20. Nord West-Cup mit Delegation aus Hellern

Bad Zwischenahn ist offenbar ein Schachmagnet. 69 Teilnehmer zog es vom 25.-28. Januar in die C-Gruppe des beliebten Opens, 129 traten im B-Open an und 179 Schachfreunde waren es gar in der enorm stark besetzten A-Gruppe. Über das Abschneiden unserer Abordnung berichtet Niels Dettmer in seinem Gastbeitrag.

Präliminarien

Ende Januar findet traditionell der Nord West-Cup in der Wandelhalle in Bad Zwischenahn statt. Für mich war es nun schon die dritte Teilnahme. Ich hatte sogar das Glück, im gleichen Hotel wie Frank Pfeifer noch ein Zimmer zu bekommen (Danke für den guten Tipp, Frank). Dieses Mal konnten Stefan und Hannes Ewert nicht teilnehmen. Dafür sprangen Thorben Weist und Reinhard Paul ein. Unser Feld an Helleranern komplettierte Joachim Rein.
Ich kam aus beruflichen Gründen auf dem letzten Drücker in Bad Zwischenahn an und schaffte es so grade noch, vor dem Meldeschluss im Hotel einzuchecken und mich am Turnierschalter anzumelden. Dort war es kurz vor dem Meldeschluss auch ziemlich voll. Das Turnier startete dann auch mit gut einer halben Stunde Verspätung mit 376 Teilnehmern in 3 Gruppen.

Runde 1

A-Gruppe: Thorben schaffte es, gegen Jeppe Hansen (DK)  einen Pflichtsieg einzufahren, während es für Reinhard und Joachim deutlich schwieriger war. Von Reinhards Partie gegen Paul Doberitz habe ich nicht viel gesehen, dafür mehr von Joachims. Seine  Partie gegen Bjerre Jensen (DK) war ziemlich komplex und Joachim hielt gut dagegen. Leider fand er irgendwann nicht die die beste Fortsetzung und musste sich wie Reinhard einem starken Gegner geschlagen geben.

In der B-Gruppe zauberte Frank mit den schwarzen Steinen an Brett 22 gegen Hauke Utecht, den späteren Gewinner der B-Gruppe, ein Wolga-Gambit aufs Brett. Als ich das erste Mal aufs Brett guckte, sah ich Frank im Vorteil. Auch bei den nächsten zwei Besuchen an seinem Brett stand er aus meiner Sicht besser. Aber je länger die Partie dauerte, desto schlechter sah es dann für Frank aus. Plötzlich war Material und dann auch die Partie verloren.
Mein Gegner Ingo Stein überraschte mich mit dem seltenen Englund-Gambit. Eigentlich ist das keine seriöse Verteidigung für Schwarz, aber ich fand nicht die stärksten Züge und tauschte früh die Damen, um ein weiteres aktives Spiel von Schwarz zu unterbinden. Von hier an war es zwar ein Spiel auf ein Tor, aber mein Gegner schaffte es immer wieder, gute Verteidigungszüge zu finden und im Spiel zu bleiben. Ich machte am Königsflügel kleine Fortschritte, während mein Gegner am Damenflügel nach Gegenspiel suchte. Plötzlich gelang mir der Durchbruch und ich hatte einen Freibauern auf e6 stehen. Aber gewonnen war das noch lange nicht. Ich hatte nun zwar das Läuferpaar, befand mich dafür aber in ziemlicher Zeitnot. Nach der Zeitkontrolle konnte ich wieder mehr Bedenkzeit investieren und fand auch recht schnell den Gewinnplan mit 48.Lxg6 (s. Diagramm). Im Grunde genommen war es ein Pflichtsieg für mich, diesen musste ich mir aber hart erarbeiten.

