Vierte: Hart erkämpfter Sieg in Nordhorn

In der Bezirksliga stand am gestrigen Samstag die dritte Runde an. Wir fuhren zur Vierten der SK Nordhorn-Blanke. Es wurde ein langer, am Ende glücklicher und erfolgreicher Samstag. Es berichtet ein Mannschaftsführer in bester Stimmung.


Nach den vielen Ausfällen in den ersten Runden der Saison ergab sich zu Beginn der Arbeitswoche ein eigentümlicher Luxus: Die gemeldeten ersten Acht hatten alle Zeit, dazu auch Felipe Santos, also waren wir Neun! Joe Santos bemerkte dazu nur: Abwarten, wir werden noch weniger, aber dass er auf diese Weise Recht behalten sollte, gefiel ihm gar nicht: Hajo Bade hatte einen Fahrradunfall und musste ins Krankenhaus. Stefan Ewert hatte zuvor signalisiert zu verzichten, wurde aber kurzfristig reaktiviert und war für den Samstag immer noch bereit. Danke Stefan! Und gute Besserung Hajo!

Die Anfahrt stand im Zeichen des Staus auf der A30, den wir umfahren mussten und so erst kurz vor 16 Uhr in Nordhorn eintrafen. Der Gastgeber allerdings war völlig entspannt, und wir wurden nur begrüßt mit „Schön, dass Ihr da seid, Kaffee ist gleich fertig.“ Wunderbar und danke an die gute(n) Fee(n), die in Nordhorn wirken.

Einzelergebnisse (Quelle: nsv-online.de):

Ein Blick auf die Aufstellungen zeigt, dass wir nominell 2:1 überlegen waren: Ungefähr gleiche Spielstärkezahlen an den Brettern 1,3, 4,5 und 8, klarer Vorteil für Nordhorn an Brett 2 und klarer Vorteil für uns an den Brettern 6 und 7. Und an genau diesen drei Brettern holten wir den halben Punkt mehr als unser Gegner, der für den Mannschaftserfolg reichte. Im Einzelnen:

Frühe Entscheidungen an 1, 5 und 8

Relativ früh zu Ende gingen die Partien von Felipe an Brett 8, Martin an Brett 5 und mir (Robert) an Brett 1. Felipe war einmal mehr taktisch voll auf der Höhe. Bei jeweils langen Rochaden blies er bald zum Angriff und drang mit seiner Dame auf a2 ein. Sollte die schwarze Monarchin gefangen werden? Nein, im Gegenteil, es war die weiße Dame, die den taktischen Schlägen zum Opfer fiel. Die frühe Führung, von Felipe in starker Manier erspielt.

Etwa um die Zeit, zu der Felipe zum Angriff blies, wurden die Ergebnisse des Bundesliganachmittags an die Tafel geschrieben. Vor allem das 8:0 der Leipziger war natürlich große Inspiration für die Schachspieler. Ich selbst als aale Frankfodder allerdings …

Bei Martin sah es zunächst ähnlich wie bei Felipe aus, hier mit entgegengesetzten Rochaden. Wild war es, wie immer bei Martin, aber auf den ersten Blick sollte sein Angriff nicht aufzuhalten sein. Martin steckte dann eine Figur ins Geschäft, kam aber nicht durch. Plötzlich war es vorbei, ich weiß nicht warum, aber Martin musste sich wohl endgültig veropfert haben. Ausgleich für Nordhorn.

Gillenkirch – Kleine nach 13. Lg5

Ich spielte mit Mike Kleine einen Englisch-Holländischen-Dialekt, den wir beide nicht gerade fließend sprechen: Freestyle auf beiden Seiten mehr oder weniger von Anfang an. Bis Zug 8 gab es unsere Partie immerhin schon auf Meisterebene (sogar mit Beteiligung Garry Kasparovs), aber bereits ab Zug 9 sagt Chessbase zu unserer Partie nur noch Hää? In der linken Diagrammstellung konnte Mike mit 13. … Db6 14. Sxe4 Lf5 beqeuemes Spiel erhalten. Obwohl Db6 auch der geplante Zug war, spielte er gedankenverloren statt dessen 13. … De8? und hatte nach 14. Sxe4 Dd7 angesichts des auf c8 eingesperrten Läufers nicht nur ein Tempo verloren. Es gibt berühmte Leidensgenossen für so etwas: Neulich erst berichtete Magnus Carlsen, dass er vom WC kam und danach sofort einen Zug machte, den er gar nicht spielen wollte. Anders als Magnus aber war Mike danach so verärgert, dass er dem einen schlechten Zug noch mehrere andere folgen ließ. Ich versäumte zwar, sofort Druck auf den schwarzen König zu machen (f4), konnte Mike aber dennoch einschnüren und schließlich entscheidend Material gewinnen. 2:1 für uns, es fing gut an.

Wichtige Punkte durch Jens und Stefan

Ebenfalls sehr gut sah es bei Jens an Brett 4 aus, der Inken Meijerink mit einer Nebenvariante überraschte. Die Nordhornerin kannte das Abspiel wohl nicht und reagierte nicht agressiv genug, so dass Jens gutes Spiel bekam, so gutes Spiel, dass er bald darauf einen Bauern gewann. Im Endspiel mit je zwei Türmen spielte er dann mit dem Springerpaar gegen das Läuferpaar und schaffte es, dass die Läufer nie zur Entfaltung kamen. Am Ende ein sehr stark herausgespielter Punkt für uns.

