Grippewelle erfasst Hellerns Schachspieler…

… trotzdem gewinnt die stark ersatzgeschwächte erste Mannschaft in einem sehr spannenden Duell der Oberliga Nord West im Derby gegen Nordhorn-Blanke. Nachdem bereits Mannschaftsführer Hajo Bade und unser zweites Brett Alexander Hoffmann absagen mussten, fiel Samstag kurzfristig auch noch Jörg Stock krankheitsbedingt aus. Ersatz besorgte Mannschaftsführer Dirk Hummel mit Franz Ernst, dem vorgesehenen Spitzenbrett der dritten Mannschaft. Wir berichten bereits an anderer Stelle. Dank der kämpferischen Einstellung aller Akteure kam dabei ein richtig starker 5,5-2,5-Sieg heraus.

Etwas früh kamen wir in Nordhorn an und verfolgten zunächst den Wettkampf zwischen Nordhorn 2 und der SG Osnabrück. Vorbereitet waren wir und erwarteten die Nordhorner Mannschaftsaufstellung und waren überrascht, dass Nordhorn mit Quasibestbesetzung antrat. Naja, im Derby, will man gewinnen und auch die Zweite von Nordhorn benötigt im Abstiegskampf der Landesliga jeden Mann. Daher gingen wir als klarer Außenseiter in den Wettkampf und wussten, dass wir eine Portion Glück benötigen würden. Dies stand uns letztlich auch in einigen Partien zur Seite.


Brett 1: IM Carsten Lingnau (2411) – FM Zyon Kollen (2325) = 1:0


Carsten in Topform
Der starke junge Holländer Zyon Kollen spielt bisher eine Bärensaison. 3,5 Punkte aus 4 Partien (u.a. Siege gegen GM Zeitlin und FM Bernd Laubsch) betrug seine Bilanz, bis er auf unseren Carsten traf. Carsten war gewarnt und sehr gut vorbereitet, so dass Carsten sich für eine sehr scharfe Eröffnung entschied.
Carsten entfaltete mit Weiß starken Druck. Aber Kollen verteidigte sich lange Zeit hervorragend. In der folgenden Stellung manifestiert Carsten seinen Vorteil im Gewinnsinne.

[Event „Oberliga Nord-West 2016/17“]
[Site „Nordhorn“]
[Date „2017.02.05“]
[Round „5.1“]
[White „Lingnau“]
[Black „Kollen“]
[Result „1-0“]
[WhiteElo „2411“]
[BlackElo „2325“]
[SetUp „1“]
[FEN „2r3k1/1pq2nnp/p2p4/3Ppp2/5P2/1P4PB/P2QN2P/5R1K w – – 0 32“]
[PlyCount „29“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „team-swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
[WhiteTeam „SV Hellern“]
[BlackTeam „NOH-Blanke“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]

32. g4 $1 {Bevor die Partie im Remis versandet, verkompliziert Carsten das
Ganze.} (32. Rc1 $11) 32… Qc2 33. Qe3 $1 exf4 34. Nxf4 Rc3 $6 (34… Qe4+ 35.
Qxe4 fxe4 36. Bg2 e3 $13) 35. Qg1 Ng5 $4 (35… Qe4+ 36. Bg2 Qe3 37. gxf5 Qxg1+
{[#]} 38. Rxg1 {und laut Engine hat der Holländer nichts zu befürchten.}) 36.
Bg2 $1 $16 fxg4 37. Ne6 N7xe6 38. dxe6 Rc8 (38… Nxe6 39. Bd5 $18) 39. Qd4 Rf8
40. Re1 Qf5 41. e7 Re8 42. Bxb7 Kf7 43. Bd5+ Kg6 44. Bc6 Kh6 45. Qxd6+ ({
Natürlich nicht} 45. Bxe8 $4 Qf3+ 46. Kg1 Nh3#) 45… Kg7 46. Qe5+ {Schöne
Kampfpartie von Carsten.} 1-0


