Wir sagen Good-bye, obwohl er noch nicht ganz weg ist. Julian zieht es in den hohen Norden. In der nächsten Saison werden wir den guten Schachspieler und freundlichen Vereinskameraden garantiert vermissen. Schach-hellern.de hat sich mit ihm unterhalten, natürlich auch über die Stadtmeisterschaft.
Zwischenstopp in Osnabrück
Sicher wird Julian zur Lage noch das eine oder andere Spiel für unsere Oberliga-Manschaft machen. Aber irgendwann wird er nicht mehr da sein. Aus München kommend, legte er in Osnabrück einen Zwischenstopp ein, und nun geht es ganz und gar in den hohen Norden. Nach Hamburg.
Der Historiker, der kurz vor dem erfolgreichen Abschluss seines Promotionsverfahrens steht, will sich in Hamburg beruflich neu aufstellen. Wir wünschen ihm dabei viel Glück und Erfolg – und sind gespannt, wo er seine schachlichen Aktivitäten fortsetzt. Es gibt ja den einen oder anderen Schachverein in der Hansestadt…
Ich will vor allem gutes Schach spielen und Spaß dabei haben (Julian)
Schach-Hellern.de: Julian, deine Zeit in Hellern geht spätestens nach dieser Saison zu Ende. Wie geht’s jetzt weiter? Ich denke, dass unsere Leser gerne wissen möchten, was Du in Osnabrück studiert hast und wie deine beruflichen Pläne aussehen. Erzähl doch mal ein bisschen…
Antwort: Vor gut drei Jahren bin ich für meine Doktorarbeit in Geschichte nach Osnabrück gekommen, diesen Herbst habe ich dann abgegeben. Aktuell bin ich noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Osnabrück, aber in den nächsten Monaten steht ein Jobwechsel mit Umzug an.
Schach-Hellern.de: Julian und die Oberliga: 2016/17 fantastische 5,5 P v. 6 mit einer Performance von 2452. Super Einstieg! 2017/18 dann 2,5 P v. 6 und aktuell 3 P v. 4. Summa summarum sind das 11 Punkte aus 16 Partien – ein stattliches Ergebnis. Dann Vereinspokalsieger 2016. Und jetzt auch noch Osnabrücker Stadtmeister mit einer Performance von 2311! Julian und der SV Hellern – eine Erfolgsgeschichte.
Wie sieht deine Bilanz aus und was für schachliche Zukunftspläne hast du?

Antwort: So im Rückblick klingt das besser, als es zwischendurch aussah. Die Saison 2017/18 ist nicht so gut gelaufen, den Vereinspokal habe ich quasi in den Stichkämpfen gewonnen und auch bei der aktuellen Stadtmeisterschaft war oft viel mehr Glück dabei, als mir recht ist. Trotzdem ist die Bilanz insgesamt klar positiv. Nicht nur durch ein paar gute Partien vor allem in der Oberliga. Ich habe es auch das erste Mal über die 2100 geschafft, was ich vor ein paar Jahren noch nicht erwartet hätte. Ich bin relativ spät zum Schach gekommen und war mit 18 erst bei einer DWZ von ungefähr 1800. Deswegen hatte ich auch nie Kadertraining oder Privatstunden und setzte mir keine konkreten Ziele. Ich will vor allem gutes Schach spielen und Spaß dabei haben, wobei da eines nicht ohne das andere geht.
Schach-Hellern.de: Abschließend noch ein Blick zurück und damit auch zur letzten Frage: Was hat dir bei uns besonders gut gefallen und was war nicht so gut? Keine Sorge, wir vertragen Kritik…
Antwort: Es hat mich sehr gefreut, nach meinem Wechsel so schnell in der sympathischen Oberligamannschaft anzukommen. Der zweite Platz 2016/17 war deswegen ein besonders schöner Erfolg. Leider hat im letzten Jahr meine Zeit für vereinsinterne Turnier nicht mehr gereicht. Als einzige Kritik fällt mir ein, dass für mich als Fahrradfahrer die Strecke nach Hellern im Winter doch nicht immer so angenehm war… Aber das ist kann man dem Verein ja nicht zum Vorwurf machen. Deswegen: Vielen Dank schon mal an alle im Verein für die angenehme Zeit, auch wenn ich noch nicht ganz weg bin.
Schach-Hellern.de: Dürfen wir eigentlich jetzt Dr. zur Lage sagen?
Antwort: Bis zum offiziellen Titel fehlen noch ein paar Schritte, und auch sonst lege ich überhaupt keinen Wert darauf.
Schach-Hellern.de: Vielen Dank für das Gespräch und erst recht vielen Dank für das, was Du für uns geleistet hast!
Die Stadtmeisterschaft

Nicht nur für Julian war die STM 2018 ein Erfolg. Aber für diesen eben besonders. Mit 7 P v. 7 legte er los wie die Feuerwehr und hatte selbst nach zwei Punkteteilungen in Runde 8 und 9 immer noch 1½ Vorsprung auf Hannes Ewert und Joachim Rein. Ein toller Erfolg, ein tolles Trio aus Hellern.
Vorjahressieger Hannes musste nach nach einem Zwischentief und einer Niederlage gegen Julian den Pott vorzeitig abschreiben, wurde aber dank Feinwertung denkbar knapp Zweiter vor Joachim Rein, der nur eine Null gegen Lukas Schiemyer kassierte und sich auf eine DWZ von 1961 hochschraubte – die beste Wertung die er je hatte.
Noch zweimal waren wir in den Top Ten vertreten, und zwar durch Reinhard Paul und Stefan Ewert. Stefan spielt fantastisch und holte sich +48 DWZ-Punkte (∅ 1879). Dr. Norbert Schütt wurde nach starkem Schlussspurt mit 4,5 P Siebzehnter, konnte aber in der R 9 nicht spielen. Hartmut Weist wurde mit 3,5 P Neunzehnter.
Seine Leistung in der STM bewertete Julian mit höflicher Zurückhaltung. Dass hat ihn auch als Mitspieler und Vereinskameraden ausgezeichnet: höflich, ruhig, zurückhaltend und nett. Wenn er was sagte, hatte das Substanz. Von seinen Partien aus der Stadtmeisterschaft hielt er nur eine für akzeptabel:
Es scheint mir angemessen zu sein, Julian eine nette Bildergalerie und ein Potpurri der schönsten Partien mit auf den Weg zu geben. Aber anders als Hape Kerkeling sagt er nicht: „Ich bin dann mal weg!“ Er bleibt ja noch ein bisschen…
Und hier gibt es Julians schönste Partien.
Wir wünschen dem neuen Stadtmeister weiterhin alles Gute und viel Erfolg!
Fotos © Thal 2016-2017