Runde 2

Am Freitagmorgen startete die 2. Runde zu der zivilen Zeit von 10:00 Uhr. Joachim beantwortete den Stonewall seines Gegners Gunnar Zschischang mit einem eigenen Stonewall. Wer Joachim kennt, der weiß, wie schwer er damit zu knacken ist. Das bemerkte auch SF Zschischang relativ schnell und fiel in tiefes Grübeln. Das half aber auch nicht mehr viel und Joachim konnte den halben Punkt einfahren.
Einen halben Punkt konnte auch Reinhard gegen Ben-Luca Petri vermelden. Bei Reinhard war die Ausgangslage aber eine andere. Er stellte in der Eröffnung einen Bauern ein und musste bis ins Endspiel kämpfen, um den Bauern zurückzugewinnen.
Thorben stand nach der Eröffnung gegen Fabian Stotyn für mich besser. Auch beim Übergang vom Mittelspiel ins Endspiel hatte Thorben die bessere Stellung. Dann kippte die Partie und Fabian trug den Sieg davon.

Ob Frank oder ich den größeren Knaller in unserer Partie hatten, ist schwer zu sagen. Was aber am Ende feststand: Frank hatte mehr aus seinen Fehlern gemacht als ich. Was war passiert? Frank spielte seine Wiener Partie dieses Mal mit vielen Fehlern in der Eröffnungsphase und stand nach 10 Zügen klar auf Verlust. Je länger die Partie dauerte, desto stärker flatterten aber die Nerven von Franks junger Gegnerin Eske Albet (Dänemark). Eigentlich unerklärlich, wie man eine so fette Gewinnstellung noch wegwerfen kann. Am Ende gewann Frank dann sogar recht deutlich.

19…Txg3+ 20.Sxg3 Dxg3+ 21.Kh1 Tf4 22.Lxh7+ Kh8 23.Dc2 Th4+ 24.Dh2 Txh2#

Ich schaffte es, das sogar noch zu toppen. Wer mich kennt, weiß, dass ich mit den schwarzen Steinen deutlich schlechter spiele als mit den weißen. Warum weiß ich auch nicht. Vor den jugendlichen Talenten habe ich immer viel Respekt, spielen diese doch oft besser als ihre Rating. Lars Ter Stal spielte gegen mich e4 und wir bekamen die Vorstoß-Variante der französischen Verteidigung aufs Brett. Hier erarbeitete ich mir eine kompakte, schwer zu knackende Stellung im Mittelspiel, was aber zu Lasten meiner Bedenkzeit ging. Dann bekam ich Spiel auf der f-Linie und setzte Lars gehörig unter Druck. Lars begann Fehler zu machen und stellte einzügig die Partie weg. Das ich auf Gewinn stand, war mir klar, aber wie den Knock-Out-Punch setzen? Ich rechnete und rechnete und fand das Matt (6-zügig, s. Diagramm) aber nicht. Statt auf g3 einen Turm zu opfern, zog ich den Turm zurück. Danach konnte Lars sich wieder verteidigen und ich willigte kurz danach mit schlechter Bedenkzeit in eine Zugwiederholung ein, um den halben Punkt nicht auch noch zu verlieren.

Runde 3

Von Thorbens und Reinhards Partie habe ich nicht viel gesehen. Beide erspielten sich einen mehr oder weniger einfachen Pflichtsieg, Thorben gegen Andreas Poschadel und Reinhard gegen Jeppe Hansen.
Das war bei Joachim anders. Gegen seinen Stonewall fand die Dänin Marie Frank-Nielsen, immerhin ELO 2021, keine Mittel. Joachim wickelte irgendwann in ein gewonnenes Endspiel ab. Die Dänin verteidigte sich trotz verlorener Stellung und klarem Bedenkzeit-Nachteil weiter. Am Ende versuchte sie noch ein paar Tricks, die Joachim aber eiskalt abwehrte und den vollen Punkt einfuhr.

