Gut, das ist jetzt etwas pathetisch, aber nach dem tollen Heimsieg gegen Ammerland 2 gehört unsere Dritte auch laut LigaOrakel nicht mehr zu den Hauptverdächtigen in Sachen Abstieg. Ein großer Schritt, mehr aber nicht. Über die Details berichtet MF Andre Böhme.
Kluge Verschiebungen
Am 01.03.2020 spielten wir zuhause gegen die Schachfreunde von Ammerland 2. Nach unserer Niederlage in Aurich wurde diese Runde zum „Endspiel“ erklärt. Um eine personelle Schwächung der Mannschaft zu vermeiden, wurden taktisch kluge Verschiebungen vorgenommen. Norbert Schütt, Uwe Kuchemüller und Stefan Grasser halfen in der Zweiten aus, während wir uns mit Robert Gillenkirch und José Santos verstärkten.
Ein Sieg in drei Schritten
Das erste Ergebnis lieferte Jürgen Grosser an Brett 4. Jürgen nutzte eine ungünstige Stellung seines Gegners, teilte gewaltige taktische Schläge aus und konnte einen schnellen Sieg präsentieren.
Anm. d. Red.: In den folgenden Stellungen hatte Jürgen außergewöhnliche taktische Ideen. Mein Favorit ist Diagramm 1: per Abzugsschach auf d6 hatte Jürgen einen Bauern gewonnen, aber der folgende Zug sieht absurd aus. Aber er gewinnt bildschön! Die mittlere Diagrammstellung verletzt nicht das Logikgefühl und die dritte ist einfach (hoffentlich!). Nachspiellink
Chance ausgelassen
Auch José gelang es, nach einem heftigem Angriff in ein gewonnenes Endspiel abzuwickeln.
Anm. d. Red.: Ganz so einfach war es leider nicht, denn kurz vor Schluss stellte Joe seine klare Gewinnstellung ein (ich hoffe, dass die Notation stimmt!), aber SF Freesemann hatte wohl schon innerlich aufgegeben und so entdeckte er die allerdings nicht ganz einfache Kombination. Nachspiellink
Ersatzmannschaftsleiter André Böhme hatte zwar den Verlauf des Wettkampfes gut im Blick, weniger jedoch die eigene Partie. Nach einem stark vorgetragenem Angriff des Gegners gab es für uns die einzige Niederlage des Tages.
Aber es musste noch lange gekämpft werden. Reinhard Paul und Niels Dettmer erhielten Order, die Remisangebote der Gegner abzulehnen, da Thomas Grosser und Dominik Suendorf beide auf Verlust standen.
Thomas, der ab dem zwanzigstem Zug in arger Zeitnot war, opferte eine Qualität, bekam etwas Gegenspiel und stand am Ende sogar etwas besser. Da drückte sein Gegner eine Zehntelsekunde zu spät die Uhr, und Thomas konnte Zeitüberschreitung reklamieren. Das war der Wendepunkt.
Anm. de. Red.: Tatsächlich war Thomas‘ Entscheidung, in der Diagrammstellung 22…Sc4 zu spielen, eine reife Entscheidung. In der Erkenntnis, auf Verlust zu stehen, versucht man mehr Komplexität in die Stellung bringen, um den Gegner zu Fehlern zu ermuntern. Tatsächlich übersah Julian Hans danach 3-4 klare Gewinne. Aber hier war nicht nur Glück im Spiel… Nachspiellink.
Grand Finale zum 6-2
Reinhard Paul und Niels Dettmer remisierten anschließend, denn Robert stand die ganze Partie lang besser und holte schließlich den erwarteten Sieg. Zusätzlich gelang es Dominik, seine Stellung nach und nach zu verbessern und er konnte seinen Gegner sogar matt setzen. Ein unerwartet hoher, aber hart erkämpfter Sieg für uns. Damit ist der Klassenerhalt wieder in greifbare Nähe gerückt.
Anm. d. Red.: Auch hier waren die Leistungen – aus unterschiedlichen Blickwinkel betrachtet – außergewöhnlich. Robert brach mit einer wirklich sehr starken strategischen Leistung den Widerstand seines Gegners Sven Haase mit viel Geduld und Spucke. Am Ende belohnte er sich und die Kiebitze mit einer schönen Kombination. Nachspiellink.
Etwas anders sah es bei es bei Dominik aus, der mit Martin Wichelmann eine sehr lange Theorievariante testete, aber völlig überspielt wurde. Keiner der bislang vorgestellten Akteure stand so „breit“ wie Dominik. Der griff zu einem gleichermaßen pragmatischen wie unfairen Mittel: Er beschloss seinen Gegner mattzusetzen. Und er schaffte das auch! Nachspiellink.
Damit klaute er seinem Gegner nicht nur den verdienten Punkt, sondern verstörte auch die Kiebitze: Wenn sowas geht, dann ist ja alles möglich im Schach. Ja, richtig.
Fotos: © Hellern-Archiv 2018-2020