Die Job-Beschreibung: Motivieren können! Perfekt coachen! Zäh sein bis zum Umfallen! Für gute Laune sorgen! Logistik-Experte sein! Und von wem ist die Rede? Von einem Animateur für anspruchsvolle Urlauber? Oder vom CEO eines börsennotierten Unternehmens? Keins von beiden. Die Rede ist vom Betreuer einer Jugendmannschaft, der ein Team zusammenstellen muss, das Ganze ehrenamtlich erledigt und ansonsten als Jugendwart fungiert. Wie das am Sonntag in der Jugendliga funktionierte, erklärt uns Joe Santos in seinem Reisebericht.
Von Geburtstagen und gebrochenen Armen
Nicht nur im Seniorenspielbetrieb, sondern auch bei der Jugend taucht sie auf: der Absagen-Tsunami. Am Donnerstag, also drei Tage vor der ersten Runde der Jugendliga, hatten wir erst vier Spieler an Bord. 10 hatten abgesagt! Einige hatten Geburtstag oder waren zu anderen Geburtstagen eingeladen – so will man natürlich keine Saison beginnen!
Sechs Spieler wurden also gesucht, aber am Ende klappte es. Aufgrund von Terminänderungen konnte erfreulicherweise Felipe Santos doch noch zusagen und auch Konstantin Hindersmann bekam von ärztlicher Seite das i.O., trotz eines gebrochenen Arms! Er konnte mitfahren.
Und wohin? Nach Göttingen! Mit jeweils 2,5 Stunden für An- und Rückreise konnten wir unseren am weitesten entfernten Wettkampfort gleich am 1. Spieltag abhaken.
In Göttingen angekommen, wurden wir freundlich empfangen. Der Gastgeber trat mit den Top-6 an – also den stärksten gemeldeten Spielern. Es sollte tatsächlich nicht leicht werden. Zunächst die Resultate:
Mal schnell, dann zäh – die Brettkritik
Wenn wir bei Joris an Brett 6 seine Blitzleidenschaft abstellen könnten, dürfen wir uns auch zukünftig auf einen jungen, talentierten Spieler freuen. An diesem Tag hat das Abschalten nicht geklappt und seine „Blitzzüge“ stellten sich schnell als die nicht besten Züge heraus.
Wenigstens konnte Konstantin den Mannschafts-Rückstand durch seinen Sieg (ebenfalls recht schnell) wieder ausgleichen. Die Stellungen von Ben und Simon kippten. Es ging nur noch um die Verteidigung, die Partien, die aber nicht zu halten waren. Sie endeten mit zwei Niederlagen.
Felipe gab dagegen am zweiten Brett den gegnerischen Gambitbauern aus der Eröffnung nicht mehr her und konnte im Läuferendspiel seinen Vorteil sauber zum Sieg verwerten.
Zwischenstand: 2:3. Philipp an Brett 1 musste es nun richten!
Philipp stand auch klar besser, konnte aber seinen starken Königsangriff nicht in ein Matt, sondern lediglich in ein Springerendspiel mit zwei Mehrbauern verwerten – und so ein Endspiel erweist sich in der Regel als kompliziert, zäh und langwierig. Nach Philipps Meinung hätte sein Gegner schon viel früher aufgeben können (er kannte halt Philipps vorzügliche Endspieltechnik nicht), doch der Göttinger Moritz Jakob Gronemeyer bewies, warum diese Endspiele nicht so einfach sind. Zwischenzeitlich drohten Motive wie Patt, Springeropfer gegen zwei Bauern usw. Philipps holte aber mit sauber gespielter Endspieltechnik doch den vollen Punkt – trotz Haken und Ösen.
Das 3:3 wird dem Spielverlauf insgesamt gerecht. Wir waren zufrieden, nach der anfänglichen Absageflut können wir mit einem Unentschieden gut leben. Und so wurde es doch noch ein schöner Tag, u.a. auch dank unseres geplanten Zwischenstopps in einer Pizzeria in Borchen (bei Paderborn). Die „Pizza groß“ hatte auf entsprechend großen Tellern einen Durchmesser von 40 cm! Eine weitere Herausforderung! Und wer hat seine Pizza geschafft? Das behalten wir Anwesenden für uns! Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß und es wurde viel gelacht.
Fotos: © Hellern Archiv 2019-2022