Hannes spielte stark, aber es reichte nicht. Jedenfalls nicht bis zum Schluss. Mit einer technisch bravorösen Leistung konnte Hannes die Partie gegen GM Wadym Malakhatko völlig ausgeglichen halten. Dann kam der 38. Zug…
Runde 2
Vor wenigen Tagen konnte Hannes beim Ems-Vechte-Cup GM Epishin noch ein Remis abluchsen. Gegen den ukrainischen Großmeister gelang ihm das nicht. Wadym Malakhatko spielte eine garantiert ambitionsbefreite Partie, die irgendwann die Qualität eines bewährten Schlafmittels erhielt. Warum? Nun, Hannes machte alles richtig, stand pausenlos auf 0.00, während der GM nichts anderes tat als weiterzuspielen.
Nun, vielleicht reicht das ja. Und vielleicht muss man ja auch selber Drohungen vorweisen können, um etwas zu bekommen. Vielleicht hatte sich das auch Hannes gedacht. Also verließ er seine passive, aber bombenfeste Defensivhaltung und griff selbst etwas aktiver an.
Danach war es auf der Stelle vorbei. Hier die vollständige Partie.
Etwas besser machte es Nikolas Wachinger, Hannes‘ Gegner vom Vormittag. Der holte mit Schwarz ein Remis gegen GM Vorobiov. Dagegen kassierte IM Nikolas Lubbe gegen FM Winterberg die zweite Null und startete denkbar schlecht ins Turnier.
Für den sympathischen Nikolas Lubbe, dessen Kommentare auf Chess24 gerne gehört werden, ist das ärgerlich, denn 18…Sxf4 ist nun wahrlich keine große Sache. Ich bin gespannt, was seine Frau Melanie in ihrem Blog schreiben wird… (tat sie mittlerweile. Der Zug „…darf wohl als bisher schlechtester Zug des Turniers betitelt werden. Mit 40 Minuten und somit noch ausreichend Zeit auf der Uhr sollte so etwas einem Internationalen Meister (und vor allem meinem Mann ;-)) nicht passieren. Das sind wohl noch die Nachwehen des ersten Staatsexamens, das Niko am Dienstag erfolgreich abgeschlossen hat“). Wir gratulieren … zum Staatsexamen.
Kurios kann man hingegen GM Vorobiovs Entscheidung nennen (rechtes Diagramm), den Bauern auf a6 nicht zu nehmen. Danach ist die Partie gleich und daran änderte sich auch nichts mehr. Nur am Rande: der Großmeister stand bereits nach 19 Zügen haushoch auf Gewinn, übersah aber einen Gewinn, den ein guter Verbandsligaspieler mit etwas Glück finden würde.
Das sollten Mutmacher für Hannes sein. Nicht, weil man den Spruch „Die Anderen kochen auch nur mit Wasser“ aus dem Zylinder ziehen kann. Nein, stattdessen kann man festhalten: „Alle machen Fehler.“ Man muss sie nur finden. (Dafür zahle ich fünf Mark ins Phrasenschwein)
Hannes spielt am Freitag gegen IM Kacper Drozdowski (ELO 2455). Wir drücken weiterhin die Daumen und wünschen ihm, dass er einen Fehler findet und auch die notwendige Portion Glück hat, um etwas daraus zu machen. Etwas dürfte er gemerkt haben: Es geht um Nuancen. Und um Sitzfleisch…