Das große Schachevent nähert sich dem Ende. Noch einmal ist am Ostermontag die Schwarzwaldhalle proppenvoll, dann ist alles vorbei. Auch die Superstars um Magnus Carlsen ziehen weiter: nach Baden-Baden. Und die Ewerts kehren heim: nach Hellern.
Runde 7 und 8: Nicht alles lief rund
Im A-Open lief am Ostermontag noch ein Spektakel ab: Die große Nachwuchshoffnung Vincent Keymer spielt gegen Richard Rapport. Ein Remis würde Vincent Keymer zum geteilten ersten Platz reichen, ein Sieg, nun ja, wäre dann der Sieg: Platz 1. Die Partie läuft gerade, 300 ELO-Punkte trennen die beiden und der GM muss gewinnen, wenn er mit GM Korobov und GM Shirov (beide 7½ P) gleichziehen will.
Hannes liegt dagegen mit 4½ P vor der letzten Partie auf Platz 293 (+3 =3 -2) – unser alter Mitstreiter Jan Wöllermann istmit der gleichen Punktzahl auf Platz 263 gelandet.
Ein Sieg muss her, um die ELO-Verluste in Grenzen zu halten. Denn es lief nicht so, wie Hannes es sicher erwartet hatte. 50% gegen einen ELO-∅ von 2113 findet unser Talent nicht toll – und dafür fand er kräftige Worte.
Das durchschnittliche Ergebnis lag auch an der Weißbilanz, die mit 1 (4) bislang nicht berauschend ist. Mit Schwarz erzielte Hannes aber 3½ (4) – bei der Widerlegung gegnerische Konzepte spielt er extrem stark. In Runde 6 fand er gegen den mauernden Franzosen Valentin Pillard auf unnachahmliche Weise den Dosenöffner:
[Event „Grenke Chess Open A“]
[Site „Karlsruhe“]
[Date „2018.04.01“]
[Round „6“]
[White „Pillard“]
[Black „Ewert“]
[Result „0-1“]
[WhiteElo „1931“]
[BlackElo „2343“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „2rr2k1/1p3pp1/pqb1pn1p/3p4/3P1B2/bPNQ2P1/P3PPBP/2R2RK1 w – – 0 18“]
[PlyCount „50“]
[EventDate „2018.??.??“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
18. Rcd1 $6 {geht den Komplikationen aus dem Weg, räumt aber freiwillig die
Linie.} (18. Rc2 Bb5 19. Qd2 (19. Nxb5 Qxb5 20. Qxb5 axb5 21. Rc7 Rxc7 22. Bxc7
Rc8 $17 {[%csl Rc2]}) 19… Be8 $15) 18… Be8 19. Bc1 Bb4 $17 20. Bb2 Bxc3 $1
{[%mdl 1088]} 21. Bxc3 Bb5 22. Qd2 Rxc3 $1 23. Qxc3 Bxe2 24. Rc1 Bxf1 25. Bxf1
Ne4 {Hannes hat einen Bauern mehr und d4 ist schwach.} 26. Qc7 Qxc7 27. Rxc7
Nd6 28. Bd3 Kf8 29. Kf1 Ke8 30. Rc1 Rc8 31. Re1 Kd7 32. h4 Re8 33. f4 f6 34.
Kf2 Nc8 35. Bg6 Re7 36. Bh5 Na7 {[%cal Ra7c6,Rc6b4,Re7c7,Rc7c3] Hannes‘ Plan
ist klar.} 37. Bf3 Kd6 38. Rd1 Nc6 $19 39. Rd2 Rc7 40. g4 Nb4 41. Bd1 Rc3 42.
a3 Nd3+ {Eine hübsche Technikpartie.} (42… Nd3+ 43. Kf1 Nxf4 $19) 0-1
Das hätte der Beginn eines fulminanten Schlussspurts sein können. Aber dann verlor Hannes trotz Gewinnstellung in Runde 7 gegen den zweitligaerfahrenen Christian Jeitz (ELO 2187, SV Hofheim). Und war natürlich bedient, denn der Hofheimer war nach knapp 20 Zügen überspielt und stand danach ziemlich rasch auf Verlust. In der Diagrammstellung folgte 26.dxe6. Stattdessen hätte Sd2-c4 gewonnen, da nicht nur d6 schwach ist, sondern auch Sb6 droht. Wenig später war die Stellung gleich, ehe Hannes‘ Gegner im 34. Zug die Partie einstellte. Nur half es nicht. Prompt folgte in Runde 8 wieder ein Schwarzsieg, diesmal gegen Rolf Zimmer (SF Neureut, ELO 2124, Landesliga). Hannes ließ sich also nicht unterkriegen.