Brett 2: IM Frank Kroeze (2396) -Dirk Hummel (2276) =  ½ – ½

Dirk mit starkem Remis
Dirk spielte in seinem Duell mit dem Oberliga-Urgestein IM Frank Kroeze zum zweiten Mal in seiner Karriere 1…e5. Heraus kam dabei eine sehr umstrittene Variation der Spanischen Abtauschvariante, die in dieser Form laut Frank Kroeze und unserem Fernschachspitzenspieler Reinhold Happe nicht spielbar ist. Scheinbar hat auch Magnus Carlsen in letzter Zeit mit dieser Variante geprobt. Nichtsdestotrotz hatte Dirk nach der Eröffnung einen Bauern weniger, aber etwas Entwicklungsvorteil. Kroeze übersah daraufhin, dass Dirk einfach sein Läuferpaar aufgeben kann und dafür einen wichtigen Zentralbauern gewinnt. Danach einigten sich die Akteure auf Remis. Ein sehr wichtiger halber Punkt für uns zu diesem Wettkampfzeitpunkt.


Brett 3: Dr. Ingo Gronde (2215) – Paul ten Vergert (2192) = ½ – ½

Gefühlt nie überschritt diese Partie das Remisspektrum. Gegen den starken Paul ten Vergert eine sichere und gute Leistung von Ingo. Schwarz trat gut vorbereitet an und Ingo geriet nie in Schwierigkeiten.


Brett 4: FM Rob Bertholee (2343) – Hannes Ewert (2184) = 0:1

Eine unfassbare Partie ereignete sich an Brett 4. Nach megascharfer Eröffnung sah der starke holländische FM Bertholee schon wie der sichere Sieger aus. Zeitweise zeigten die Engines nach der Partie +8 für Weiß an.
In der folgenden Stellung konnte Weiß den Sieg unter Dach und Fach bringen.


Hier spielte der Nordhorner 23.axb5. Das verdirbt nichts, aber nach 23.Lxb5 Da5 24.b4! Lxb4 kann der Turm endlich nach c7 und der Druck auf d7 ist nicht zu parieren.

Danach geschah aber Unglaubliches. Hannes parierte alle Drohungen von Weiß und fing an, selbst Drohungen aufzustellen. Das Blatt wendete sich.

In der Partiestellung sicherte Hannes seinen Vorteil und gabe diesen im letztlich entstehenden Turmendspiel nicht mehr aus der Hand.

 

[Event „Oberliga Nord-West 2016/17“]
[Site „Nordhorn“]
[Date „2017.02.05“]
[Round „5.4“]
[White „Bertholee“]
[Black „Ewert“]
[Result „0-1“]
[WhiteElo „2332“]
[BlackElo „2184“]
[SetUp „1“]
[FEN „1r5r/Qb1p1kpp/3q1p2/1P1Nb3/4P3/3B4/2R1KPPP/2R5 w – – 0 34“]
[PlyCount „44“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „team-swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
[WhiteTeam „NOH-Blanke“]
[BlackTeam „SV Hellern“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]

34. Rc7 {In einer einer außergewöhnlichen Partie steht Bertholee trotz
einiger vergebener Chancen immer noch auf Gewinn.} Rhc8 35. b6 {Hier hätte
eine petite combinaison locker die Partie entscheiden können.} (35. Bc4 $1
Rxc7 36. Nxc7+ Kg6 (36… Kf8 37. Qxb8+ Bc8 38. Qxc8+ Ke7 39. Qe8#) 37. Qxb8
$18) 35… Kg6 36. f4 Bxd5 37. exd5+ (37. Rxd7 {übersieht der holländische
FM.} Kh6 (37… Qf8 38. exd5+ $18) 38. Rxd6 $18) 37… Kh6 38. fxe5 $6 {
spielt mit dem Feuer, denn man muss die Dame nicht die Stellung ’saugen‘, wenn
der eigene König mitten auf dem Brett steht.} (38. Rxd7 $1 Qxb6 39. Qxb6 Rxb6
40. Rxc8 {und eine Stellung mit Mehrturm sollte genügen.}) 38… Qxe5+ 39. Kf3
$2 {Und schon ist es passiert.} (39. Kd1 {gewinnt laut Stockfish immer noch.})
39… Re8 $11 {Nun kommt ein ‚Zeller-Feeling‘ auf.} 40. b7 Qxd5+ 41. Kf2 Qxd3
42. Kg1 Re2 43. R7c3 $2 {Nun ist auch das Remis futsch.} (43. Kh1 $11) 43…
Rxb7 44. Qc5 Qb5 45. Qd4 Qe5 46. Qh4+ Kg6 47. h3 h6 48. Rc5 Qe3+ 49. Kh2 Kh7
50. Qg4 Qe6 51. Qf3 Rb3 52. Qf5+ Qxf5 53. Rxf5 Rbb2 54. Rg1 Rbd2 55. Rf3 d5 {
Den Rest spielte Hannes technisch perfekt runter: 0-1 (76.).} 0-1

