Vierte überzeugt in Fürstenau

Nach der Pleite in Nordhorn bei NOH-Blankes Vierten war die Vierte Mannschaft des SV Hellern auf Wiedergutmachung in Fürstenau aus. Ein Mannschaftserfolg sollte her, auch um sich aller Abstiegssorgen zu entledigen. Das gelang überzeugend.

Die Vorzeichen für das Auswärtsspiel in Fürstenau sahen nicht besonders vielversprechend aus, denn während bei uns Ludger Wöllermann und damit unser Spitzenbrett fehlte, waren bei Fürstenau – anders als gegen unsere Dritte am vorangegangenen Spieltag – die beiden Spitzenbretter Christophorus Scholz und Stefan Giese dabei. Überhaupt trat Fürstenau mit den Top 7, den ersten sieben gemeldeten Brettern, und damit fast in Bestbesetzung an. Ludger musste krankheitsbedingt absagen, aber Mannschaftsführer Hartmut Weist konnte mit Frank Pfeifer noch kurzfristig einen Ersatzmann auftreiben. Danke Frank fürs schnelle Einspringen! Hartmut hat Frank in der internen Mail einen Angriffsieg prophezeit, da lag er daneben, denn erst das Turmendspiel brachte die Entscheidung, und am Ende war es Frank, der die letzte Partie spielte. Aber der Reihe nach.

Einzelergebnisse (Qulle: nsv-online)

SC Fürstenau SV Hellern 4 2.5 : 5.5
 Scholz, Christophorus (1986) Prof. Dr. Gillenkirch, Robert (1845)  1/2 : 1/2
 Giese, Stefan (1919) Dettmer, Niels (1746) 1 : 0
 Fischöder, Michael (1568) Dr. Schütt, Norbert (1707) 0 : 1
 Meyer, Manfred (1566) Gausmann, Jens (1633) 0 : 1
 van der Helm, Joop (1545) Lapehn, Klaus (1687)  1/2 : 1/2
 Zilke, Viktor (1515) Thöle, Alfons (1718) 0 : 1
 Moorkamp, Dieter (1501) Weist, Hartmut (1644)  1/2 : 1/2
 Thale, Marco (-) Pfeifer, Frank (1494) 0 : 1

Die Einzelergebnisse zeigen deutlich, dass der Matchplan aufging: Auf der Hinfahrt hatten wir einen halben Punkt an den ersten beiden Brettern und vier Punkte an den Brettern 3-8 angepeilt. Wer den halben vorne holen würde, war nicht ganz klar, denn beide Fürstenauer hatten einen klaren Spielstärkevorteil. Nach 10 Zügen sah es nach Niels aus, der optisch bombig stand. Hinterher gemahnte die Engine zur Ruhe, es schien nur überlegen, war aber ausgeglichen. Dann allerdings ließ Niels eine Figur stehen, und es war bald danach vorbei, Stefan Giese ließ nichts, aber auch gar nichts mehr anbrennen.

Dafür stand Norbert Schütt schnell richtig gut. Sein Gegner beantwortete Norberts Aufbau – sagen wir mal unkonventionell. Jedenfalls bewertete die Engine die Stellung bereits nach dem zehnten Zug als gewonnen für Weiß, und Norbert hatte einen klaren Plan, diese Vorgabe umzusetzen. Bereits im 15. Zug hätte er es krachen lassen können (linkes Diagramm): 15. Tf6! Der Turm darf nicht genommen werden, und nach z.B. 15. … Se7 16. Th6 Lxh6 (16. … Sf5 beantwortet Weiß einfach mit 17. Tf6) 17. Dxh6 Sf5 18. Dxg5+ kommt bald der zweite weiße Turm hinzu, um den schwarzen König matt zu setzen.

Schütt – Fischoeder, Stellungen nach dem 14. (links) bzw. 18. Zug (rechts)

Aber Norbert dachte sich, dass Tf6 nicht wegläuft, verdoppelte statt dessen erst einmal die Türme auf der f-Linie, und er hatte Recht damit. Bereits vier Züge später war die schwarze Stellung endgültig aufgabereif (rechtes Diagramm), und der Weiße hat das Luxusproblem, ob er erst noch den Springer nach c5 bringt und dann auf den schwarzen König losgeht, oder dies gleich tut. Norbert gönnte seinem Springer noch die zwei Züge und spielte dann erst den Tusch: 19. Lxe7 Dxe7 20. Sb3 Lc6 21. Sc5 Lb7 22. Tf6 Lc8 23 T1f3 und Schwarz gab auf.