In der letzten Runde spielt Hannes gegen Julian Maisch (ELO 2184) von den SF Kornwestheim.
Auch Stefan legte einen kleinen Hänger hin. Aber der Reihe nach. Den im letzten Bericht angekündigten Coup möchte ich zunächst und gerne nachholen.
[Event „Grenke Chess Open B“]
[Site „Karlsruhe“]
[Date „2018.04.01“]
[Round „6“]
[White „Schott“]
[Black „Ewert“]
[Result „1/2-1/2“]
[ECO „B09“]
[WhiteElo „1956“]
[BlackElo „1803“]
[Annotator „Thal“]
[PlyCount „85“]
[EventDate „2018.03.30“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
1. e4 d6 2. d4 Nf6 3. Nc3 g6 4. f4 Bg7 5. Nf3 O-O 6. Bd3 Nbd7 $6 7. e5 dxe5 8.
dxe5 $18 Ne8 9. Be3 Nb6 {Diese Stellung hat in einer Turnierpartie fast
niemand überlebt. Es gab lediglich 2x Remis. Schwarze Gewinnpartien:
Fehlanzeige.} 10. Qe2 c6 11. Rd1 Qc7 12. O-O Nd5 $146 13. Bc1 $6 $16 (13. Nxd5
cxd5 14. h3 {und Weiß bereitet einen Bauernsturm vor.}) 13… Bh6 14. Ng5 $2
Bxg5 15. fxg5 Ng7 {Schwarz hat mit seinen kühnen Ideen Erfolg gehabt und eine
Festung gebaut.} 16. Kh1 Be6 17. Nxd5 Bxd5 18. c4 Be6 19. Rf4 Rad8 20. Rdf1 Nf5
21. b3 Rd4 22. Bb2 Rxf4 23. Rxf4 Rd8 24. Bc3 Qb6 25. Be4 Qe3 26. Qxe3 Nxe3 {
Stefan spielt präzise wie ein Uhrwerk.} 27. Bf3 Nf5 28. g4 Ng7 $5 (28… Ne3 {
[%cal Re6g4,Re3g4] war besser:} 29. Rd4 Rxd4 30. Bxd4 Nxg4 31. Bxg4 Bxg4 $11)
29. Be2 Bc8 30. h4 Ne6 31. Rf1 Nd4 32. Rd1 Ne6 33. Rxd8+ Nxd8 34. Kg2 Kf8 35.
Kg3 c5 36. Bf3 b6 37. a4 a5 38. Be2 e6 39. Kf4 Bb7 40. Ke3 Ke7 41. Bd3 Bc6 42.
h5 Nb7 43. Be2 $11 {Damit ist Stefan der laut MEGABASE dritte Spieler der
Schachgeschichte, der die Sbd7-Variante überlebt hat.} 1/2-1/2
In Runde 7 remisierte Stefan mit Qing Zhou (Rating: keine). „Bei dem Chinesen habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit selbst Remis angeboten. Sprach etwas Deutsch, auf Englisch ging es besser. Vereinslos, lernt mit seiner Tochter, spielt sein erstes (!!!) Turnier, das war mir nicht geheuer. „I saw every task you gave me.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.“
Tatsächlich spielte Stefans Gegner gutes Schach. Bislang reichte dies für 4,5 P. Leider verlor Stefan dann in Runde 8 gegen Paul Wiedenbruch (ELO 1460), sodass er vor der letzten Runde mit 4½ (+3 =3 -2) auf Platz 293 zurückfiel.
Die Partien aus der achten Runde liegen noch nicht vor. In Runde 9 spielt Stefan gegen Monik Gupta (ELO 1658, Münchener SC).
Zurück zum Turnier: Vincent Keymer hat inzwischen Richard Rapport (ELO 2710) eine Figur abgeknöpft. Hoffentlich kann ich in meinem Abschlussbericht von unseren beiden Helleranern Gleiches berichten!
Nachspiellink für alle bislang veröffentlichten Partien.