 

Hannes mit grandioser Partie


Brett 5: Reinhold Happe (2118) -Timo Oehne (2140) = ½ – ½


Reinhold übersah an einer Stelle eine gewinnträchtige Fortsetzung. Insgesamt aber ein nicht unverdientes Remis für den Nordhorner Nachwuchsspieler.


Brett 6: Alexander Baisakov (2164) – Julian zur Lage (2118) = 0:1


Julian mit starker Debutsaison
Die gefühlt stärkste Partie trug Julian aus unserer Sicht vor. Zwar spielte Alexander Baisakov dabei durchaus mit, indem er eine hochriskante Variante aufs Brett brachte. Diese muss dann aber auch erst einmal verwertet werden. Julian trug dies souverän vor.
In der folgenden Stellung hatte Julian bereits Vorteil und verdichtete diesen zu einer Gewinnstellung.

[Event „Oberliga Nord-West 2016/17“]
[Site „Nordhorn“]
[Date „2017.02.05“]
[Round „5.6“]
[White „Baisakow“]
[Black „zur Lage“]
[Result „0-1“]
[WhiteElo „2164“]
[BlackElo „2118“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r4rk1/p4pp1/1pp5/3bPNp1/2pNn3/7P/PPP3P1/4RK1R w – – 0 23“]
[PlyCount „10“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „team-swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
[WhiteTeam „NOH-Blanke“]
[BlackTeam „SV Hellern“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]

23. Re3 $2 (23. Ne7+ Kh7 24. Re3 f5 (24… Rae8 25. Ndxc6 Bxc6 26. Nxc6 f5 $17)
25. exf6 Rxf6+ 26. Kg1 Re8 $17) 23… Rfe8 24. Nf3 $2 {Danach gewinnt Schwarz
Material.} g6 25. g4 (25. N5d4 {scheitert am profanen} Ng3+ $19) (25. Rxe4 Bxe4
26. Nd6 {und nun gibt Schwarz ganz einfach die Qualität zurück:} Bxf3 $1 27.
Nxe8 Bxg2+ 28. Kxg2 Rxe8 $19 {Ein komfortables Turmendspiel.}) 25… gxf5 26.
Rg1 f4 27. Ra3 Ng3+ 0-1

 


Brett 7: Stephan Niendieker (2088) – FM Paul Bierenbrodspot (2092) = 1:0


Der Berichterstatter mit viel Glück
Nach umkämpfter Eröffnung greift Weiß in beiderseitig hochgradiger Zeitnot fehl. Schwarz sieht danach bereits wie der sichere Sieger aus. Nach maximaler Verschärfung der Partie durch Schwarz wird dieser jedoch ausgekontert. Ein eher glücklicher Sieg für den Berichterstatter.


Brett 8: Ludger Höllmann (2051) gegen Franz Ernst (1994) = 1:0

Der einzige Nordhorner Sieg war an Brett 8 zu verzeichnen. Franz sprang wie bereits erwähnt kurzfristig für Jörg Stock ein. Mit Schwarz brachte er Franz Höllmann in arge Zeitnot. Allerdings spielte Ludger aus Zuschauersicht eine bärenstarke sichere Partie und gewann verdient diese Partie und war damit der Nordhorner des Tages.

Insgesamt ein sehr umkämpfter und trotz der Höhe knapper Sieg für uns. In 2 Wochen geht es bereits gegen den Aufsteiger aus Uelzen weiter. Hier möchten wir natürlich den aktuell zweiten Tabellenplatz festigen.

Die aktuelle Tabelle und die Spieltagsergebnisse findet ihr hier.