Bei Frank hatte ich auch nur einmal aufs Brett schauen können, dann nahm mich meine Partie so sehr in Anspruch, dass ich keine weitere Gelegenheit fand. Frank schaute irgendwann bei mir vorbei und zeigte ein Remis gegen Armin Cremerius an.
In der Post-Analyse mit dem jungen Dänen Martin Moller (der am Ende Zwölfter wurde) merkte ich eigentlich erst, wie stark ich gespielt hatte. Das spürte ich während der Partie am Anfang definitiv nicht. Mein Gegner wählte einen aggressiven Aufbau gegen mich und vertrieb meinen Läufer von f4 bis nach f2. Dafür bekam ich kurz danach das Zentrum mit Bauern auf d4, e4 und f3. Ich entwickelte meine Figuren weiter und ließ wenig Gegenspiel zu. Dann startete ich meine Attacke am Königsflügel mit g4 und h4. Da hatte ich das erste Mal das Gefühl gut zu stehen.

[Event „Nord West Cup (B)“]
[Site „Bad Zwischenahn“]
[Date „2018.01.26“]
[Round „3“]
[White „Dettmer“]
[Black „Moller“]
[Result „1-0“]
[ECO „A45“]
[WhiteElo „1847“]
[BlackElo „1696“]
[Annotator „Thal“]
[PlyCount „59“]
[EventDate „2018.??.??“]
[EventType „team-swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

1. d4 Nf6 {Vojens Skakklub} 2. Bf4 d6 3. Nc3 Bf5 4. f3 $1 Nh5 {Dies ist
tatsächlich schon einmal gespielt worden.} (4… Bg6 {1-0 (53) Zakarias,D
(2288)-Farago,S (2261) Hungary 2016}) 5. Bg5 h6 6. Bh4 g5 7. Bf2 $16 Bg6 8. e4
Bg7 9. Nge2 Nd7 10. Qd2 c6 11. g4 Nhf6 $4 12. h4 $1 gxh4 13. Rxh4 Qa5 14. Be3 (
14. Nf4 $5) 14… e5 $1 15. Bxh6 exd4 16. Nxd4 O-O-O 17. Nb3 {Weiß hat
seriös gespielt und steht auf Gewinn. In einer dynamischen Stellung muss man
dennoch aufpassen.} Qe5 (17… Qc7 18. Bxg7 Rxh4 19. Bxf6 Nxf6 20. Qg5 $1 $18)
18. Bf4 $1 Rxh4 (18… Qe7 19. Rxh8 Rxh8 20. Bxd6 Qd8 21. O-O-O {hätte
Schwarz zumindest versuchen sollen..}) 19. Bxe5 Nxe5 20. Qf2 Rdh8 21. O-O-O b6
22. Rxd6 Kc7 23. Rd1 Rh2 24. Qg3 Nfd7 25. f4 $1 Nxg4 26. Qxg4 Nf6 27. Qg3 Nxe4
28. Nxe4 Bxe4 29. f5+ (29. Qxg7 $4 Rxc2+ $1 30. Kb1 Rg2+ $19) 29… Kc8 (29…
Kb7 30. Rd7+ Ka8 31. Qc7 $18) 30. Ba6# 1-0

Runde 4

36.Dxf7 Dxf7 37.Txf7 und nach 37…Kxf7 läuft der c-Bauer durch

Am Samstag kam ich nicht so in die Kontakte, das sollte sich später auch auf dem Schachbrett zeigen.
Von Thorbens Partie gegen Peter Grove (ELO 2198) und Reinhards Partie gegen Rolf Hundack habe ich nicht viel gesehen. Beide Gegner hatten eine zum Teil deutlich höhere Wertungszahl und setzten sich am Ende auch durch. Das Diagramm zeigt das hübsche Opfer  des Dänen gegen Thorben. Peter Groves Rating ging zuletzt steil nach oben – hier sieht man, warum.
Bei Joachim schaffte ich es tatsächlich einmal auf Brett zu gucken. Die Position gegen Adolf Dittmann erinnerte mich an ein Stellungsbild aus der Rubinstein-Variante der Französischen Verteidigung. Joachim stand recht solide, was mit Schwarz bei ihm ja nicht immer der Fall ist und holte am Ende sogar einen halben Punkt heraus. Es sollte heute Vormittag unser einziger Erfolg werden.

