Die Schiedsrichter-Ecke berichtet

Am vergangenen Samstag, dem 01.12.2018, fand in Niedersachsen die „Landesblitz-Mannschaftsmeisterschaft“ statt. Mit dem SV Osnabrück und der SG Osnabrück waren nicht nur zwei Mannschaften aus Osnabrück dabei – mit Stefan Ewert war sogar ein Hauptschiedsrichter aus Hellern „am Start“. Stefan berichtet in seinem Gastbeitrag über die Veranstaltung.

 

Überraschung beim Boarding

Begonnen hatte das Projekt „LBMM“ für mich bereits am 02.10.2018 – überraschenderweise am Flughafen in Bremen. Ich wartete dort mit meiner Frau auf das „Boarding“ für unseren einwöchigen Kurzurlaub in der Sonne. Noch einmal kurz die Mails checken – heutzutage kein Problem, das Smartphone hilft dabei. Im Postkorb lag eine Anfrage des niedersächsischen Referenten für Turniergeschehen, Martin Willmann, der wissen wollte, ob ich die LBMM in Hameln und ggf. auch die LBEM in Oldenburg leiten könne. Ich konnte das nicht direkt mit einem „ja natürlich“ beantworten, weil man ja nicht unbedingt direkt alle anderen Termine parat hat, sagte aber zumindest unter leichtem Vorbehalt zu und kurze Zeit später waren wir uns dann auch tatsächlich einig.

1000 Figuren und einige Brötchen

Stefan Ewert

Was muss im Vorfeld passieren, damit so ein Turnier stattfinden kann? Die verschiedenen Bezirke (davon haben wir 6 in Niedersachsen) müssen ihre Teilnehmer melden, ein Ausrichter muss gefunden werden – und natürlich auch ein Schiedsrichter. Alle diese Dinge gingen im Laufe der Zeit ihren Weg, und in der letzten November-Woche stand dann der Plan:

Martin mailte mir zunächst die Teilnehmer-Liste. Darum hatte ich gebeten, damit vor Ort prüfbar ist, wer startberechtigt ist bzw. wer ggf. nicht startberechtigt ist. Das ist durchaus ein wichtiges Thema, es soll ja hinterher schließlich niemand auf die Idee kommen können, das Turnierergebnis anzuzweifeln, weil evtl. irgendwer gar nicht hätte teilnehmen dürfen.

Ein Telefonat mit dem Ansprechpartner des Ausrichters, dem Hamelner SV, brachte mir die letzten detaillierten Informationen: die Räumlichkeiten waren natürlich längst gebucht, die Raumöffnung wurde für 2 Stunden vor Turnierbeginn angekündigt. Das ist eine gute Zeit, schließlich müssen bei maximal 16 Teilnehmern zu je 4 Spielern insgesamt 32 Bretter mit ebenso vielen Figuren aufgebaut werden. Ihr dürft ruhig nachrechnen – das sind mehr als 1000 Figuren! Und auch das Catering darf nicht zu kurz kommen – Brötchen und Kaffee gehen immer weg, auch kalte Getränke und ein paar Snacks zum Mittagessen wollen vorbereitet sein. All das hat prima funktioniert!

Der Spielsaal in Hameln

Da sich die Blitz-Regeln zum 01.01.2018 an ein paar Stellen entscheidend geändert hatten, wollte ich am Freitagabend auf Nummer sicher gehen. Ein rund zehnminütiges Telefonat mit einem hochrangigen internationalen Schiedsrichter aus Baden klärten meine letzten Fragen zum Thema „blitzen“, der Kollege war sehr hilfreich – danke 😉

Schwupps – schon sind 30 Minuten rum

Am Samstagmorgen dann Start um kurz nach 9.00 Uhr, über A30 und A2 nach Hameln. (Es behaupte bitte niemand, bei Bad Oeynhausen würde man wegen der Bemühungen rund um die Ortsumgehung jetzt zurechtkommen. Die Fahrt durch die „City“ ist nach wie vor nötig, aus beiden Richtungen.) Ankunft kurz vor halb elf. Ein paar Änderungen bei den Teilnehmern müssen noch in den PC eingepflegt werden, ärgerlicherweise fehlt eine Mannschaft komplett. Erst 20 Minuten nach dem geplanten Turnierstart steht es fest – die kommen nicht mehr. Schade, das ärgert auch die bereits wartenden Teilnehmer, man möchte doch eigentlich Schach spielen … Gestartet wird dann mit nur 14 Teams. Wir spielen mit den von der Turnierordnung vorgeschriebenen 5 Minuten, ohne Zuschlag.

Um diesen Pott ging es…

Beim Reglement muss man aufpassen: eine normale Runde Brett 1 gegen Brett 1, 2 gegen 2, 3 gegen 3 und 4 gegen 4. Danach tauscht eine Seite die Bretter 1 und 2 sowie die Bretter 3 und 4, es gibt also Überkreuz-Begegnungen. Acht Partien entscheiden somit über den Mannschaftssieg. Wer mitgerechnet hat, kommt auf mindestens 20 Minuten pro Mannschaftsvergleich. Das ist aber nur eine Theorie – neuerdings gibt es ja beim Blitzen auch Zeitgutschriften, und darauf müssen dann alle anderen Teilnehmer warten. So vergehen locker 25 Minuten für die Runden, und manche vergessen auch die Ergebnismeldung, so dass ich mitunter mit Papier und Kugelschreiber durch den Saal lief, um fehlende Ergebnisse einzusammeln. Dann noch Neuauslosung – und Schwupps, schon sind 30 Minuten (pro Runde!) herum.

Einige Begegnungen sind ausgeglichen, es gibt 4:4-Ergebnisse oder knappe Siege. Andere Begegnungen sind weniger eng, weil Teams teilnehmen, die doch sehr stark besetzt sind und teilweise mehrere Titelträger dabei haben. Solche Vergleiche enden dann auch mehrfach 8:0.

Meine Arbeit als Schiedsrichter beschränkt sich im Regelfall darauf, Zeitstrafen bzw. –gutschriften auszusprechen, als Folge von regelwidrigen Zügen. Ansonsten ist wirklich nicht viel passiert, schließlich kennen alle Teilnehmer die Regeln.

Tostedt gewinnt mit großem Vorsprung

Bereits zur kurzen Mittagspause (nach Runde 5 von 13) hat sich ein Spitzentrio gebildet, dessen Vorsprung wegen der bislang wenigen Spiele aber noch überschaubar ist. Das ändert sich nach der Pause: die drei sind irgendwann nicht mehr einzuholen, und es scheint klar, dass sie den Titel unter sich ausmachen – nur in welcher Reihenfolge?

Die Entscheidung rückt näher

Letztlich setzt sich MTV Tostedt 1 durch und bekommt dafür einen vom Ausrichter organisierten Pokal. Auf den Plätzen zwei und drei landen der Hamelner SV und der HSK Lister Turm. Alle drei Mannschaften sind damit für die norddeutsche Blitz-Mannschaftsmeisterschaft qualifiziert.

Es endet mit der Heimfahrt und der Meldung der Ergebnisse an den NSV, damit die Veröffentlichung im Internet stattfinden kann. Am nächsten Samstag geht’s übrigens mit dem nächsten Blitzturnier weiter – das Einzelblitzen in Oldenburg ruft.

Bis dahin, Stefan

Weitere Information gibt es auf der Seite des Niedersächsischen Schachverband, darunter auch eine Kreuztabelle.

Fotos © 2018 Stefan Ewert