Triumph der Jugend – Hellern 1 siegt in Uelzen

Einige schauen in Richtung Oldenburg und träumen von der 2. Bundesliga. Für andere ist Liga Zwo ein Alptraum, denn man weiß nicht so recht, wer da alles runterkommt. Abstiegsängste haben sich für Hellern 1 wohl erledigt. Warum man entspannt sein darf, darüber berichtet Hajo Bade in seinem Gastbeitrag. Und der erhält in den nächsten Tagen garantiert ein Update! UPDATE

Zuckerschlecken findet woanders statt

Als wir nach etwas mehr als fünf Stunden Spielzeit die anvisierten zwei Mannschaftspunkte im Gepäck hatten, konnten wir zufrieden die strapaziöse Rückreise antreten. Der ‚Ausflug‘ in die Südheide hatte sich gelohnt. Die ‚historische Chance‘, den Spitzenreiter Oldenburg abzulösen, wurde gewahrt.

Dank des Spielbeginns um 11.00 Uhr und einer weitestgehend freien Autobahn am Sonntagmorgen mussten wir nicht unmenschlich früh aufbrechen. Bei 7.50 Uhr Abfahrtszeit kann man zwar immer noch stöhnen und die Augen verdrehen, aber wer ambitioniert seinen Sport ausübt, der weiß im Vorfeld, dass ‚Zuckerschlecken‘ woanders stattfindet.
Dennoch von mir als Mannschaftsführer an dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an alle Beteiligten, die diese Mühen erfolgreich auf sich genommen haben.

Von den Umständen unbelastet erwiesen sich einmal mehr die jüngeren Spieler. Sie strotzten vor Power und zwangen mit nachhaltigem Spiel ihre Gegner immer mehr in schlechte  Defensivstellungen. Dadurch holten sie auch folgerichtig 3-0 Punkte. Die Senioren trugen ihren Teil zum Gesamtergebnis bei, nämlich 2,5 Punkte.
Keine Partie ging verloren.

Den Auftakt machte der Mannschaftsführer mit einem Remis nach zweieinhalb Spielstunden. Der Abtausch-Franzose führte rasch zu einer ausgeglichenen Stellung. Angesichts der positiven Entwicklung an den meisten anderen Brettern gab es keinen Grund, gegen Jakob von Estorff zu überziehen.

 

Auftritt der Youngster

Die Richtigkeit dieser Einschätzung wurde eine Dreiviertelstunde später von Julians Sieg bestätigt. Bereits im 17. Zug hatte Julian (Archivfoto l.) im gegnerischen Lager auf d5 einen Bauern verspeist und ein Springeropfer angeboten. Dass sein Gegner Jan Niklas Untiedt ablehnte, war in dieser Situation bereits egal, da die schwarze Stellung nach diesem kraftvollen Einschlag nicht mehr zu halten war! Julian ist der Drittjüngste im Team – die beiden echten Teenager sollten ihren Auftritt noch bekommen.

Hier Julians Taktikzauber:

[Event „Oberliga Nord-West 2016/17“]
[Site „Uelzen“]
[Date „2017.02.19“]
[Round „6.7“]
[White „Zur Lage“]
[Black „Untiedt“]
[Result „1-0“]
[WhiteElo „2107“]
[BlackElo „1893“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r1bqrbk1/p2n1ppp/2p2n2/2Ppp1N1/3P4/2N3P1/P1Q1PPBP/R1BR2K1 w – – 0 17“]
[PlyCount „31“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „team“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
[WhiteTeam „SV Hellern“]
[BlackTeam „Post SV Uelzen“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]

17. Nxd5 $1 g6 (17… cxd5 18. Bxd5 $18 {[%cal Rd5a8,Rd5f7]}) 18. Nb4 $18 Bb7
19. dxe5 Rxe5 20. Nd3 Re7 21. Rb1 Ba6 22. Nb4 Bxe2 23. Nxc6 $1 {Das musste man
gut berechnen!} Bxd1 24. Qxd1 Qc8 25. Nxe7+ Bxe7 26. Bb7 Qe8 27. c6 $1 {
Elegant gespielt.} Nb6 (27… Rb8 28. c7 $1 $18) 28. Bxa8 Qxa8 29. Qf3 ({
Für die Galerie:} 29. Rxb6 axb6 30. Qb3 Qe8 31. c7 h6 32. Nxf7 $1 $18 (32.
c8=Q hxg5 (32… Qxc8 33. Qxf7+ Kh8 34. Bb2 $3 $18) 33. Qcc2 $18 {[%cal Rc2g6]}
)) 29… Nbd5 30. c7 $1 Nxc7 31. Qxa8+ Nxa8 32. Rb8+ {Zweifellos eine der
schönsten Partien der letzten Monate.} 1-0

Zehn Minuten später wurde in der bis zu diesem Zeitpunkt einzig kritischen Partie an Brett 2 das Friedensabkommen unterzeichnet. Hier hatte Dirk mit einem wichtigen Remis gegen Sascha Wiegmann die 2-1-Führung gefestigt.

