Mit 17 Teilnehmern aus vier Vereinen startete gestern die Offene Vereinsmeisterschaft des SV Hellern. Jörg Stock will seinen Titel verteidigen und erlebte ein Déja vu, an den anderen Brettern aber gaben die meisten Favoriten keine Punkte ab. Ein kurzer Bericht von einem verheißungsvollen Auftakt. Alle Ergebnisse finden Sie auf der Sonderseite.
Diesmal ging die Teilnehmerzahl im Vergleich zu den Vorjahren erneut etwas zurück. Für zu viele Spieler ist die Belastung am Abend eines Wochentages vielleicht zu hoch, aber man kann ihnen schlecht vorwerfen, dass sie beruflich erfolgreich und entsprechend beansprucht sind. Mit dabei aber wieder der Titelverteidiger Jörg Stock und sein härtester Konkurrent aus dem Vorjahr, Thorben Weist. Beide werten die Vereinsmeisterschaft signifikant auf, und bereits gestern zeigte sich, welche Attraktivität eine Begegnung mit den Oberligaspielern hat.
Jörg nämlich erlebte ein Déja vu: Im vergangenen Jahr hatte ihm Ludger Wöllermann ein Remis abknüpfen können („aber da lag es nicht nur an Ludgers gutem Spiel, ich selbst hatte zudem nicht gut gespielt“ sagte Jörg, „diesmal war es etwas anders“). Dieses mal war es Steffen Schnier vom SV Bad Essen, der Jörg standhalten konnte. In einem Franzosen war Steffen recht bald „aus dem Buch“ und bereits wenige Züge später schlug ein Läufer auf h7 ein. Jörg hatte sich für diese Abwicklung entschieden, weil er zwei Figuren für einen Turm und zwei Bauern gab und danach nur noch zwei Ergebnisse möglich waren. Steffen aber wollte das bessere der beiden für sich, das Remis, und verteidigte sich sehr zäh und umsichtig. Jörg verpasste zunächst eine schwer zu sehende Gewinnchance, sah eine andere, musste aber feststellen, dass sie ein Loch hatte: In der Diagrammstellung hat Jörg den Schwarzen scheinbar am Wickel, aber die Rettung bringt eine Springergabel auf b6: Nach … Sd7 kann der weiße König den Läufer nicht nehmen. So ging es weiter, bereits auf Mitternacht zu, und das ist etwas anderes als am Sonntag Nachmittag spielen. Steffen allerdings ließ nicht nach und hielt die Stellung, so dass es tatsächlich zum Remis kam.
Jörg Stock – Steffen Schnier (Stellung aus dem Gedächtnis rekonstruiert – ohne Gewähr!)
Die weiteren Favoriten spielten zum größten Teil wesentlich kürzere Partien. Thorben Weist nahm Martin Rothe einen Bauern nach dem anderen ab, irgendwann waren es zu viele. Patrick Meyjohann gab sich gegen Hartmut Weist ebenso keine Blöße wie Harald Szobries gegen Thomas Düvel und Ludger Wöllermann gegen Thomas Magiera.
Reinhard Paul dagegen stand über weite Strecken der Partie gar nicht gut gegen Stefan Ewert, der schon so manchem Favoriten den Zahn gezogen hat. Am Ende ein Remis, das eher für Reinhard als für Stefan ein Punktgewinn war. Robert Gillenkirch hatte es mit Jens Gausmann zu tun, der sehr viel stärker ist als seine Zahl suggeriert und nicht umsonst beim Blitzcup 2018 zu den Topfavoriten der B-Gruppe zählt. Robert stand dann auch bald zumindest optisch auf dem Acker (die Engine hätte zur Ruhe gemahnt, aber der menschliche Kiebitz hätte nicht viel auf Roberts Stellung gegeben). Aber Jens konnte nicht zum schwarzen König durchbrechen und landete schließlich in einem Turmendspiel. Alle Turmendspiele sind remis bzw. gewonnen, so auch dieses. Gewonnen war es, bis es remis war, bis Jens den entscheidenden Fehler machte und es gewonnen war. Jens wollte sich den Brückenbau nicht mehr zeigen lassen, und so kam Robert zu einem schmeichelhaften vollen Punkt.
Jens Gausmann – Robert Gillenkirch: In der linken Diagrammstellung liegt 21. Lxg6 in der Luft. Aber gewinnt das? Jens glaubte nein und spielte es nicht, Robert wollte lieber Jens darüber nachdenken lassen, und die Engine sagt (wie fast immer) 0.00, denn Weiß hat (nur) Dauerschach nach 21. Lxg6 hxg6 22. Lxc5 bxc5 23. Dxg6+ Lg7 24. Th3 Sh8 25. Dh7+. In der rechten Diagrammstellung spielte Jens 53. Td8?, hätte aber mit 53. Td6 g5 54. Tf6+ Ke5 55. Te6+ sofort das Remis haben können, das Bauernendspiel ist nicht zu gewinnen.
Weiter geht es bereits kommende Woche mit der Erstrundenpartie zwischen Hajo Bade und Alfons Thöle. Die Vierte Mannschaft des SV Hellern ist übrigens wieder einmal am stärksten vertreten, mit gleich fünf Spielern. Aus der Ersten sind es immerhin drei, aus der Fünften ebenfalls drei, aus der Zweiten und Dritten leider zusammen nur drei. Leute, das muss 2019 aber besser werden!