Alles ordentlich – Verbandsligen mit 50% Ausfall

Rein statistisch war der Nachholspieltag am Sonntag zumindest in den niedersächsischen Verbandsligen ein Desaster: 9 v. 18 angesetzten Wettkämpfen wurden kampflos entschieden. Auch mehrmaliges Nachrechnen änderte nichts daran: 50% Ausfall. Eine Frage bleibt im Raum: Ist das Glas halbleer oder halbvoll?

 

Hellern 2 und die Landesliga: erst einmal Geschichte

Zunächst die Fakten. In den beiden Landesligen gab es offenbar mehr „Willige“: nur ein Wettkampf fiel kampflos aus. Dies ergab eine Mitmach-Quote von 90%. Das ist eine Tatsache.

Eine Tatsache ist auch, dass in der Landesliga Nord (anders als von SF Gerhard im Blog der SF Hannover vermutet) der Wettkampf unserer Zweiten beim Hagener SV nicht kampflos entschieden wurde. Das 0-8 verführte zwar zu dieser Annahme, aber es wurde gespielt. Ein großer Kampf ist es dennoch nicht gewesen. Hagen war tatsächlich so stark.

An der sportlichen Berechtigung des Abstiegs gibt es allerdings wenig auszusetzen. (Stefan Niendiekers Hinweis, dass die Zweite noch nicht abgestiegen ist, ist richtig. Ich habe mich an der Tabelle orientiert, die zwei Absteiger ausweist. Dabei ist völlig unklar, ob und wie viele Mannschaften aus der 2. BL absteigen. Ich bitte um Entschuldigung).
Unserer Zweite schaffte es während der gesamten Saison tatsächlich, an den Bretter 1-8 lediglich 2x zu gewinnen (Stephan Niendieker, Martin Hart). 23 Partien gingen verloren. An den Ersatzspielern hat’s nicht gelegen. Die brachten frischen Wind in den Laden und gewannen 8x.

Zur Erinnerung: Verbandsliga und Landesliga in Hellern im Dezember 2019

Die Gründe für den Abstieg sind simpel: 1. der Ratingschnitt der eingesetzten Spieler war der schwächste in der Liga, 2.  größere Konstanz bei der Aufstellung hätte sicher mehr Chancen ergeben, aber auch bei den Top 8 stellte Hellern 2 das schwächste Team. Und zwar mit Abstand. Das muss man einfach akzeptieren. Ebenso muss festhalten, dass Hellern mit dieser Mannschaft in der VB West zu den Aufstiegskandidaten gehören wird, wenn nicht irgendein semi-professionelles Team auftaucht und den biederen Amateuren in die Suppe spuckt. Fazit: in der nächsten Saison wird wieder angegriffen. Mal schauen, wann dies geschieht.

Verbandsligen ohne Willige

Am Sonntag hat der Verband ein großen Schritt getan, um die Saison ‚ordentlich‘ abzuschließend. Es wurden Ergebnisse produziert (Ursache), die zu einer Tabelle (Wirkung) führten. Zahlen sind laut Kant Kategorien des Verstandes. Begriffe wie „Freiheit“, „Gerechtigkeit“ oder gar „Sinn“ sind dagegen Ideen und Begriffe der Vernunft,  die in der „Sinnenwelt“ nicht auffindbar sind. Sie begründen aber die Metaphysik und sollen die wichtigsten Fragen des Menschseins beantworten. Vernunft ist also wichtiger als Verstand. Fazit: am Sonntag hat der Verstand gesiegt.

„Musste das sein? Macht das Sinn?“, fragte sich daher Stefan Grasser, der Mannschaftsführer unserer Dritten  in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Vielleicht sind Franken der Metaphysik eher zugetan als Norddeutsche, aber das bleibt Spekulation. Es ist aber anzunehmen, dass man als Anhänger der „Clubberer“ eher metaphysischen Fragen zuneigt, um überhaupt eine Antwort auf seine brennenden Fragen zu erhalten.
Eine Antwort konnte Stefan allerdings geben: Hellern 3 hat nicht corona-bedingt auf eine Reise zur SG Ammerland verzichtet, sondern weil man schlichtweg zu wenig Spieler im gebeutelten Restkader hatte. Erst recht lag es nicht am Hygienekonzept der Ammerländer, das einfallsreich gewesen ist. Es ist also nicht auszuschließen, dass es auch ohne Corona zu dieser Absage gekommen wäre.

Die Ursachen müssen analysiert werden!

Dennoch kann der Verband  die Ausfallsquote von 50% in den Verbandsligen nicht als Erfolg feiern. Zumindest in der Verbandsliga Süd könnte ein kampfloser Wettkampf die Abstiegsfrage beeinflusst haben, in der Verbandsliga Ost gilt dies für den Aufstieg. Zeigen werden dies die Abschlusstabellen. Ärgerlich ist es bereits jetzt.
Wünschenswert wäre daher, wenn der Verband transparent die Ursachen der großen Verweigerung analysiert: Haben die Hygienekonzepte die Vereine überfordert? Erschien einigen die Anreise als zu riskant? Hat sich etwa der Kader einiger Vereine gelichtet? Wie haben corona-bedingte Einwände die Entwicklung beeinflusst? Warum lief es in der Landesliga besser? Und, und, und…
Die Verteilung der Ergebnisse gibt keine Auskunft: 5x gewannen Heimmannschaften o.K., 4x die nicht-mehr-reisen-müssenden Mannschaften.

Während also vielerorts – wie zum Beispiel im Schachbezirk Osnabrück/Emsland – die fehlenden Runden erst im nächsten Frühjahr nachgeholt werden, ging der NSV auf Landesebene einen anderen Weg. Sollte sich zeigen, dass die ‚ordentliche‘ Abwicklung der Saison eine wettbewerbsverzerrende Wirkung gehabt hat, wird der Ärger groß sein. Immerhin haben 50% der Vereine gesagt: „Wir sind nicht willig!“

Ihnen darf ohne eine Untersuchung der Ursachen für diesen desaströsen Verbandsliga-Wettkampftag nicht die Schuld gegeben werden.