STM: Stefan Ewert ist nach drei Runden Mr. 100%

Im Barenturm steht die 4. Runde der Osnabrücker Stadtmeisterschaft 2022 kurz vor dem Abschluss. Es fehlt nur das Ergebnis der Partie Brinkmann – Stefan Ewert. Keine unwichtige Partie, denn beide führen trotzdem die Tabelle an. Eine wichtige Weichenstellung war Stefans Sieg gegen Nenad Bonacic (OSV), in der es an positionellen Problemen nicht mangelte.

Nichts für Nostalgiker

Die Zugkraft von Schachturnieren kann man ohne empirische Daten nicht beurteilen. Aber es beschleicht einen das Gefühl, dass sie ramponiert ist. Die Offene Vereinsmeisterschaft in Hellern findet ohne die ganz großen Namen statt und ist für die meisten Spieler der Ersten und Zweiten nicht mehr attraktiv genug. Und bei der Stadtmeisterschaft (STM) im Barenturm versammeln sich 27 Teilnehmer, von denen lediglich drei eine DWZ >1900 haben. Leichter an den Stadtmeistertitel heranzukommen, war es wohl lange nicht mehr.

Vom in einigen Medien gehypten Schachboom ist an der Basis wenig zu spüren. Der Bezirk meldet rückläufige Mitgliederzahlen, der Ligabetrieb fährt nun auch in der Bezirksklasse mit 6er-Mannschaften im Sparmodus. Alles nur Corona?

Etwas sollten besonders die jüngeren Leser wissen: Die Osnabrücker Stadtmeisterschaft, die traditionell vom Osnabrücker Schachverein ausgerichtet wird, ist als Einzelturnier das Schachevent in der Stadt und weit über die Grenzen der Region hinaus. Als ich 1975 meine ersten Schritte im Schach machte- mehr humpeln als gehen – war allein schon die Teilnahme an diesem Turnier ein Erlebnis. 4½ P holte ich, was aber nur für’s letzte Tabellendrittel reichte.
Die Musik spielte sich dagegen in Regionen ab, die man nur staunend aus der Ferne betrachten durfte. Stadtmeister wurde damals Karl Schlinkert, der eine INGO-Zahl von 81 hatte (ca. ELO 2200). Im Verfolgerfeld waren  illustere Namen wie Prof. Dr. Schöne, Korte, D. Bonacic, Heckmann und Dr. Schäfer zu finden. Alles OSVer, aus anderen Vereinen waren nur die Schachfreunde Rittweger (Rulle), Thal, Langen (Hellern) und Löffler (Burg Gretesch) dabei. Klar, da bekommt man schon nostalgische Gefühle.
Auch später war die STM ein Zugpferd. Ich erinnere gerne an die Ära von IM Christian Richter, der jahrelang das Turnier dominierte. Tempi passati. Immerhin ist die diesjährige STM etwas bunter, da Spieler vom FC St. Pauli, aus Quakenbrück, Vechta, Ankum, Greven und Lübbecke am Start sind. Der SV Hellern ist mit Stefan Ewert und Hartmut Weist vertreten. Trotzdem ist dies alles nichts für Nostalgiker und man kann nur hoffen, dass in besseren Zeiten die STM wieder das Schachevent der Region wird. Das wäre die beste denkbare Saisonvorbereitung, da sie vor der Haustür stattfindet. Man muss sich einfach nur anmelden…

Stefan Ewert ist Zweiter

Mit seinem Sieg gegen Nenad Bonacic in Runde 3 ist Stefan ungeschlagen und teilte sich dem 1. Platz mit dem an 4 gesetzten Quakenbrücker Georg Brinkmann, der Norbert Lange (Hollage) bezwang. Nach Runde 4 hat sich einiges in der Tabelle geändert. Die Toppartie Brinkmann-Ewert muss nachgeholt werden, die Verfolger haben daher aufgeholt. Ebenfalls 3 P erreicht haben mittlerweile Marco Biemann (FC St. Pauli), Hannes Herfordt (vereinslos), Norbert Lange, Nenad Bonacic und Klaus-Dieter Mann (beide OSV).

Für Nostalgiker ist Stefans Sieg gegen Nenad Bonacic ein echter Hingucker, denn der mittlerweile 70-jährige OSVer gehörte bereits Mitte der 1970er-Jahre zu den Topspielern im Bezirk und rangierte in der Liste des bärenstarken Verbandes Münsterland unter den Top 50. Und das hatte Gewicht, denn damals wurde die Liste von den Spielern des SK Münster 32 dominiert.
In seiner Partie gegen Bonancic lavierte Stefan in einem komplexen indischen System ebenso wie sein Gegner auf vermintem Gelände. Bonacic verzichtete auf einen Schlüsselzug und geriet ins Hintertreffen, als er mit einem direkten Königsangriff Leben in die positionelle Partie bringen wollte. Stefan lotete die Schwachpunkte des Gegners clever aus und wurde mit einem wichtigen Punkt belohnt.

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