DSOL Runde 4: Highlight trotz Niederlage

Gegen das mit Großmeistern gespickte Team der SF Deizisau anzutreten, war unabhängig vom Ergebnis ein Erlebnis für unser Team. Dass an zwei Brettern Erstaunliches geleistet wurde, steigerte das Ganze noch. Holger Lehmann holte gegen GM Matthias Blübaum, die Nr. 80 der Weltrangliste, ein Remis. Jürgen Grosser stand lange gegen GM Rustem Dautov besser und kurz vor der möglichen Punkteteilung. Bravo Hellern!

 

Das Team

Ärger mit der Technik

Beim Online-Schach gehört das Versagen der Technik genauso zum Spiel dazu wie eine hohe Frustrationstoleranz. Am 31. März sah man allerdings in den Notationen im Überfluss Einträge wie „reconnected“. Uhren mussten vom Turnierleiter nachjustiert werden. Reinhold Happe investierte nach eigener Aussage mehr Zeit in die Komminikation mit dem Turnierleiter als in die Züge.
Erstaunlich. Ist Deutschland nicht weltweit der Vorreiter bei der Digitalisierung? Muss nicht jeder Bürger zum Fremdwörter-Lexikon greifen, wenn er wissen will, was ein Funkloch ist?
Ironie Ende. Kommen wir zum Sportlichen.

Quelle: Deutscher Schachbund

Der Wettkampf gehörte zum Thema „Meister gegen Amateur“. So heißt auch eine Buchreihe, die vom verstorbenen Schachweltmeister Dr. Max Euwe und mittlerweile von Walter Meiden seit Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt wird. Sehr lehrreich.

Von Euwe/Meiden stammt auch „Amateur wird Meister“. Das ist schon interessanter, weil dort die Amateure nicht wie schachliche Analphabeten vom Brett gehauen werden.  Mindestens zwei Partien aus dem Match mit Deizisau würden gut in dieses Buch passen.

Amateur wird Meister

Lehmann – GM Blübaum nach 15…e5-+

Die erste ist mehr als erstaunlich. Am 1. Brett spielte GM Matthias Blübaum, in Deutschland die Nr. 2 (ELO 2661) hinter Vincent Keymer, eine rabiate Partie gegen Holger Lehmann. Der GM stand nach 9 Zügen bereits auf Gewinn und der 15. Zug e6-e5 zeigte seine Absichten: auf- und überrollen. Vielleicht hätte er zu diesem Behufe seine Dame behalten sollen!?
Was folgte, war Holgers zäher und harter Widerstand, der konsequent die eine oder andere Ungenauigkeit seines prominenten Gegners ausnutzte. Unglaublich: nach 24 Zügen stand Holger gleich, nach 28 Zügen bereits hauchzart besser.

Nun lautet ein ungeschriebenes Gesetz des Schachs so: Steht ein Amateur gegen einen Meister besser oder gar auf Gewinn, so stelle er bitteschön sofort und einzügig sowie krachend die Partie ein. Holger bot sich diese Chance im 38. Zug – allein: er machte keinen Gebrauch davon! Stattdessen hätte er zuvor im 34. Zug sogar auf Gewinn spielen können, sah es leider nicht und so konnte sich Blübaum mit einem Bauern weniger in eine Festung retten: Remis! Es war das dritte von Blübaum in DSOL. Von Holger in der zweiten Partiehälfte meisterlich gespielt!

An den Brettern 2 und 3 boten sich keine derartige Chancen. Reinhold Happe bot sich im 15. Zug eine remisträchtige Fortsetzung, die ungenutzt blieb. Danach ließ sich Dimitrij Kollars nicht mehr aufhalten.
Noch bescheidener waren die Chancen von Patrick Meyjohann, der mit einem Wolga-Gambit gegen GM Andreas Heimann nicht über das Versuchsstadium hinauskam. Heimann stand nach einer Neuerung im 7. Zug völlig auf Gewinn und spielte den Rest völlig humorlos runter.

Grosser – Dautov nach 33…Ke7

Heroisches leistete dagegen Jürgen Grosser am 4. Brett. Nach 9 Zügen stand er besser. Ausgleichen konnte der Deizisauer GM erst im 14. Zug. Das war nicht von langer Dauer. Jürgen spielte die Partie seiner Lebens und stand im 26. Zug so gut, dass er drei Züge später Remis anbot. Rustem Dautov lehnte ab. Und so kam es zu einer studienhaften Stellung. Hätte Jürgen nicht einen vergifteten Bauern geschlagen, wäre Dautov gezwungen gewesen, einen Bauern zu opfern, um seinen paralysierten Turm ins Spiel zu holen. Das hätte zum Remis gereicht, mehr war für den GM nicht zu holen.

In der Diagrammstellung spielte Weiß 34.Txd5, was auf der Stelle verliert. Bleibt der Turm nach 34.Tb6 allerdings auf der 6. Reihe, ist Schwarz gezwungen, den a-Bauern zu opfern, um mit Ta7-c7-c4-a4 den Turm aktivieren zu können. Nach dem Schlagen des vergifteten Bauern gelang Dautov ein ähnliches Manöver, aber ohne den a-Bauern zu verlieren! Der Rest war Technik!


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Alternativer Nachspiellink

Der Endstand von ½-3½ fiel etwas zu hoch aus, doch für gute Leistungen erhält man auch in anderen Sportarten  nicht immer den verdienten Lohn. Für Hellern bedeutet dies nach den anderen Ergebnisse in der 4. Runde der 1. Liga A, dass nun der erwartete Kampf um Platz 2 begonnen hat. Bereits in der 5. Runde wird am 17. April im Wettkampf gegen Rinteln die eine oder andere Weiche gestellt werden.

Tabelle nach Runde 4

Quelle: Deutscher Schachbund

Fotos: © Hellern-Archiv