Frank zauberte gegen Rolf Stein (ELO 1770) wieder seine Wiener Partie aufs Brett. Er wurde von seinem Gegner jedoch gut ausgekontert und stand alsbald auch schon auf Verlust.
Abtausch-Franzosen gehen (fast) immer Remis aus. So dachte ich. Jedenfalls bekam ich gegen Moritz Hammann an Brett 8 die aggressive c4-Variante aufs Brett, welche ich bei diesem Turnier noch öfter sehen und gegen die ich auch schon im letzten Jahr antreten durfte. Damals spielte ich die Eröffnung aber wesentlich besser als an diesem Morgen. Früh verschwanden bereits die Damen vom Brett und ich stand recht passiv hinten drin. Zu meinem Nachteil konnte ich auch kein Gegenspiel am Königsflügel aufziehen.
Mein Gegner zeigte eine exzellente Technik und rollte mich am Damenflügel auf. Ich fand hingegen nicht immer den besten Verteidigungszug. Als der Rauch des Gefechts sich vom Brett erhob, stand ich schon auf Verlust. Hier verpasste ich noch mal die Chance einer Festungsbildung, wozu ich die Qualle für einen Springer und den Freibauern hätte geben müssen. Mir fehlte es einfach an der Bedenkzeit, um das noch durchrechnen zu können. Mit nur noch 9 Sekunden auf der Uhr führte ich meinen 40. Zug aus. Danach hatte ich eigentlich nur noch Schummelchancen. Aber auch die konterte mein Gegner abgeklärt aus. Am Ende blieb mir nur noch, mich Matt setzen zu lassen.

Runde 5

Am Nachmittag mussten jetzt ein paar Siege her. An den Verlauf von Joachims und Reinhards Partie im A-Open kann ich mich nicht mehr erinnern. Beide mussten mit Weiß eine Niederlage quittieren: Joachim gegen Carsten Grabow und Reinhard gegen Michael Meissner.
Bei Thorben sah es etwas anders aus, war er doch der nominell deutlich stärkere Spieler. Aber Ben-Luca Petri verteidigte sich äußerst zäh und so sprang am Ende nur ein Remis heraus.

So mussten Frank und ich unsere Vereinsbilanz aufbessern. Frank verteidigte sich an Brett 49 äußerst geschickt und konterte seinen Gegner Enno Rockmann aus. Als ich es schaffte bei, bei ihm aufs Brett zu schauen, stand er klar auf Gewinn und konnte gerade noch weiteres Material einsammeln. Ein überzeugend herausgespielter Punkt.
Bei mir war es gegen Emil Skovgaard nicht so einfach. Aber das Brett 16 war schon mal ein gutes Omen, hatte ich doch schon am Vortag dort einen vollen Punkt eingefahren. Als wir uns einander vorstellten, kam auch noch die Mutter des jungen Dänen vorbei und meinte, ich könne ihren Sohn ja auch mal gewinnen lassen. Ich antwortete, dass ich meine Niederlage für heute schon weghabe. Ich spielte mein übliches System, musste aber schon nach kurzer Zeit feststellen, dass mein Gegner die Eröffnung auch ganz gut kannte. Wir lavierten hin und her. Ich stellte taktische Drohungen auf, er verteidigte geschickt. Das kostete ihn natürlich viel Zeit. Dann entschied ich mich für einen h4-h5 Durchbruch am Königsflügel, um die Dinge weiter komplex zu halten und um den Druck zu erhöhen.

[Event „Nord West Cup (B)“]
[Site „Bad Zwischenahn“]
[Date „2018.01.27“]
[Round „5“]
[White „Dettmer“]
[Black „Skovgaard“]
[Result „1-0“]
[WhiteElo „1847“]
[BlackElo „1702“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r2qr1k1/3n1p1p/1pb1pbp1/p1pp4/3P1B2/2PBPNQ1/PP3PPP/R4RK1 b – – 0 21“]
[PlyCount „14“]
[EventDate „2018.??.??“]
[EventType „team-swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

