Was erwartet uns in der Oberliga?

Es ist wahrlich nichts Neues. Starke Profi-Truppen stehen in der Landesliga Nord Gewehr bei Fuß, um den Sprung in die Oberliga Nord West zu schaffen. Auch dort haben sich die Kräfteverhältnisse dramatisch geändert. Eine statistische Analyse.

Die neue 3-Klassen-Gesellschaft

Stephan Niendieker hat in seinem Beitrag über den ersten Spieltag bereits skizziert, was Hellern 1-3 zu erwarten haben. Ich habe mich dagegen ausschließlich auf die 1. Mannschaft konzentriert und eine ELO-basierte Analyse erstellt. Sie setzt sich aus zwei Kategorien zusammen: dem Rating-Schnitt an den Brettern 1-8 und jenem der an 1-10 gemeldeten Spielern.
Dies hat einen Grund. Es gab in der Oberliga zuletzt kaum noch Teams, die konstant aufstellen konnten und somit überwiegend mit dem Stammpersonal antraten. Die Breite des Kaders und die Qualität der Ersatzspieler bekommt daher eine große Bedeutung für das sportliche Abschneiden. Deshalb habe ich als Vergleichsgröße auch die ersten beiden Reservespieler in den Pool aufgenommen.

Sortiert wurde nach 10er-Schnitt (Orange). Auf den ersten Blick sieht man in beiden Kategorien ein klares Gefälle. Tostedt ist Top-Favorit, Werder 2 kann mithalten, wenn die Tostedter nicht regelmäßig ihre Top 8 ans Brett bringen.
Danach folgt eine heftige Zäsur. Vermutlich werden die Mannschaften, die auch beim 10er-Schnitt >2200 ELO aufweisen, nicht in den Abstiegskampf verwickelt werden. In einer Tabelle, die nur die ersten acht gemeldeten Spieler berücksichtigt, würden Oldenburg und Delmenhorst sogar einen Sprung nach vorne machen.
Hellern ist in einem Graubereich, wird sich aber eher nach hinten orientieren müssen. Die beiden Mannschaften aus Hannover und auch Hameln stehen ebenfalls vor einer herausfordernden Saison, wobei Hannover 96 unübersehbar davon profitieren würde, immer die besten Acht ans Brett zu bekommen.
Fazit: Rechnerisch haben wir es mit einer 3-Klassen-Gesellschaft zu tun, wobei die Mannschaften mit dem schlechtesten 10er-Schnitt ca. 300 ELO-Punkte weniger aufweisen als die Topvereine Tostedt und Werder 2.
Da aber die Mannschaften im Mittelbau (>2200) keinen erdrückenden Vorsprung vor den etwas schwächeren Teams haben, werden Konstanz und Qualität der Ersatzspieler eine enorm wichtige Rolle spielen.

Prognose? Es wird schwer!

Blicken wir zwei Jahre zurück. In der Saison 2016/17 hatte die an 1 gesetzte Mannschaft vom SK Delmenhorst einen Schnitt von 2314. Es folgten drei Mannschaften mit > 2200. Der Rest der Liga spielte in einem Bereich zwischen 2105 und 2195.
Inzwischen wurde aufgerüstet. Dies gilt nicht nur für die Profi-Truppen, sondern auch für die meisten anderen Teams. Es gibt nur noch vier Teams, die mehr oder weniger deutlich unter 2200 liegen. Und die würden aktuell in der Landesliga Nord bestenfalls im Mittelfeld landen – zu stark ist die Konkurrenz, die überwiegend mit zweitligareifen Teams antritt.
Wenn diese Teams das finanzielle Marathon durchhalten können, werden Absteiger in die Landesliga Nord in den nächsten zwei bis drei Jahren nur noch um die Goldene Ananas spielen, denn die Profiteams wie Lilienthal bringen > ELO 2400 ans Brett, während in der Landesliga Süd die beste Mannschaft derzeit einen Schnitt von 2160 aufweist. Auch dies ist eine sportliche Zäsur.
Bleibt also alles so, wie es im Moment aussieht, werden die etablierten Vereine in der Oberliga Nord West ihren ELO-Schnitt deutlich über 2200 anheben müssen, um zukunftssicher aufgestellt zu sein. Es wird schwer. Es wird aber auch spannend.