In der Staffel West der Oberliga Nord sind die Würfel gefallen. Vorne hat sich wie erwartet die Profitruppe des SK Kirchweyhe durchgesetzt – fast ohne Würfel, denn das 4-4 gegen den Lister Turm lavierte die Gastgeber dank der Brettpunkte denkbar knapp am Scheitern vorbei. Absteigen müssen wohl Delmenhorst und die Schachfreunde aus Hannover.
Gebrauchter Tag in Nordhorn
Nichts Spannendes hatten Hellern (kampflos 0-8 gegen den starken Aufsteiger SK Lehrte) und der SK Nordhorn-Blanke zu bieten. Zwischendurch rieb man sich aber die Augen, denn Hameln führte in Nordhorn am frühen Nachmittag mit 5-0. Am Ende stand es 6-2 und die Gastgeber hatten alle Partien an den letzten vier Brettern verloren. Und dass, obwohl die Nordhorner trotz massiver Ausfälle an diesen Brettern überwiegend besser besetzt waren. Für Hameln war es das Ende einer Durststrecke, denn in den Runden 6-8 gab es zuvor nichts zu holen.
Der Aufsteiger sammelte viele Brettpunkte
Der frischgebackene Zweitligist Kirchweyhe schlug eine breite Schneise in die Reihen der Oberligisten. Einmal leistete sich der Topfavorit ein 6-2 gegen Nordhorn – ein sportliches Desaster angesichts der Höhe der anderen Ergebnisse!
Aber was hilft’s, wenn man in der letzten Runde alles vergeigt?
Es blieb beim Konjunktiv.
Ausfälle bei Kirchweyhe: 2. Beim HSK Lister Turm: auch 2. Im gleichen Verhältnis wurden dann auch die Punkte verteilt: 2-2 an den Brettern 1-4 und das Gleiche dann an 5-8. Ohne die Partien zu kennen, kann man nicht wissen, ob es in diesem engen Duell irgendwelche haarsträubenden Züge und Manöver gegeben hat. „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“ (Ludwig Wittgenstein, Nachdenker).
Eins muss man den Kirchweyhern lassen: die Profis lieferten. GM Jovanovic spielte alle neun Partien – und gewann sie auch. Nullen fuhren die Profis nur am letzten Spieltag ein: GM Kovacevic verlor gegen Ilja Schneider, GM Zelcic musste gegen Anthony Petkidis (erster Einsatz in dieser Saison!) die Segel streichen. Aber dank der Brettpunkte (+10!) reichte es zum Aufstieg.
Während der Aufsteiger sehr kompakt auftrat, fehlten beim HSK Lister Turm dann doch wohl zu viele Akteure. Der französische IM Joie machte kein Spiel und auch sonst gab es Lücken, was die Ersatzbank aber richtig gut kompensierte.
Dramen gab’s unten
Fangen wir mit MTV Tostedt an. Von der Stammmannschaft war nur Wilfried Härig übriggeblieben. Die reisenden Hannoveraner traten allerdings nur mit sechs Aktiven an. Trotzdem hätte ich in einer Wette mein Geld auf die Gäste gesetzt. Und so kam es auch: hinten holten die tapferen Hannover 3½ v. 4 und am Ende wurde mit einem denkbar knappen 4½-3½ sogar der erste Saisonsieg eingefahren.
Es reichte trotzdem nicht.
Für den MTV Tostedt war es eine Horrorsaison. Nach den ersten beiden Runden war nämlich bereits die Messe gelesen: Start-Niederlage in Hameln und ein 4-4 im Heimspiel gegen Hellern. Das war’s dann. Auch angesichts der Power, die von den anderen Favoriten auf’s Brett gebracht wurde.
Ein weiteres Problem: der zweitligareife Kader funktionierte nicht. Lediglich IM Szeberenyi konnte mit 5 P v. 6 überzeugen. Von der ersten Acht konnte dann nur noch Wilfried Härig 50% plus erreichen – und der ist kein Titelträger. Zudem spielte der Topkader nicht kompakt. Die vielen Ausfälle konnten aber nicht von der Reserve aufgefangen werden. Dort war die Bilanz schaurig: 6 P v. 24 machten aus dem Mitfavoriten einen Abstiegskandidaten. Am Ende reichte es dank der Brettpunkte für den 8. Platz.
Leid konnten einem aus Ferne die Delmenhorster tun. Die sind kein Retortenklub, sondern ein waschechter Traditionsverein, der als mitgliederstärkster Verein des LSB Bremen bis zur Saison 2010/11 erstklassig war. Heute brauchten sie am Ende einen halben Punkt, um die Klasse zu halten. Der Kampf wogte hin und her, er dauerte auch lange. Am Ende siegte Oldenburg mit dem denkbar knappsten Ergebnis – 4½-3½ gegen die mit vierfachem Ersatz angetretenen Gäste. Delmenhorst muss nun in die Landesliga.
Fotos: © 2021 Hellern-Archiv