

Auch FM Emil Schmidek (Tus Makkabi Berlin) gehört zu den Talenten, die mittelfristig den IM-Titel (oder mehr) im Fokus haben. Mit einer ELO von 2424 ist dies realistisch. Vor wenigen Wochen schlug Emil beim Grenke Chess Open (Sieger: Matthias Blübaum) der polnischen GM Tomasz Markowski (2574) auf eine Weise, die das große taktische Potential des Berliner bewies. Schmidek spielt an Brett 2 für Makkabi Berlin in der Oberliga Nord Ost und schloss die Saison mit überragenden 6 P (8) ab.

FM Valentin Buckels ist ein bekanntes Gesicht. 2011 nahm er als Neunjähriger bereits an der Jugend-WM in Brasilien teil, danach ging es nur noch aufwärts. 2015 verlor Hannes bei der DEM u 14 mit Schwarz gegen den Spieler des Bundesligisten SV Mülheim-Nord – damals hatte Valentin noch 200 Punkte Vorsprung. Mittlerweile hat Hannes die Differenz um 50% eingeebnet und es wäre eine Überraschung, wenn die beiden sich im laufenden Turnier nicht begegnen würden.
2016 wurde Valentin im Willingen ungeschlagen geteilter 1.-3. bei DEM u16, zusammen mit Kevin Schröder und Konstantin Urban, der aufgrund der besseren Feinwertung Deutscher Meister wurde. Im Seniorenbereich ist der 15-jährige FM mittlerweile ein etablierter Bundesligaspieler. In der mit Stars reichlich gespickten Mannschaft der Mülheimer kam er in der Schlussphase der Saison 5x zum Einsatz (50%). Im Februar schlug Buckels im Bundesliga-Wettkampf gegen Schwäbisch-Gmünd dann zum Wohlgefallen der Lokalpresse auch noch IM Frank Zeller. Das also haben Hannes und der Top-Favorit aus dem Nordrhein-Westfälischen schon mal gemeinsam …

Zuletzt wollen wir noch Hannes‘ heutigen Gegner vorstellen: Theo Gungl. Über das Fehlen einer optimalen Förderung konnte er nicht klagen: vor vier Jahren war er bereits Mitglied des sogenannten „Juniorprinzenlehrgangs“. Das Ziel der DSB-Kaderschmiede: Erlangung der IM-Stärke.
Vor zwei Jahren begegneten sich Hannes und das Talent vom USV TU Dresden bereits bei der DEM u14 – die Partie endete mit einem Unentschieden. Im letzten Jahr lief es für den jungen FIDE Meister nicht so rund: bei der DEM landete der an 7 gesetzte Dresdener nur auf Platz 23. Theo spielt in der Zweiten der TU Dresden am 6. Brett (Oberliga Ost A).

Runde 3

In der aktuellen Runde hatte Hannes mit Theo Gungl einen weiteren Titelaspiranten zu bespielen. Hannes wählte gegen die Slawische Verteidigung einen ruhigen Aufbau, der bei optimalem Verlauf einen positionellen Vorteil verspricht, aber ansonsten ziemlich bombenfest ist. Mit 13…e5 wählte Gungl dann eine Neuerung, die er sehr interessant interpretierte. Nach einem Scheinopfer verflachte die Partie und wurde nicht mehr fortgesetzt: Remis. Damit hat sich Hannes zunächst einmal in der erweiterten Spitzengruppe festgesetzt.

[Event „DJEM u16“]
[Site „Willingen“]
[Date „2017.06.04“]
[Round „3“]
[White „Ewert“]
[Black „Gungl“]
[Result „1/2-1/2“]
[ECO „D10“]
[WhiteElo „2231“]
[BlackElo „2239“]
[Annotator „Thal“]
[PlyCount „49“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

1. d4 d5 2. c4 c6 3. Nc3 Nf6 4. cxd5 cxd5 5. Bf4 {Atalik: ‚This is a dangerous
system…‘} Nc6 6. e3 a6 {Im Moment die angesagte Main Line.} 7. Bd3 Bg4 8.
Nge2 e6 9. O-O Bd6 {ist beinahe genauso beliebt wie 9…Le7.} 10. f3 Bh5 11.
Bxd6 Qxd6 12. Rc1 O-O 13. Na4 $1 {führte zu einer längeren Denkpause von
Theo Gungl, obwohl Sf6-d7 hier die Standardantwort ist.} e5 $146 (13… Nd7 14.
Qb3 Qb4 $5 (14… Rfb8 $11) 15. Qxb4 Nxb4 16. Nf4 Rfc8 17. a3 Nxd3 18. Nxd3 $16
{1-0 (40) Ivanov,S (2550)-Blomqvist,E (2448) Stockholm 2012}) 14. Nc5 Ra7 $5
15. Qd2 Re8 16. Rfe1 (16. dxe5 Nxe5 17. Nd4 $14 {[%csl Rd5,Re3] aber der
Vorteil ist eher minimal.}) 16… e4 $1 17. fxe4 dxe4 18. Bb1 b6 19. Na4 Bxe2
20. Qxe2 Nxd4 $1 {Die Pointe. Danach hat Weiß keinen Vorteil mehr.} 21. Qd1 (
21. exd4 $2 Qxd4+ 22. Qe3 Qxa4 23. Qxb6 Rae7 $17) 21… b5 22. Nc5 Nf5 23. Nxe4
Nxe4 24. Bxe4 Qe5 25. Bxf5 $11 1/2-1/2

Vorne setzten sich zwei Favoriten durch: Valentin Buckels besiegte Nikita Kuznecovs (SC Gotha, Start-/Rangliste Nr. 19), der sich überraschend mit zwei Siegen auf den 1. Platz gekämpft hatte. FM Julian Martin holte sich gegen FM Alexander Rieß (ELO 2224) ebenfalls einen vollen Punkt Bei zwei ausstehenden Ergebnisse sieht die Tabelle nach drei Runden so aus: