Landesliga Nord: Fast wäre die Rechnung aufgegangen

Nachdem wir in der Vorwoche den Großteil der Ersatzgestellungen für die Erste übernehmen mussten und auch ein wichtiger Kaderspieler von uns – Hajo Bade – mit aushelfen musste, war uns sehr wohl klar, dass wir als klarer Außenseiter in den Wettkampf mit der Reserve des SK Nordhorn-Blanke gehen würden. Von einem spannenden Wettkampf berichtet Stephan Niendieker. Update (und zwar zwingend erforderlich!)

 

Die Hoffnung zerrann schnell

Nachdem aber auch die Nordhorner auf Ihre beiden wichtigen holländischen Spieler -Onno Elgersma und Jan van der Veen – sowie Jarno Scheffner verzichten mussten, haben wir etwas Hoffnung geschöpft. Letztendlich spricht aber das Endergebnis eine klare Sprache…

Pünktlich um 10 Uhr konnten wir ausgeschlafen – dank der Zeitumstellung – den Wettkampf beginnen. Alle Spieler saßen am Brett und es kristallisierte sich recht schnell heraus, dass Michael Benning und Martin Rothe ihre Partien auf Gewinn angelegen würden. An den weiteren Brettern ließ sich vermuten, dass Joachim Rein und Alexander Travica mit den schwarzen Steinen Probleme bekommen könnten. Leider konnte ich nicht alle Partien ausführlich verfolgen, so dass ich nur meine Eindrücke schildern kann.

Brett 1: Wiebe (r.) – Niendieker

An Brett 1 war beiden Spielern die Eröffnung nicht ganz unbekannt. Patrick hatte die entstandene Variante bereits häufiger auf dem Brett und auch mir war die Stellung durchaus nicht ungeläufig. Nach den ersten 10 Zügen war ich daher auch recht optimistisch und fand meine Stellung wirklich spielbar. Jedoch gelang es Patrick langsam, sein Figurenspiel zu entfalten und Druck aufzubauen, da ein von mir gespielter Zug nicht so optimal war und mich an einer freieren Entwicklung hinderte.
Irgendwann zwischen dem 20. und 30. Zug war ich dann recht hilflos und musste entscheiden, ob ich in einem Endspiel unter Bauernverlust aktiv oder weiterspielen möchte oder passiv den Bauern verteidigen möchte. Da ich zumindest Ideen für ein aktiveres Spiel hatte und mir ein paar langfristige Idealfelder für die Figur ausgeschaut habe, habe ich mich für die Verlustvariante unter Bauernopfer entschieden, denn Patrick hatte auch das Läuferpaar dazu.
Aber so klar war es dann einige ungenaue Züge später nicht mehr, denn tatsächlich kamen mein Springer und der Läufer unter Hinzunahme des Turmes in die gegnerische Stellung. Nach einem forcierten Rückgewinn des Bauerns gewann ich in hoher gegnerischer Zeitnotphase eine Figur. Technisch war die Stellung somit gewonnen und ich konnte ein wenig Ergebniskosmetik betreiben, da meine Partie die längste des Tages war. Sicherlich ein glücklicher Punktgewinn, da mich die weiße Spielweise bis dahin richtig beeindruckte und ich einige Ideen mit in mein Eröffnungskonzept aufnehmen werde. Nachspiellink.


Das 2. Brett und damit die Partie von Locke konnte ich auch intensiver verfolgen. Locke spielte seine Stammvariante. Jürgen Meijerink war hierauf aber gut vorbereitet und erlangte sehr schnell eine ausgeglichene Stellung. Die Punkteteilung erfolgte daher recht schnell und war der Stellung angemessen. Einzig FM Hannes Ewert, der zur Partieanalyse hinzustieß, brachte einige bemerkenswerte Ideen in die Stellung, die nicht zwingend zu Vorteil führen mussten, die dem Schwarzen aber einige Gedanken gemacht hätten. Nun ja, diese Ideen blieben beiden Spielern verborgen, so dass die Punkteteilung in Ordnung ging. Trotzdem Danke an Hannes für die tollen Ideen!

Brett 3: Schrader (r.) – Rein

An Brett 3 trat Joachim mit Schwarz an und leider brachte die Eröffnung nicht das gewünschte Ergebnis. Dem Weißen gelang es recht schnell, eine aussichtsreiche Stellung zu erreichen und dann sogar einen Bauerngewinn zu erzielen. Allerdings kennen wir ja Joachim. Er fightete stark zurück. Und es entwickelte sich eine umkämpfte Stellung, in der allerdings neben dem Bauern auch die Angriffsoptionen eher für Hans-Joachim Schrader sprachen. Leider reichte Joachims Kampfgeist nicht mehr zu etwas Verwertbarem. Ein verdienter Sieg für den Nordhorner nach einer starken Leistung.

(Anm. d. Red.: Hier zeigte es sich, dass man wirklich alle Partien auswerten muss, um einen soliden Bericht zuschreiben. Das fällt aber nicht auf Stephan zurück, sondern auf den dafür verantwortlichen Redaktionskollegen – also mich!
Die Analyse der Partie beförderte nämlich Unglaubliches ans Tageslicht. Und kaum hatte ich beschlossen, das Update des Berichts zu verfassen, erhielt ich telefonisch die Mitteilung, dass unsere Schachfreunde aus Nordhorn, genauer: Hans Joachim Schrader, alles enthüllt haben. Nun ja, fast alles.