21… b5 (21… Bg7 22. h4 Nf6 23. Bg5 $13) 22. h4 c4 23. Bc2 Bg7 $2 (23… Ra7
24. h5 b4 25. hxg6 hxg6 26. Ng5 Nf8 $13 {[%cal Ga7f7]}) 24. h5 Nf6 25. hxg6
hxg6 26. Bg5 $1 Qd7 {Natürlich muss Schwarz die 7. Reihe decken, aber nicht
so!} (26… Qb8 27. Ne5 Nh7 28. Bf4 Qb7 29. Qh4 Rac8 30. Ng4 f5 31. Nh6+ Bxh6
32. Qxh6 Qg7 $1 33. Qh1 $14) 27. Ne5 Qc8 28. Qf4 $1 {Ständig taktisch Druck
gemacht und straight herausgespielt. Nach diesem Sieg spielte Niels ganz oben
mit.} (28. Qf4 Nh5 29. Qxf7+ $18) 1-0

Die Stellung wollte mein Gegner mit nur noch wenigen Minuten Bedenkzeit auf der Uhr dann nicht mehr weiterspielen und gab auf. Die Mutter des Spielers kam vorbei und gratulierte mir. Anschließend fragte sie, warum ich ihn nicht habe gewinnen lassen und ich antwortete, dass ich es lange Zeit versucht habe.
In der Analyse zeigte sich der junge Däne auf der Höhe der aktuellen Theorie in meinem System und ich war etwas überrascht, was er alles davon kannte.

Da ich quasi der Letzte im Turniersaal war versuchte ich Joachim telefonisch zu erreichen und ging erst mal ins Hotel. Dort traf ich Frank und wir überlegten, ob wir noch eine Runde Skat spielen sollten. Kurz danach meldete sich auch Joachim und wir trafen uns in der Kogge. Dieses Mal zeigte unser Skat-Vereinsmeister Frank Pfeiffer, warum er in diesem Jahr gewonnen hat. Trotzdem ließen Joachim und ich uns nicht unterkriegen und hielten fleißig dagegen. Am Ende gewann Frank dann doch recht deutlich den Skat-Abend.

Runde 6

Im A-Open führte vor dieser Runde GM Leonid Milov mit 5 Punkten, verfolgt von einer Reihe Spielern mit 4,5 P, darunter auch der Lingener GM Lev Gutman. Thorben (2,5 P) suchte mit Schwarz gegen Mattis Trätmar (1916) den Anschluss ans obere Tabellendrittel. Joachim (2 P) und Reinhard (1,5) mussten sich dagegen an der 50%-Marke orientieren.

Thorben gewann in einer ziemlich komplexen Stellung plötzlich einen Bauern und machte weiter Druck am Königsflügel. Sein Gegner hatte zwar etwas Gegenspiel, aber mit jedem weiteren Zug verbesserte Thorben seine Stellung und das Gegenspiel wurde weiter vermindert. Dann war die Stellung völlig gekippt und Thorben hatte gewonnen.
In Joachims Partie gegen Andre Matzat (ELO 2059) kämpften beide Spieler an Brett 56 mit offenem Visier. Taktisch und technisch eine hochinteressante Partie, in der sich am Ende dann doch der stärkere Spieler durchsetzen konnte. Leider 0 Punkte für Joachim.

In Reinhards Partie gegen Norbert Raygrotzki (ELO 1917) ging es an Brett 73 hin und her. Erst erspielte sich Reinhard positionelle Vorteile in seiner Stellung, nur um dann den Läufer einzustellen. Dafür stand Reinhards c-Bauer urplötzlich schon auf der 2. Reihe. Durchbringen würde er den Bauern wahrscheinlich nicht, dafür konnte er vielleicht ein bisschen Material zurückgewinnen. Das tat Reinhard dann auch und wickelte in ein Endspiel mit Turm/Läufer und zwei Bauern auf dem Königsflügel gegen Turm und 4 Bauern auf dem Königsflügel ab. Sein Gegner wirkte inzwischen schon ziemlich genervt, weil Reinhard tatsächlich versuchte, dieses Endspiel auf Gewinn zu spielen. Am Schluss war es dann aber doch nur Remis.

Niels war gewarnt – und gewann in 13 Zügen (Archivfoto)

Im B-Open teilten sich Jonas Sinnhöfer (1853), Jan Kragge (1788) und Hauke Utecht (1793) mit 4,5 P die Tabellenführung. Ich gehörte mit 3,5 Punkten zum erweiterten Verfolgerfeld, während Frank mit 2,5 P die 50%-Marke in Visier nahm.
Frank hatte an Brett 28 einen schweren Stand. Immerhin war Morten Rasmussen (1899) Achter der Setzliste. In der Eröffnung und im Mittelspiel stand Frank gar nicht so schlecht. Dann kam sein Gegner aber Zug um Zug besser ins Spiel und gewann beide Läufer von Frank und damit auch das Spiel.
Vor Alexander Brunner (1449) war ich gewarnt. Hatte er doch Thomas Magiera im Mannschaftskampf Hagen 2-Hellern 3 in nur 16 Zügen geschlagen.
Beim  Andreas-Schaar-Gedenkturnier hatte er seinen Gegner Ralf Wahrenberg in der 1. Runde eigentlich schon völlig überspielt, am Ende aber nur ein Remis geholt. Ich rechnete mit d2-d4 als erstem Zug, wurde dann aber durch e2-e4 etwas überrascht. Es kam (mal wieder) die Französische Verteidigung mit c4 aufs Brett. Diesmal war ich gewarnt und hielt voll dagegen. Die schwarzfeldrigen Läufer tauschten sich gegen die Springer auf f6 und c3. Dann war das ganze Brett voll mit diversen taktischen Motiven. Beide Spieler übersahen die bestmöglichen Züge. Ich nervte mit der Dame rum und Alexander machte drei ungenaue Züge hintereinander und plötzlich war die Partie im 13. Zug vorbei, weil er einen Turm eingestellt hat. Ein schneller und etwas glücklicher Sieg, der mich aber auf Schlagdistanz zur Tabellenspitze brachte.

Der Zwischenstand vor der letzten Runde zeigte im A-Open 3,5 P (6) für Thorben und je 2 P (6) für Joachim und Reinhard und im B-Open 4,5 P (6) für mich und 2,5 (6) für Frank an.

Runde 7

Die Auslosung der letzten Runde brachte uns zwei schwere Brocken und drei machbare Aufgaben.
Joachim und Reinhard fuhren dann auch beide den vollen Punkt ein, Joachim gegen mit Weiß gegen Dieter Floren (1740) und Reinhard ebenfalls mit Weiß gegen Simon Ehrenreich (1814).  Erwähnenswertes habe ich auf den Brettern nicht gesehen, auch weil ich mit meiner Partie ziemlich beschäftigt war. Frank hatte nicht so viel Glück und musste gegen Jule Cordes eine Niederlage einstecken.

Thorben und Spartak Grigorian lieferten sich einen offenen Schlagabtausch, in dem aus meiner Sicht die Vorteile eher bei Thorben (Archivfoto) zu finden waren. Aber Spartak ist auch einfach ein zu guter Spieler, um sich die Butter vollends vom Brot nehmen zu lassen. In der laufenden Zweitliga-Saison hat er 2,5 P (6) für Werder Bremen II geholt (+0 =5 -1). Am Ende hielt er die Partie gegen Thorben Remis. Ein toller Erfolg für Thorben, der das Turnier mit 4 aus 7 beendete.

[Event „Nord West Cup (A)“]
[Site „Bad Zwischenahn“]
[Date „2018.01.28“]
[Round „7“]
[White „Weist“]
[Black „Grigorian“]
[Result „1/2-1/2“]
[ECO „B01“]
[WhiteElo „2034“]
[BlackElo „2352“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r1bq1rk1/1p1nbppp/p3pn2/6B1/P1B1N3/5N2/1PP1QPPP/R4RK1 w – – 0 13“]
[PlyCount „60“]
[EventDate „2018.??.??“]
[EventType „team-swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

13. Nxf6+ Bxf6 14. Bxf6 Nxf6 15. Rfd1 {Nach der Vereinfachung steht Thorben
ein klein wenig besser.} Qc7 16. Bb3 Bd7 17. Qe5 Rfc8 18. Qxc7 Rxc7 19. Ne5 Kf8
20. Rd4 (20. Rd2 Bc6 21. f3 Ke7 22. Rad1 Nd7 23. Nxd7 Rxd7 24. Rxd7+ Bxd7 $11)
20… Ke7 21. Rad1 Rac8 22. f3 Be8 23. Kf2 Rc5 ({Im Trüben fischen kann
Schwarz mit} 23… Rxc2+ 24. Bxc2 Rxc2+ 25. R1d2 Rxd2+ 26. Rxd2 Bxa4 $44) 24.
Ng4 Nd5 25. Ne3 Nf6 $5 (25… Nxe3 $142) 26. Ng4 Nd7 27. Rb4 R8c7 28. c3 Nb8
29. Ne3 Nc6 30. Rc4 Ne5 31. Rxc5 Rxc5 32. Rd4 Bc6 33. Bc2 h6 34. f4 Nd7 35. Be4
g6 36. Bxc6 Rxc6 37. Rb4 Rc7 38. Ke2 Nf6 39. Kd3 h5 40. Rd4 Nd7 41. b4 Nb6 $5 (
41… b5 42. axb5 axb5 $11) 42. a5 $1 $14 Nc8 {Technisch sehr stark von
Thorben. In der Schlussstellung hatte Thorben bereits ein kleines
positionelles Übergewicht.} 1/2-1/2

Nun zu meiner Partie gegen Altmeister Mihail Davydov, immerhin schon 83 Jahre alt ist, ein starker Spieler, der 2003 noch eine ELO von 2197 hatte. 2014 verlor er bei der Senioren-WM im griechischen Katerini nur eine Partie und erzielte 5,5 Punkten aus 11 Partien (+1, =9, -1 ) ein tolles Ergebnis. Das war am Ende Platz 58 in der Kategorie Seniors 65+ (92 Teilnehmer).
Die Partie begann relativ harmlos und ich bot nach 15 Zügen Remis an, weil ich mir keine Chancen ausrechnete, diese Partie zu gewinnen. Der Altmeister lehnte ab und von da an entwickelte sich eine superspannende, komplexe und abwechslungsreiche Partie. Dann hatte ich die Idee, eine Stellung herbeizuführen, die mir Pattchancen gab.

[Event „Nord West Cup (B)“]
[Site „Bad Zwischenahn“]
[Date „2018.01.28“]
[Round „7“]
[White „Dettmer“]
[Black „Davydov“]
[Result „1/2-1/2“]
[ECO „D02“]
[WhiteElo „1746“]
[BlackElo „1975“]
[Annotator „Dettmer, Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „5k2/5pp1/3P3p/3p4/3P1P2/3K2n1/2p3P1/2N5 b – – 0 37“]
[PlyCount „50“]
[EventDate „2018.??.??“]
[EventType „team-swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

