Oberliga: Versöhnlicher Saisonabschluss in Hannover

„Am Sonntag stand die letzte Nachholpartie der erneut von Corona geprägten Oberliga-Saison 2021/22 bei den SF Hannover an. Diese wurden zu Saisonbeginn als Abstiegskandidat gehandelt, konnten aber bereits in den ersten Runden schnell 8 Punkte aufs Konto scheffeln und hatten so schnell den Klassenerhalt gesichert. Aufgrund unserer sehr wenigen Brettpunkte hätte uns nur ein Kantersieg noch an den Hannoveranern auf Platz 7 vorbei ziehen lassen“  (Ein Gastbeitrag von Jörg Stock).

Ohne 4

Jörg Stock

Ein Blick auf die Aufstellung machte aber schnell klar, dass das Utopie war. Mit Alexander, Christian, Reinhold und Tammo fehlten gleich 4 Stammspieler, zudem sagte ein bereits fest eingeplanter Ersatzspieler kurzfristig ab. So sprangen Joachim, Dominik und erstmals Jürgen freundlicherweise ein und übernahmen auch gleichzeitig die Fahrdienste. Das ist vorbildlich. Leider musste dann auch noch Holger wegen einer kurzfristigen Erkrankung absagen, so dass wir – wie bereits beim HSK – nur zu siebt antreten konnten.

Wenig überraschend waren die Hannoveraner somit auch nominell klar favorisiert, zumal sie ja schon 1:0 in Front lagen. Der erste Rundgang zeigte aber, dass wir nicht gewillt waren, hier schnell klein beizugeben. Joachim geriet zwar in eine leicht passive Position und Dominiks Gambit erschien mir nicht vollends geglückt, dafür konnten Locke schnell ausgleichen und Jürgen und Hajo sogar leichte Initiative ergreifen.
Auch ich nahm einen spürbaren Vorteil aus der Eröffnung mit und Ingo packte einen sehr kreativen Zug aus, von dem ich noch nicht wusste, was davon zu halten war. Leider geriet Joachim immer mehr unter Druck und büßte Material und Partie ein. Dagegen konnten Hajo, Dominik, Locke und Jürgen gegen nominell stärkere Gegner mehr oder weniger sicher halbe Punkte einsammeln. Für Dominik das erste zählbare Ergebnis beim 4. Oberliga-Einsatz und Jürgen konnte seine 50%- All-Time-Oberliga-Bilanz bestätigen.
Somit stand es 2:4, die beiden noch laufenden Partien versprachen jedoch noch eine Ergebnisverbesserung. Ingo hatte nach zwischenzeitlichem Bauerngewinn den gefährlich aussehenden Königsangriff seines Gegners durch ein Qualitätsopfer gekontert und konnte letztlich mit gewohnter Coolness und Endspieltechnik den ganzen Punkt einstreichen. Damit hatte er nicht nur seinem jugendlichen Gegner die erste Saisonniederlage zugefügt, sondern seine eigene Bilanz auf ausgezeichnete 5 aus 6 ausgebaut. Noch eine solche Saison und der FM-Titel ist im Sack.

Ich konnte meine Stellungsvorteile kontinuierlich ausbauen, hatte dann aber in haushoher Gewinnstellung mal wieder den obligatorischen Blackout und stellte die Partie zum Remis weg. Mein Gegner war aber nach 4,5-stündiger Leidenszeit offenbar auch nicht mehr Herr seiner Sinne und übersah diese letzte Rettungschance, so dass das 4:4 zwei Züge später auf dem Spielberichtsbogen vermerkt werden konnte.

Jörg Stock

Alternativer Nachspiellink

 

Quelle: Deutscher Schachbund
Martin Hart (Archivfoto)

Damit ist eine insgesamt durchwachsene Saison für uns beendet. In den wichtigen Partien wurde gepunktet, ansonsten gab es mehr Schatten als Licht. Neben Ingo, konnten auch Alexander und Christian überzeugen, spielten allerdings zu selten. Besonders hervorzuheben ist unser Mannschaftsführer Locke. Nicht nur, dass es ihm trotz vieler Widrigkeiten fast immer gelang 8 Spieler ans Brett zu bringen, er spielte nebenbei auch noch sehr gutes Schach und holte 4 Punkte aus 8 Partien gegen einen ELO-Schnitt von fast 2100.

Abschlusstabelle Oberliga Nord West 2021/2022

Quelle: Deutscher Schachbund

Insbesondere die permanenten Aufstellungsprobleme sollten für nächste Saison aber ein Warnsignal sein. Auch wenn es sehr wahrscheinlich nur einen Absteiger geben wird, dürfte der Klassenerhalt erneut ein hartes Stück Arbeit werden.

Anm. d. Red.: Leider konnte sich außer dem Gastautor kein weiterer Spieler dazu ertüchtigen, seine Partie vertrauensvoll der Redaktion zu überlassen. Aber keine Sorge: sie stehen beim DSB in einigen Tagen zum Download bereit und in einem halben Jahr in der MEGABASE von ChessBase. Ende der Werbung!

Nachgeholt wurde am Sonntag die 6. Runde. Das Kuddelmuddel hat nun ein Ende und der HSK Lister Turm steigt auf. Hoch verdient, auch wenn die Performance am Sonntag skurril war. Zum vorletzten Partie (die Hannoveraner haben als Nachholmatch noch ein Stadtderby vor der Brust) traten nur fünf Spieler gegen Salzgitter an. So verpassten die Gäste bei ihrer denkbar knappen Niederlage eine Sensation nach zwischenzeitlicher 3-0-Führung. Die Rumpftruppe des designierten Aufsteigers machte bis auf ein Remis nämlich alles platt…
Delmenhorst gewann in Hameln und spielte eine tolle Saison, auch dank einer clever aufgestellten Mannschaft, muss aber auf die Rückkehr in die 2. Bundesliga ein Jahr warten.
Werder III und Oldenburg trennten sich 4-4, gespielt wurde aber 3-3. Es fehlten Spielwillige, aber dank der abzuführenden Bußgelder hat man einem guten Zweck gedient.
Zum Beispiel könnte man die Gelder in die benötigten Ersatzserver investieren, die der DSB nach einem Denial-of-Service-Angriff (DoS-Angriff) dringend benötigt. Böse Hacker haben am 14. Mai folgende Beute gemacht, die Dr. Dieter Braun (DSB-Beauftragter für Datenschutz) so zusammenfasst: „In den beiden genannten Datenbanken befinden sich personenbezogenen Daten unserer Spieler/innen (Name, Vorname, ggfs. Titel, Adresse, Geburtsort, Geburtsdatum, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Vereinszugehörigkeit, DSB-Spielberechtigung, ggfs. Telefon- bzw. Fax-Nummer, ggfs. Email-Adresse, Personenkennziffer, FIDE-Förderation, ggfs. FIDE-ID, Wertungszahlen, Turnierteilnahmen, Wettkampfergebnisse, ggfs. Funktionen im Verein oder Verband).“

Auch NOH-Blanke und Lehrte rangen um eine passende Aufstellung. Es misslang und in Nordhorn wurde ebenfalls nur an sechs Brettern gespielt: 4-4 ging’s aus.
Auch Hellern hat seinen Beitrag zu einer Kuriosität beigesteuert – mit den ausgefallenen Partien kann man einen kompletten Mannschaftskampf bestücken. Und angesichts der Qualität der Spieler wäre das ein toller Event!

Fotos: © Hellern-Archiv