Auch wenn sich Joachim die Haare raufen wird – wir müssen das bringen. Nicht unwähnt sollte bleiben, dass H J Schrader eine megastarke Performance hinlegte. Bis zweimal ein Wunder möglich war: Nachspiellink.)


Nun sind wir am 4. Brett, an dem echt mehr für uns drin war. Michael Benning spielte drauf los und schaltete in den Angriffsmodus. Bei heterogenen Rochaden entstand eine unglaublich komplizierte Stellung, mit Angriffen auf beiden Flügeln. Aber die Stellung des Schwarzen wirkte doch sehr anfällig und Michael stand meines Erachtens zwischenzeitlich haushoch auf Gewinn. Leider wendete sich in Zeitnot hier das Blatt und Niklas Brinkers konnte zum Gegenschlag ausholen und die Partie für sich entscheiden. Letztendlich wäre hier der volle Punkte für Michael verdient gewesen.

Brett 5: Rosin (r.) – Travica

An Alexanders Brett 5 fiel schnell auf, dass Michael Rosin die gespielte Eröffnungsvariante recht gut verstand und mit Weiß langsam Druck auf Alexanders Stellung ausüben konnte. Leider konnte ich die Partie nicht so intensiv verfolgen. Meines Erachtens war der weiße Sieg hier aber gerechtfertigt. An Alexander: besten Dank, dass du uns trotz des langen Vortages unterstützen konntest. In der nächsten Runde brauchen wir dich wieder dringend! Nachspiellink.


Auch Andres Partie an Brett 6 konnte ich leider weniger intensiv verfolgen. Auf jeden Fall handelte es sich hier wohl um ein weitestgehend korrektes Remis. Gegen die sehr starke Nordhorner Nachwuchsspielerin führte Andre die Partie sicher in den Remishafen.

Brett 7: Kleine (r.) – Paul. Die wilde Partie findet nebenan statt.

An den letzten beiden Brettern setzten wir auf Sieg, denn Reinhard Paul hat in den letzten Wochen wirklich starkes und erfolgreiches Schach in der Mannschaft und bei den Stadtmeisterschaften gezeigt. Daher waren wir optimistisch, dass Reinhard mit den schwarzen Steinen an Brett 7 auf Sieg spielen würde und es entstand eine spannende Spanisch-Stellung auf dem Brett. Beide Seiten suchten ihre Chancen und Reinhard konnte irgendwann einen Bauern gewinnen. Dies nutzte Mike Kleine, um sich Angriffsoptionen zu erspielen. Die Stellung wurde auf jeden Fall sehr kompliziert und Reinhard musste stets mehrere Verteidigungsoptionen beachten. Dies führte zu steigendem Zeitverlust und letztendlich zum Partieverlust durch Zeitüberschreitung.
Allerdings von Reinhard eine stets ordentlich geführte Partie, wo sicherlich auch ein Punktgewinn für uns hätte herausspringen können. Insofern haben wir hier einen zweiten Punkt vergeben. Übrigens auch bei dieser Partie besten Dank an Hannes Ewert, der uns einige Ideen in Angriff und Verteidigung der Spanischen Eröffnung näher brachte und die Reinhard demnächst bestimmt auf dem Schachbrett anwenden wird.

Brett 8: Rothe (r.) – Meijerink

Martin legte an Brett 8 seine Partie wie immer mit ordentlich Würze an. Mit den weißen Steinen liess Martin das Brett brennen, was später zu einer sehr aussergewöhnlichen schwarzen Königswanderung führte. Irgendwann stand der schwarze König auf d3 und alles sah nach einem Sieg für Martin aus.  Leider konnte Martin seine tolle Partie nicht in einen ganzen Punkt umwandeln. Dies wäre ein durchaus gerechtes Ergebnis gewesen, denn Martin spielte eine Partie für die Zuschauer. Dennoch ist auch die zähe und starke Verteidigungsleistung von Inken Meijerink zu erwähnen, die sich nach dieser kräfteraubenden Partie den halben Punkt wirklich erarbeitet hat. Nachspiellink. Trotzdem ist uns somit auch an diesem Brett ein halber Punkt durch die Lappen gegangen.

Fazit: Am Ende steht auf dem Papier eine deutliche 2,5:5,5 Heimniederlage. Hierzu gratulieren wir den Nordhornern. Allerdings wäre durchaus ein anderes Ergebnis wie ein 4:4 oder ein knapper 4,5 Sieg vertretbar gewesen. Um es mit den Worten von Lothar Matthäus auf den Punkt zu bringen: „Wäre, wäre Fahrradkette…“ 🙂

Wir spielen in einer sehr starken Liga. Die Spitzenteams haben an den ersten Brettern Spieler jenseits der 2200er-DWZ. Auch an den weiteren Brettern braucht man Spieler jenseits der 2000, um die Liga entspannt anzugehen. Die dritte Mannschaft von Werder Bremen konnte kurzfristig unseren Schachfreund IM Christian Richter für das 8. Brett nachmelden und mit Christian gegen unsere Schachfreunde von der SG Osnabrück antreten. Diesen Fundus an Spielern haben wir nicht im Übermaß.
Aber wir werden alles daran setzen, um auch es unseren Gegnern zu erschweren gegen uns zu gewinnen. Die nächste Chance bietet sich für uns im Derby beim OSV.

Den aktuellen Spieltag mit der Tabelle nach dem 2. Spieltag findet ihr hier.

Fotos: © Thal 2019