Nicht so schön wie Norbert, aber genauso schnell und erfolgreich beendete Alfons Thöle seine Partie. In einem selten gesehenen weißen Aufbau gegen Sizilianisch schien es zwar zwischenzeitlich so, als wollten beide Kontrahenten die Züge wiederholen, aber Alfons wollte mehr und bekam mehr. Ein Versehen seines Gegners nutze er durch eine „petite combinaison“ aus, danach war die Partie vorbei. Es war der vierte Sieg für Alfons in der fünften Partie, damit bleibt er Topscorer des Teams. Klaus Lapehn setzte ebenfalls seine Serie fort, allerdings die der Remisen. Zwar stand er optisch klar überlegen, aber sein Fürstenauer Gegner verteidigte gut, und Klaus sah kein Durchkommen- Remis also und ein wichtiger halber Punkt für unsere zwischenzeitliche 2.5 : 1.5 Führung, die Druck auf die Fürstenauer aufbaute.

Hartmut Weist wollte seine Remisserie ebenfalls druchbrechen, aber auch ihm gelang es nicht. Er knetete seinen Gegner zwar nach Kräften, aber die Stellung blieb ausgeglichen, Remis war folgerichtig. Robert Gillenkirch (=ich) vertrat Ludger am ersten Brett und hatte es mit Christophorus Scholz zu tun, der einen Aufbau wählte, den ich nicht gut kannte und zuvor nur einmnal auf ähnliche Weise auf dem Brett hatte – ein deja vu, denn auch in der zuvor gespielten Partie gegen Hajo Bade im Vereinspokal stand ich irgendwann am Damenflügel mächtig unter Druck und suchte mein Heil im Gegenangriff auf dem Königsflügel. In unklarer Stellung und mit wenig Bedenkzeit auf beiden Seiten nahm Scholz mein Remisgebot an. Eine vergebene Chance für den Fürstenauer, ein glücklicher halber Punkt für mich.

Blieben noch zwei Partien, von Jens Gausmann (Brett 4) und Frank Pfeifer (Brett 8) und beide standen gut, Jens sogar hervorragend. Er hatte seinen Gegner am Königsflügel überspielt, und die weiße Verteidigung war bald nahe der Paralyse. In der linken Diagrammstellung kann Jens als Schwarzer seinen Springer nach f3 überführen, und dann ist die Partie vorbei. Die Engine schlägt hier 32. … Sd7 vor, um danach den Läufer auf g3 zu opfern und so das Feld e5 für den Springer frei zu machen. Jens allerdings hatte eine sehr viel humorvollere Umsetzung des Plans im Sinn: 32. … Sa8!? 33. Sa3 Sc7 34. Txd8 Txd8 35. Db1 Se6 36.  Sc2 c5 37. Dc1 Sg5 38. Se1 Sf3+ und da ist er (rechtes Diagramm).

Nun folgte 39. Sxf3 exf3 40. Tf2 und nun setzte das wunderschöne 40. … Ld4! den Schlusspunkt: Der Bauer e3 ist gefesselt, fällt im nächsten Zug und nach ihm wird auch der Tf2 fallen.

Damit war der Mannschaftserfolg unter Dach und Fach. Fehlte der Schlusspunkt durch Frank Pfeifer, der früh in der Partie die Initiative an sich zog, ohne zwingenden Angriff zu erhalten. Aber es reichte, um schließlich in ein Turmendspiel mit gleich drei Mehrbauern zu kommen. Einen davon musste Frank zurückgeben, aber zwei blieben, und ein langjähriger Jugendtrainer kann natürlich Turmendspiele. So setzte Frank den Schlusspunkt zum 5.2 : 2.5 Erfolg. Sicher etwas zu hoch, aber der Sieg geht in Ordnung, zu dominant waren wir an den meisten Brettern.

In der Tabelle steht Nordhorn-Blanke 4 nach dem Erfolg gegen Hagen 2 nun an der Spitze (wenn meine Infos stimmen, online ist Stand Sonntag Nachmittag noch nichts). Unsere Dritte ging in Hollage baden, Spelle punktete gegen die Dritte der SG Osnabrück, und auch die Zweite des Osnabrücker SV gewann. In der Tabelle steht daher die SG Osnabrück 3 weiterhin ganz unten, aber für Veldhausen, Spelle und Fürstenau ist noch nichts entschieden. Und wer wird Meister? Im Moment sieht es nach Nordhorn-Blanke 4 aus. Und wer steigt auf? Das ist mal wieder eine ganz andere Frage. Nordhorn-Blanke 3 steht zwar in der Verbandsliga West nicht allzu gut da, wird aber die Klasse ziemlich wahrscheinlich halten, und dann müssten die Nordhorner mit zwei Mannschaften in der Verbandsliga spielen wollen. Wir wollten das nicht, aber wer weiß. Warten wir es ab.