DSOL Runde 6: Hellern gewinnt das Derby gegen den OSV

Noch eine Runde, dann ist Schluss. Zumindest für Hellern, das nur noch gegen die SF Ludwigshafen antreten muss. Da andere Mannschaften noch zwei Matches vor der Brust haben, dürfte unsere aktuelle Tabellenführung vielleicht nur eine kurze Halbwertzeit haben. Wir freuen uns trotzdem über den klaren Sieg gegen den SV Osnabrück und den Sprung auf Platz 1. Mehr zur Runde 6 in einem Gastbeitrag von Reinhold Happe. Seine Kommentare wurden live verfasst …

 

Der Liveticker zum Osnabrücker Schach-Derby

Gastautor Reinhold Happe

Zur Aufstellung: Der OSV überrascht bereits mit der Aufstellung. Brett 2 und 3, Ivan Ramirez Marin und Paul Wiebelinski, fehlen. An Brett 4 taucht der mir unbekannte Edward Bundan auf. Die anderen sind alte Bekannte: Dirk Hummel, Lukas Schiermeyer und Hans-Joachim Wöstmann.
Wir sind in Bestbesetzung, nur der Holger fehlt noch beim Start, aber er startet gern etwas später …

Quelle: Deutscher Schachbund

Eröffnungsphase

  • Tammo spielt 3…f6 und zeigt damit Mut zu kreativem Spiel, er wird doch wohl nicht seinen Gegner unterschätzen?
  • Christian spielt gegen unseren alten Mitstreiter Dirk Himmel und versucht es mit Holländisch..
  • Jörg muss sich mit dem Sweschnikov auseinandersetzen, scheint mir sehr theorielastig zu sein.
  • Und Holger spielt die Abtauschvariante im Damengambit.

Dirk Hummel legt die Partie sehr zweischneidig an, indem er lang rochiert, während Schwarz seinen König zur anderen Seite bewegt hat. Christian hält mit dem thematischen Gegenstoß im Zentrum dagegen. Die Stonewallformation seiner Bauern wird aufgelöst.
Jörg versucht Druckspiel gegen den rückständigen Sweschnikov-Bauern auf d6 zu organisieren, sieht positionell vielversprechend aus.

Gleichzeit stürmt er mit seinen Bauern am Königsflügel, so dass sein Monarch im Zentrum verbleibt. Das verspricht Spannung. Doch was scheren Jörg seine vorgerückten Bauern? Er rochiert trotzdem kurz!

Hummel-Boettcher 23.Lxc6+-

Wenig später: Christian scheint einen Bauern verloren zu haben, ist aber nicht ganz klar. Dirk scheint zumindest einen kleinen Vorteil erreichen zu können. Es wird aber insgesamt sehr schnell gespielt, sodass ich kaum eine Stellung genauer analysieren kann. (…) Jetzt scheint es bei Christian bereits kritisch zu sein. Die Qualle hängt und die Stellung ist sehr ungemütlich für Schwarz.
In den ruhigeren Partien an den Brettern 3+4 scheinen Holger und Tammo ihre strategischen Ziele zu verfolgen und langsam kleine Fortschritte zu machen.

 

Nach einer halben Stunde steht Christian zwar am Rande einer Niederlage, dafür scheinen Holger und Tammo leichte Vorteile zu haben. Jörgs Partie ist sehr undurchsichtig, weil zweischneidig.
Leider kann Christian keinen Ausweg aus seiner Stellung finden und muss aufgeben. Dirk nutzt seine Chance eiskalt: 0-1. Jetzt wird es schwierig, den Mannschaftssieg zu erringen.

Aber: Wer 1-0 führt, der …

Die kritische Partie für mich wird an Brett 2 gespielt. Ich hoffe, dass Tammo und Holger irgendwie ihre Vorteile konkretisieren können.
Aber wie kann Jörg weiterkommen? Er versucht es mit Druck gegen d6, Lukas kontert mit dem Vorrücken seiner Damenbauern. Meine Sorge ist langfristig Jörgs Königsstellung.
Jetzt holt Tammo die Keule heraus und opfert auf f3 die Qualle, die Stellung um den weißen Monarchen wird luftig. Das sieht vielversprechend aus.

Tammos Gegner gibt die Qualle postwendend zurück, hat insgesamt aber einen Bauern verloren und weiterhin Probleme. Angst hat Tammos Gegner aber nicht. Mit Txa6 setzt er einige Züge später auf Initiative und Gegenangriff statt Verteidigung.

Die Ereignisse spitzen sich zu. Jörg wickelt in ein Turm- und dann in ein Damen-Endspiel ab. Wer besser steht, ist nicht einfach zu beurteilen.
Tammo setzt weiter auf Königsangriff, hoffentlich reichen seine verbliebenen Kräfte. (…) Sie reichen, Tammo erreicht ein Endspiel mit Dame gegen Turm, das sollte reichen.
Das sieht auch sein Gegner so: 1-1.

Jörg und Holger dürften beiden einen kleinen Vorteil haben, aber es ist nicht einfach. Jörg erreicht ein Damenendspiel mit Mehrbauer. Kann das gewonnen werden? Holger hat wohl nur einen kleinen Vorteil.

Letztlich muss ja nur einer gewinnen.

 


Eine gute Stunde ist rum.

Lukas wehrt sich, indem er versucht, Jörgs Königstellung mittels f5 weiter zu öffnen. Aber Jörg kontert dies eiskalt, indem er Zwischenschachs nutzt, um den lästigen f-Bauern zu entschärfen. Zwei Mehrbauern, das lässt hoffen.

Holger bastelt immer noch an dem Zentrumsvorstoß e4, aber ob das noch nötig ist, ist die Frage.
…Jetzt erobert Jörg den letzten gefährlichen schwarzen Damenbauern. Lukas muss jetzt ein Dauerschach finden, sonst ist es vorbei.
…Doch das Dauerschach lässt sich nicht finden … Jörg gewinnt …und Holger spielt weiter stabil, ohne ein zu hohes Risiko einzugehen. Es wird gekämpft und Geduld ist gefragt in beiden Partien.

Nach dem Damentausch ist auch Holger im Endspiel angekommen: bessere Bauernstellung bei gleicher Materialverteilung.

…Und plötzlich steht es 3-1. Phantastisch.

Alternativer Nachspiellink

Tabellenführer!

Quelle: Deutscher Schachbund

Fotos: © 2022 Hellern-Archiv