Bezirksliga: Vierte bleibt erfolgreich

Auch im dritten Saisonspiel in Spelle konnte die Vierte Mannschaft des SV Hellern punkten. Der Mannschaftserfolg – am Ende stand es 6:2 für uns – war nicht so klar wie das Ergebnis, aber dank der Überlegenheit an den mittleren und (den meisten) hinteren Brettern letztlich ungefährdet.

Die Auswärtsfahrt nach Spelle traten wir diesmal ohne Jens Gausmann an, der abgesagt hatte. Dafür war Stefan Ewert mit an Bord, solch eine Ersatzbank wünscht sich auch Nico Kovac, der Trainer des FC Bayern. Unser (Spieler-)Trainer aber heißt Joe Santos, und sein gutes Händchen für die richtige Aufstellung hat er schon oft bewiesen. Auch diesemal wurde bald offensichtlich, dass die „Ersatzbank“ mit Stefan und Felipe Punkte bringen würde. Aber der Reihe nach.

Einzelergebnisse (Quelle: nsv-online.de)

Norbert und Felipe sorgen für die Führung

Nach ca. drei Stunden vermeldete Norbert Schütt den vollen Punkt, sogar noch vor Felipe. Das war eine echte Sensation, ist doch Norbert eigentlich immer derjenige, der ganz am Ende noch spielt. Diesmal aber sorgte ein Läufereinschlag auf h2 für erhebliche Sorgen seines Speller Gegenübers.

Löcken, H. – Schütt: Stellung nach 15. De4

Löcken, H. – Schütt: Stellung nach 17. Sh2

Die kritische Stellung entstand nach 15. De4, linkes Diagramm. Norbert bot nun mit 15. Sf6! den Bauern auf c6 an, und diesen zu nehmen ist die beste Antwort für Weiß. Das tat der Speller aber nicht, sondern zog 16. Dh4, was ihm wenig später zum Verhängnis wurde: 16. … e4! 17. Sh2? (rechtes Diagramm) Lxh2+! 18. Kxh2 Sg4+! 19. Kg3 Dd6+! 20. f4 exf3+ e.p. 21. Kxf3 Sh2+. die Springergabel ist die Pointe der schwarzen Kombination. Nach wenigen weiteren Zügen gab der Speller auf. Mit beeindruckernder Klarheit von Norbert gespielt.

Wenig später machte Felipe Santos (ja, das ist der von den famosen Santosen) das 2:0. Als seine Gegnerin den Damentausch anbot, übersah sie, dass Felipe die Dame nicht nehmen musste, sondern eine ihrer Figuren hing. Die Mehrfigur ließ sich Felipe nicht mehr nehmen, und danach brannte nichts mehr an. Nach seinem tollen Erfolg gegen Hagen diesmal ein zu erwartender aber nicht weniger starker Punkt von Felipe, der nun 2 Punkte aus 3 Partien geholt hat.

Joe, Stefan und Robert machen den Sack zu

Dass es nicht so richtig spannend wurde im Mannschaftskampf, lag an den Endspielen von Joe, Stefan und Robert. Joe Santos hatte Kontrolle über das ganze Feld, den Erfolg brachte aber ein altbekanntes Thema: Das Zwischenschach. Der Speller wollte erst eine Figur tauschen und danach Joes vorgerückten Bauern schlagen, dieser aber konnte einfach weiterziehen, dabei Schachgeben und war dabei auch noch durch einen Kollegen gedeckt. So entstand ein gedeckter Freibauer auf der sechsten Reihe für Joe in einem Turmendspiel, das für den Speller nicht mehr zu halten war. Joe verwerte sicher und hat in seiner neuen Rolle („Ich hole hinten Punkte“) augenscheinlich mindestens so viel Spaß wie in seiner alten in der vergangenen Bezirksklassensaison („Ich schaue mal, was vorne an Brett 1 so geht.“).

Robert Gillenkirch hatte es mit dem stets gefährlichen Thomas Altendeitering zu tun, der schnell und gut spielte und Robert so in Schwierigkeiten brachte. Eine Abwicklung in ein D+L+S gegen D+T-Endspiel aber schätzten beide offenbar sehr unterschiedlich ein, und Robert war es, der das bessere Ende für sich hatte.