Wiederum fünfzehn Minuten später einigte man sich auch an Brett 4 in wohl gemeinsamer Zeitnot auf ein Unentschieden. Mit der Eröffnung konnte Reinhold nicht zufrieden sein. Aber durch sein kreatives und mutiges Spiel kämpfte er sich in die Partie gegen Hendrik Mittelstädt zurück. Am Ende hatte er sogar einen Mehrbauern. Doch Zeitnot und der Kräfteverschleiß führten dazu, seine Position als Remiskönig der Mannschaft zu auszubauen.

15.00 Uhr: Vier Stunden Spielzeit sind vorüber und mit Beendigung der Zeitnotphase wird auch der Blick auf die Stellungen wieder klarer. Da erkannte an Brett 3 der starke Sergej Bogomolow die Vergeblichkeit seiner Bemühungen und reichte die Hand zur Aufgabe. Von Anfang an bekam er keinen Zugriff auf die von Hannes dominant geführte Partie. Damit stand es 3,5-1,5.
Games

[Event „Oberliga Nord-West 2016/17“]
[Site „Uelzen“]
[Date „2017.02.19“]
[Round „6.3“]
[White „Ewert“]
[Black „Bogomolow“]
[Result „1-0“]
[WhiteElo „2188“]
[BlackElo „2193“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „4r1k1/1q1brpbn/3p2pp/1p1P4/pP1NPpP1/P2B1P2/7P/BQ2RR1K w – – 0 40“]
[PlyCount „31“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „team“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceTitle „Bulletin“]
[Source „Dr. Ortwin Thal“]
[SourceDate „2015.08.08“]
[SourceVersion „1“]
[SourceVersionDate „2015.08.08“]
[SourceQuality „1“]
[WhiteTeam „SV Hellern“]
[BlackTeam „Post SV Uelzen“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]

40. Rc1 $1 Ng5 41. h4 $3 Nh7 42. Nc6 Bxc6 43. Rxc6 $18 Be5 44. Bxe5 Rxe5 45.
Qc1 Qe7 ({Verzweifelungstaten helfen nicht:} 45… f5 46. gxf5 gxf5 47. Rg1+
$18 (47. exf5 Qe7 48. Qxf4 $18)) (45… Kg7 46. Qxf4 $18) 46. Qxf4 Qxh4+ {
Kann Schwarz im Trüben fischen?} 47. Qh2 {Nein!} Qg5 48. Rxd6 ({Die Kiebitze
(die alles sofort sehen) werden mit dem Kopf geschüttelt haben: „Warum denn
nicht f4? Ist doch ganz einfach!“} 48. f4 Qxg4 {Eben nicht, denn Weiß muss
genau spielen:} 49. Be2 $3 (49. fxe5 Rxe5 $1 {Weiß steht besser, aber Schwarz
hat Gegenspiel.}) 49… Qd7 50. fxe5 $18) 48… Qe3 49. Bxb5 R8e7 50. Rd8+ Kg7
51. d6 R7e6 52. Bc4 Rxe4 53. Bxe6 $1 Qd3 ({Die hübschen Umwandlungen sollte
man zeigen. Sie zeigen, was Weiß so alles im 53.Zug auf dem Schirm haben
musste.} 53… Rxe6 54. d7 Qd3 55. Rf2 Nf8 (55… Re7 56. Rg8+ Kxg8 57. Qb8+
Kg7 58. d8=Q $18) 56. Rxf8 Kxf8 57. Qb8+ Kg7 58. d8=Q $18) 54. Qb2+ Nf6 55. Qb1
$1 1-0

 

Ungefähr eine halbe Stunde später wird die Ziellinie überschritten. Carsten hatte erneut seine Schwierigkeiten gegen Bernd Laubsch, segelte aber dieses Mal in den Remishafen. Nun machte Jörg spontan den Sack zu, indem er unmittelbar ein Remis anbot. In Verluststellung konnte nun auch Ingo Schulze nicht ablehnen.

Damit konnte sich Thorben nun etwas entspannter seiner verwirrenden Partie widmen. Eine klare Gewinnführung hatte er kurz nach der Zeitnot vermissen lassen und sich stattdessen in einer verlustträchtigen Position wiederzufinden. Das geht an die Nerven. Doch während sein Gegner Jörg-Artur Cohrs nun Gewinnversuche startete, fand Thorben seinen kühlen Kopf wieder, erhöhte die taktische Schlagzahl und bewies am Ende auch Endspieltechnik!

Das Ergebnis von 5,5-2,5 geht insgesamt in Ordnung. Uelzen hat gut dagegen gehalten. Auch hier wird man bald mehr und bessere Resultate von der Jugend hören, auf die auch Uelzen zu Recht verstärkt setzt. An diesem Spieltag aber haben die Youngster von Hellern demonstriert, dass mit ihnen zu rechnen ist und die Oberliga kein zu hartes Pflaster ist.

Post SV Uelzen
SV Hellern 1
2,5 5,5
FM Laubsch (2292) IM Lingnau (2410) 0,5 0,5
Wiegmann (2272) Hummel (2292) 0,5 0,5
Bogomolow (2194) Ewert (2202) 0 1
Mittelstädt (2062) Happe (2118) 0,5 0,5
Schulze (2037) Stock (2185) 0,5 0,5
von Estorff (1896) Bade (1999) 0,5 0,5
Untiedt (1893) zur Lage (2118) 0 1
Cohrs (1954) Weist, Thorben (1979) 0 1

Munter bleiben
Hajo

Fotos: © Thal 2017