Reinhold gewinnt Turnier in Oberhausen

Sein bislang größter Erfolg im Nahschach liegt fast 30 Jahr zurück: 1991 holte sich Reinhold Happpe den Niedersächsischen Dähne-Pokal. Nun also der Gewinn einer stark besetzten Turniers mit zahlreichen Teilnehmern aus dem ganzen Ruhrgebiet. Den Weg zum Erfolg fasst Reinhold in einem lesenswerten Bericht zusammen.

 

Eigentlich eine Schach-Reha…

Reinholds Sieg bei der Offenen Meisterschaft des SV Oberhausen ist im Gegensatz zu einem K.O.-Format ein ‚richtiger‘ Turniererfolg. Zumindest formal betrachtet. Das Turnier begann am 3. September 2019, gespielt wurden sieben Runden nach Schweizer System. Sieben Spieler hatten eine ELO > 2000, zum Teil deutlich mehr.
13 der 41 Teilnehmer kamen aus den Reihen des Ausrichters. Ansonsten gab es einen Mix aus verschiedenden Vereinen. So kam  der an 1 gesetzte Eugen Heinert (ELO 2210) vom OSC Rheinhausen. Mehr zum Turnier hier.

‚Richtiger‘ Turnierfolg: Das ist eher formal gemeint und schmälert nicht die Bedeutung des Pokalwettbewerbs – im Gegenteil. Da ich vergeblich in den Annalen des Verbandes nach den Siegern des Dähne-Pokal 1991 gesucht habe, möchte ich daran erinnern, dass Reinhold auf dem Weg ins Finale kein Fallobst aufsammeln musste. Im Halbfinale wartete z.B. in einem Heimspiel der Braunschweiger Oberligaspieler Matthias Horn auf Reinhold, der seinen Gegner in einer sehenswerten Partie niederrang.

Dähne-Pokalfinale 1991: Winkelmann (r.)-Happe

Nun aber zur Offenen Meisterschaft des SV Oberhausen, die ich leider in meinem ersten Bericht als Stadtmeisterschaft bezeichnet habe. Die findet aber erst ab dem 4. Februar statt. Da Reinhold die Turnierteilnahme zunächst mit akutem Trainingsbedarf begründete, kann man nur festhalten: Die Reha war erfolgreich. Damit erteile ich dem frischgebackenen Sieger das Wort:

Reinhold Happe (Archivfoto)

Nach etwa 8 Jahren ohne Einzelturner startete ich im September 2019 mal wieder einen Versuch. Da die letzte Saison in der Oberliga für mich ganz schlecht verlaufen war, wollte ich Spielpraxis sammeln und im Idealfall mein Selbstbewusstsein wieder aufbauen. Nur insgeheim träumte ich als Setzlistenvierter davon, um die Spitze mitspielen zu können. Die erste Runde verlief ohne große Überraschungen, zu groß waren die DWZ-Unterschiede. Schon in Runde 2 änderte sich das Bild drastisch, die nominellen Favoriten strauchelten gleich reihenweise: Die beiden Setzlistenersten verloren und die Oberhausener Nr. 1 spielte Remis. Für mich, der ungeschoren davonkam, bedeutete dies den Sprung an die Tabellenspitze, die es nun zu verteidigen galt.

Es bleibt aber an dieser Stelle die hervorragende Leistung des Turnierleiters Thomas Groß hervorzuheben, der es unter großem Aufwand schaffte, die Terminschwierigkeiten, die es in Runde 3 aufgrund der Herbstferien zwischen meinem Gegner und mir gab, für alle Seiten zufriedenstellend zu lösen. Danke hierfür! Runde 3: Dr. Jürgen Böcker – Happe

Zur vierten Runde trat Schachfreund Walter, Zweiter der Setzliste, nicht mehr an. In der fünften Runde kam es für mich zum Topduell gegen Dr. Dragos Ciornei vom gastgebenden OSV. Bereits acht Jahre zuvor durfte ich beim Dortmunder Open   gegen ihn antreten und verlor äußerst unglücklich. Zudem kannte ich ihn aus einigen Schnellschach- und Blitzduellen, die für mich trotz teilweise guter Stellungen überwiegend punktlos endeten.
Deshalb reizte ich die Stellung auch nicht aus, als er mir in sich anbahnender Zeitnot Remis anbot. Damit war die Tabellenführung verteidigt, auch wenn der Vorsprung auf Eugen Heinert damit auf einen halben Punkt zusammenschmolz.
Runde 5: Dr. Dragos Cionei – Happe.

Zu meiner Überraschung traf ich aber in Runde 6 nicht sofort auf die Nr. 1 der Setzliste, sondern meine direkten Konkurrenten Dr. Dragos Ciornei und Eugen Heinert saßen sich gegenüber, während ich gegen den überraschenden Zweiten Christian Westendorp ans Brett musste. (Anm.: s. auch unser o.a. Bericht)

Insgeheim hoffte ich auf ein Remis der Verfolger, was mir bei einem eigenen Sieg vermutlich schon den Titel gesichert hätte.
Diesen Gefallen durchkreuzte allerdings Eugen Heinert mit einem souveränen Sieg gegen den Oberhausener Mitfavoriten, so dass es zu einem Duisburger Endspiel kam. Da ich meine Partie auch gewinnen konnte, ging ich immerhin mit einem halben Punkt Vorsprung in das Duell, hatte dafür aber Schwarz.

Die Entscheidung

Gegen Eugen Heinert hatte ich zuvor nur eine Schnellschach und zwei Blitzpartien gespielt mit durchaus guten Resultaten. Deshalb war ich gespannt, welche Strategie er sich zurechtgelegt hatte, um auf Sieg spielen zu können. Meine Strategie war es, aktiv auf Remis zu spielen. Spötter behaupten vielleicht, dass ich dies immer mache, aber meistens kommt es anders, als man denkt. Ich zahle dafür natürlich ins Phrasenschwein!

Stellung nach nach 5. Sb5

E. Heinert investierte in die ersten drei Züge bereits 15 Minuten, was mich rätseln ließ, ob er mich täuschen wollte oder einfach unvorbereitet war. Nach der Partie verriet er, dass er kaum Zeit zur Vorbereitung gehabt habe und deswegen am Brett improvisieren wollte.
Dies gelang auch, da er eine Stellung auf´s Brett brachte, die ich wohl noch nie gesehen, geschweige denn analysiert hatte. Dennoch gelang es ihm nicht, daraus entscheidenden Vorteil zu ziehen und sein immenser Zeitverbrauch führte dazu, dass nicht ich, sondern er nach etwa 20 Zügen in Zeitnot war, was mir half, die angestrebte Punkteteilung zu erzielen. YEAH!!!

Runde 7: Heinert – Happe

Mehr Analyse ist momentan nicht möglich, da die Freude über den Turniersieg noch immer anhält!

Endstand:

  • 1. Happe (2081, SV Hellern) 6 P
  • 2. Heinert (2202, OSC Rheinhausen) 5½ P
  • 3. Dr. Ciornei (2135, Oberhausener SV) 5 P
  • 4. Thomas Groß  (2004, Oberhausener SV) 5 P

Tabelle auf der Seite des Veranstalters

Foto: © Hellern-Archiv 2020