Altendeitering – Gillenkirch: Stellung nach dem 36. Zug

Altendeitering – Gillenkirch: Stellung nach dem 42. Zug

In der linken Diagrammstellung sollte Weiß mit 37. Sg3 und 38. Se4 fortsetzen, danach bekommt Schwarz Schwierigkeiten. Statt dessen aber geschah 37. e4?! Dc5+ 38. De3? Tb8! Nun dringt der Turm in die weiße Stellung ein und die weißen Leichtfiguren kommen nicht zur Entfaltung. Am Ende kostete den Speller dies eine Figur: In der rechten Diagrammstellung folgte 43. a4 Ta3+! 44. Kf2 Ta2 45. Lb1 Tb2 (45. Ld1 Kb4) und die Figur war weg.

Damit stand es 4:0 für uns und es war an Stefan Ewert, den Siegpunkt zu holen. Stefan setzte auf kontrollierte Offensive und demonstrierte eindrucksvoll das Motiv guter gegen schlechter Läufer: In der Diagrammstellung ist der schwarze Läufer ein „Tall Pawn“, ein großgewachsener Bauer, der keine vernünftigen Felder hat. Es dauerte von dort nur acht Züge, bis Schwarz aufgab.

Ewert – Struckmann, Stellung nach 32. Kc3

Spelle gewinnt einmal vorne und einmal hinten. Jürgen setzt den Schlusspunkt

An Brett 1 konnte Hajo Bado gegen Siegfried Löcken ungefährdet in ein ausgeglichenes Springerendspiel abwickeln. Wenn da nicht die Zeitnot gewesen wäre. Hajo ärgerte sich über die (regelwidrige? Ich bin kein Schiedsrichter und weiß es nicht) Platzierung der Uhren, denn seine stand direkt neben der von Brett 2, und so vergaß Hajo einmal, die Uhr zu drücken und verlor wertvolle Zeit, schlimmer noch. Am Ende wurden ihm die hohen Rechenanforderungen von Springerendspielen zum Verhängnis. Eine äußerst unglückliche Niederlage für unser Spitzenbrett. Aber so wie es in den oberen Mannschaften derzeit aussieht, haben wir ihn in der Vierten vielleicht noch einige Male bei uns, und wer sich fragt, woran es liegt, dass wir so stark sind, dem sei gesagt: Weil Hajo bei uns spielt! (Na gut, bevor jemand beleidigt ist: Und Jürgen! Und Norbert! Und Jens! Und Joe! Und Martin! Und Felipe! und Alfons! Und Stefan!)

Martin Rothe hatte ganz offensichtlich nicht seinen besten Tag. Leider liegt mir die Notation nicht vor, aber so oft ich auf sein Brett schaute, kapierte ich gar nichts. Irgendwie schien einfach der Wurm drin. Letztlich aber ein schöner Erfolg für die Spellerin Christine Schlaetker.

Den Schlusspunkt setzte dann Jürgen Grosser. Wie in jeder seiner bisherigen drei Partien in der Bezirksliga hatte sich Jürgen im Mittelspiel einen Stellungsvorteil erarbeitet. Aber auch dieses Mal (wie gegen Hagen) spielte er nicht fehlerlos, sondern ließ den Speller Christian Haumer wieder ins Spiel kommen. Schließlich aber siegte Jürgens Wille, die schöne Partie nicht zu verderben, und Jürgen fand ein gewinnbringendes Springer-Fang-Motiv.

Grosser, J. – Haumer: Stellung nach dem 42. Zug

In der Diagrammstellung ist der schwarze Springer bis nach a4 verjagt worden, und von dort wird er nicht mehr zurückkehren: Es folgten 43. Kd5! Tc5+?! 44. Kd6 (es droht matt) Tc8 45. Te7+ Kf8 46. Ld4 und der Käfig ist geschlossen. (1:0 im 50. Zug).

Im dritten Aufeinandertreffen der dritte Erfolg nach dem sensationellen Sieg gegen Hagen 2 und dem starken 4:4 gegen Hollage. Nun geht es in der vierten Runde gegen die Zweite der SG Osnabrück. Einige Spieler der Mannschaft haben bereits das Saisonziel „Meister!“ ausgerufen. Nun, unser Mannschaftsführer Joe erwartet entsprechend den vollen Punkt gegen die SG. Aber realistisch ist ein anderer Ausgang. Dennoch: Nach unserem Erfolg wird uns das LigaOrakel unter den Top-4 der Liga mit einer Abstiegswahrscheinlichkeit von ca. 0% verorten, und das ist doch schon einmal etwas! Weiter geht es am 8. Dezember.