Am siebten Brett wollte Stefan Ewert die weißen Figuren zu einem Sieg gegen Fredy Warmer führen. Schwarz verließ die eigene Bretthälfte nur äußerst selten und war meist darauf bedacht, nicht in die von Weiß vorbereiteten Fallen hineinzulaufen. Lange Zeit ging das gut, Stefan konnte seine Figuren zwar zum Angriff formieren, Fredy Warmer hatte seinerseits allerdings alles zur Abwehr koordiniert. Kurz vor der Zeitkontrolle ließ der Nordhorner dann allerdings die Genauigkeit vermissen – nach einem Schlagzug von Stefan wäre dem Gegner eine Figur verlorengegangen. Aufgabe zum Zwischenstand von 3:1 für uns.

Vergebene Chancen bei Norbert und Niels

Die härtesten Brocken hatten diesmal Niels an Brett 2 und Norbert an Brett 3. Nobert, weil Hartmut Stinn voll auf der Höhe war und seine Chance eiskalt nutzte, als sie sich ihm bot. Niels, weil er dem stärksten Nordhorner André Kölber gegenübersaß, und das ausgerechnet mit Schwarz. Tja, A-Karte für Niels, und so gerne man mit André Kölber Trashtalk pflegt und analysiert, verlieren ist halt sch… Niels kämpfte zwar stark, aber gegen das präzise Spiel des Nordhorners war nichts zu machen.

Schütt – Stinn

Ganz anders bei Norbert, der zwischenzeitlich eine Bombenstellung hatte. Im Diagramm kann Norbert dank seiner Läufer sofortiges Remis erzwingen, wenn er will: Ld6 Tc8 La6 Tc6 Lb5 und Zugwiederholung. Aber Weiß steht hier besser und kann auf mehr hoffen. Z.B.: Ld6 Tc8 De3, und nach f3 ist der ehemals starke schwarze Springer auf e4 mehr oder weniger gezwungen, auf d6 zu schlagen. Schwarz bleibt mit einer beengten Stellung zurück und muss um den Ausgleich kämpfen. Norbert aber zog Ld6 nicht, und irgendwann ging es bergab. In Zeitnot verlor er schließlich Material, versuchte noch ein Figurenopfer, um mit seiner Dame Gegenspiel zu erhalten, aber der Nordhorner spielte die Partie traumhaft sicher zu Ende. Damit stand es 4:3 für uns und es fehlte nur noch das Ergebnis von Joe.

Joe holt den entscheidenden halben Punkt

Was für ein Drama an Brett 6: Joe kam o.k. aus der Eröffnung und hatte einigermaßen gutes Spiel. Als er aber in einem Damenendspiel mit D+S (Weiß) gegen D+L (Schwarz = Joe) landete, wurde es brenzlig. Joe verlor einen Bauern und ging schließlich mit Minusbauern in das Endspiel Springer gegen Läufer. Nun brachte allerdings ein Springerfang-Motiv wieder Leben in die Partie. Und, kaum zu glauben, nach dem ersten versuchten Springerfang folgte auch noch ein zweiter Versuch, diesmal auf der entgegengesetzten Brettseite, nach Springer am Rand auf der a-Linie war also der Springer am Rand auf der h-Linie dran.

Heinsch – Santos

Heinsch – Santos

In der linken Diagrammstellung allerdings ist die Partie für Schwarz noch immer verloren, wenn auch der weiße Gewinn alles andere als einfach zu sehen ist: Der weiße Springer kann nicht ziehen, der schwarze Läufer aber auch nicht. Der weiße Gewinnweg besteht nun darin, beide weiße Damenflügelbauern so zu geben, dass der schwarze König nicht mehr rechtzeitig an den Königsflügel zurückkehrt. Dann zieht Weiß den Bauern bis h7 vor, läuft mit dem König nach g8 und spielt Sg7, um den Läufer (der zu diesem Zeitpunkt irgendwo auf a1-b2-c3-d4-e5 steht) auszusperren. Das funktioniert, man versuche es selbst. Aber das am Brett bei knapper Bedenkzeit unfallfrei umzusetzen, ist gar nicht so leicht, und es gelang dem Nordhorner Sebastian Heinsch nicht. In der rechten Diagrammstellung nämlich besteht der weiße Gewinnplan zwar immer noch darin, mit dem König nach h7 zu laufen und den Läufer danach auszusperren, aber der schwarze König ist nahe genug, um das zu verhindern. Joe schafft damit das scheinbar Unmögliche und hält remis. Hellern 4 holt den nächsten Sieg.

Die Rückfahrt war alles andere als ausgelassen, denn es ging auf 22 Uhr zu, und da war niemandem mehr nach Feiern zumute. Wir werden es nachholen! Hellern 4 steht nun bei 5:1 Mannschaftspunkten. Hollage führt verlustpunktfrei vor der Zweiten des OSV, die in dieser Saison sehr stark aufspielt und ein ernsthafter Meisterschaftsanwärter zu sein scheint. Wir sind hinter der Zweiten der SG Osnabrück Tabellenvierter. Wir sehen uns am 30.11. im Barenturm beim OSV.