Oberliga: Klarer Sieg gegen Ricklingen

Der erste Saisonsieg macht Appetit auf mehr. Trotzdem sollten die Spieler der Ersten nach dem 5½-2½ gegen den Aufsteiger aus Ricklingen auf dem Teppich bleiben. Hellern 1 war an allen Brettern besser besetzt – zum Teil sogar deutlich. Die ELO-Differenzen von 200-300 Punkten schlugen sich auf den ersten Blick im Ergebnis nieder. Aber beim zweiten Hinschaen nicht in Gänze, denn an einigen Brettern überzeugten die Gäste mit unerwarteten Resultaten. Und guten Leistungen!

 

Frieren musste niemand

Spielsaal im Energiesparmodus

Energiesparmodus? Der Spielsaal war ordentlich beheizt, trotz behielten einige Akteure ihre kälteresistenten Winterjacken an. Prävention ist alles.
Drei Ricklinger waren zuhause geblieben, vermutlich aber nicht aus Angst vor stundenlangem Frieren. Die Spieler an den Brettern 5, 6 und 8 fehlten – darunter auch Arthur Kölle, der Einzige im Kader des Aufsteigers mit einer ELO >2100.
Hellern musste nur Brett 8 ersetzen – und das ging kampflos an die Gastgeber. Dominik Suendorf musste nur den Eröffnungszug machen. Den Rest erledigte nach einer Stunde der Schiedsrichter: 1-0.

Quelle: Deutscher Schachbund

Die 3 Phasen des Wettkampfes

Brett 7: Happe – Arntz (r.)

Die Spannung hielt sich danach in Grenzen, da mit einem Sieg an Brett 5 und einem Remis an Brett 7 eine komfortable 2½-½-Führung herausgespielt wurde. Holger gewann mit sauberer Technik. In der Diagrammstellung folgte nach 45. Kh2 ganz einfach Lc3-b4, wonach Weiß zwar den e-Bauern gewinnt, aber nach der Halbierung des Springerpaares ist der schwarze a-Bauer nicht zu stoppen.

Damit war die erste Wettkampfphase beendet.

Ackermann (r.)-Hoffmann
Ackermann-Hoffmann. Was zieht Schwarz?

Danach war erst mal Pause bis zum nächsten Schub an Punkten. Der setzte um 14:30 Uhr ein, als Alexander Hoffmann gegen Dennie Ackermann zum ersten Saisonsieg kam. Leicht war das nicht, denn der Ricklinger spielte fast durchgehend auf Augenhöhe und leistete sich erst in der Schlussphase unscheinbare Fehler. In der Diagrammstellung fand Alexander Hoffmann ein hübsches taktisches Motiv, das mit einem stillen Zug eingeleitet wurde und langfristig ein fieses Fesselungsproblem aufdeckte: Auftakt der zweiten Wettkampfphase!

Dr. Gronde (r.) – FM Simon
War 16…Lb7 gut? Wie gewinnt Weiß?

Dr. Ingo Gronde kam gegen FM Simon seiner FM-Norm um geschätzte vier Punkte näher, aber was war das für eine Partie! Sizilianisch hält nicht immer das, was es verspricht. Aber Ingos Partie hatte einen extrem hohen Unterhaltungswert. Leider schlichen sich beiderseitig Fehler ein. Zunächst büßte Ingo eine haushohe Gewinnstellung ein, dann fand der Ricklinger mehrfach den Ausgleich und im günstigen Fall sogar heftiges Gegenspiel nicht. Im taktischen Chaos entdeckte Ingo dann eine wuchtige Lösung. Damit hat unser zweites Brett alle drei Partien der jungen Saison gewonnen!

Stock-Schmidt (r.)
Stock-Schmidt: Schlussstellung

Getoppt wurde die Spannung dann am vierten Brett. Im 15. Zug entkorkte Benjamin Schmidt eine nicht satisfaktionsfähige Neuerung, Jörg fand den Gewinnzug nicht, leistete sich zwei Ungenauigkeiten – und plötzlich wütete das schwarze Springepaar des Ricklingers in der Stellung, sodass die Fetzen flogen. Und das Ende vom Lied? Remis in einer +2.5-Gewinnstellung für SF Schmidt. Die erste positive Überraschung aus Sicht der Gäste beendete die zweite Wettkampfphase, die auch fifty-fifty enden konnte.

Trotzdem: Es stand 5-1. Der Wettkampf war „durch“!

Lewin (r.) – Dr. Ploog

Die dritte Wettkampfphase war naturgemäß weniger spannend. Irgendwann reichte Tammo Lewin dann ein Remis ein. Und dann kämpften nur noch zwei Spieler. Und das sehr lange.

Spiess – Dr. Boettcher (r.)

Am späten Nachmittag musste dann Dr. Christian Boettcher gegen den Ricklinger Thomes Spiess den König umlegen. Zuvor ging es in einer komplizierten Partie hoch und runter, kreuz und quer. Was der Ricklinger dann in der Schlussphase spielte, war technisch betrachtet starkes Schach (.s auch Nachspiellink). Ganz ohne Punkt mussten die Gäste nicht die Heimfahrt antreten.

Die Partien an den Brettern 1-4

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Alternativer Nachspiellink

 


Und die Bilanz? Der Sieg war zu hoch. Unter Realisierung aller Chancen waren die Gäste einem 4-4 näher als einem lieb sein kann. Aber dazu muss man sie auch nutzen. Und das ist in dieser Sportart halt ausgesprochen selten der Fall…

Quelle: Deutscher Schachbund

Was sonst geschah

Die aktuellen Spitzenreiter nach drei Runden heißen HSK Lister Turm II und SK Nordhorn-Blanke – gleiche Punkte, gleiche Brettpunkte. Die Nordhorner waren in Uelzen an den hinteren Brettern in Spiellaune, wofür drei Punkte ein Zeugnis ablegen. Die Turm-Spieler holten sich dagegen einen fetten Auswärtssieg in Hameln ab.
Sieben Bremer mussten in Delmenhorst kräfig schuften, um den kampflosen Punkt zu kompensieren und danach mit 4½-3½ den dritten Platz zu sichern.
Das war’s auch schon, denn ein Wettkampf fiel aus. Und zwar, weil der SV Lingen erneut im laufenden Spielbetrieb seine erste Mannschaft zurückzog. Sportlich sah es düster aus. Vier Spieler der Stammformation fielen bislang dauerhaft aus, der Rest holte 1 P aus sieben Partien, die Ersatzspieler immerhin 3 P (9). Uelzen und Delmerhorster verlieren ihre erzielten Punkte.
Nun kann man aus der Distanz nicht beurteilen, was bei den Emsländer wirklich los ist. Schön kann es nicht sein und vielleicht gibt es gute Gründe, um so eine Entscheidung zu treffen. Dann aber sollte man wenigstens diese Gründe kommunizieren! Eine Website ist nicht die schlechteste Plattform, um gute PR-Arbeit zu machen. Wie hieß es schön in der Einladung zur Jahreshauptversammlung 2022 der Lingener im Oktober? „Es liegt eine aufregende Saison hinter uns und die neue Saison will gut vorbereitet sein.“
Schade, dass es nicht geklappt hat.

Fotos: © Thal 2022