37… Ke8 $19 {[%mdl 4098]} 38. Kxc2 Kd7 39. Kd3 Kxd6 {Je länger die Partie
dauerte, desto mehr setzte sich die größere Spielstärke von SF Davydov
durch. Aber aufzugeben hätte mir nicht weitergeholfen, also spielte ich
weiter und suchte meinen Erfolg in Schummelchancen. Ich rechnete nur noch
geringe Chancen auf einen halben Punkt aus (Dettmer).} 40. Ke3 Nf5+ 41. Kd3 h5
42. Ne2 Ke6 43. Ng1 f6 44. Nf3 Nd6 45. Nh4 g5 46. fxg5 fxg5 47. Ng6 h4 $1 48.
Ne5 Kf5 {Er spielt jetzt technisch perfekt und hat ein +7-Gewinnstellung.} 49.
Nf3 Kf4 50. Ke2 Nf5 (50… Kg3 {war (zu) einfach:} 51. Nxg5 Kxg2 52. Ke3 {
Der letzte Versuch!} h3 53. Nxh3 Kxh3 54. Kf4 Ne4 55. Ke5 Nc3 $19) 51. Kf2 g4
52. Ne5 g3+ 53. Kg1 Ke3 {Dass Davydov nicht auf d4 nehmen mochte, ist
nicht nachvollziehbar. Man schaue sich nur folgende Variante an:} (53… Nxd4 $1 54.
Ng6+ Kf5 {[%cal Rd4f3]} 55. Nxh4+ Kg5 $1 $19 {[%csl Gf5,Gg6]}) 54. Nf3 h3 $1
55. Ng5 h2+ {Danach liegt ein Patt in der Luft – und Niels hatte sein Spiel
darauf angelegt!} 56. Kh1 Nd6 {nebst Matt in 17} 57. Ne4 {Natürlich stellte
ich mich nicht weltmeisterlich an und eröffnete meinem Gegner die Chance,
mich fünfzügig Matt zu setzen. Das sah er aber zum Glück nicht und die
Pattmotive waren da. Plötzlich war ich wieder hellwach und witterte
Remischancen (Dettmer).} Nf5 $4 (57… dxe4 58. d5 Nf7 59. d6 Nh6 60. d7 Ng4
61. d8=Q Nf2#) 58. Nc3 {Das ist ’nur‘ noch Matt in 25.} (58. Nd6 Nh4 {und
falls Schwarz Sxd4 spielt, folgt der gleiche Zug.} 59. Nf5+ $3 $11 Nxf5 {Patt})
58… Nh4 $2 {Nach fast 5 Stunden Spielzeit spielte SF Davydov einen weiteren
ungenauen Zug und ich nutzte meine Chance und wickelte die Partie doch noch zu
einem Remis ab. Sicherlich ein glücklicher halber Punkt, aber hart
erkämpft und bis zur letzten Patrone ausgefochten. Der Lohn für die harte
Arbeit sollte dann auch noch kommen (Dettmer).} (58… Kf4 $1 $19) 59. Nxd5+
Kxd4 60. Nf6 Nxg2 61. Kxg2 Ke3 62. Ng4+ 1/2-1/2


Wie haben wir abgeschnitten?

Nach sieben Runden wurden die Punkte gezählt: Im A-Open gewann etwas überraschend Marco IM Thinius (ELO 2380, SV Empor Berlin) nach Feinwertung vor GM Milov, GM Van den Doel, GM Dgebuadze – und Jari Reuker, der als titelloser Spieler ein phantastisches Turnier gespielt hat! Das Quartett holte 6 Punkte, blieb aber nach Feinwertung hinter dem Berliner.


Thorben schnitt zwölf Plätze besser als sein Startplatz ab. Joachim landete 29 Plätze über seinem Startplatz. Reinhard beendete das Turnier bedingt durch die schlechtere Buchholzwertung auf Platz 127, was 10 Plätze schlechter als sein Startrang ist.


Im B-Open schloss Frank das Turnier auf Platz 97 ab, was 14 Plätze schlechter als sein Startplatz war. Ich erreichte mit 5 P den 10. Platz.

Gestartet war ich als 13. In der zweiten Runde habe ich ganz klar einen halben Punkt liegengelassen, diesen dafür aber in der letzten Runde zurückgewonnen. Der zehnte Platz reichte dann auch für einen Ratingpreis, und zwar für den zweiten Platz in der Ratinggruppe A.
Bemerkenswert finde ich, dass immerhin vier meiner Gegner den Sprung unter die Top 20 schafften. Mihail Davydov wurde 9. mit 5 aus 7, Martin Moller 11 mit ebenfalls 5 aus 7. Je 4,5 aus 7 holten Lars ter Stal auf Platz 17 und Moritz Hammann auf Platz 18.

Für Thorben, Joachim und mich war es ein erfolgreiches Turnier mit zum Teil richtig interessanten Partien.
Besonders hervorheben möchte ich die erneut gute Organisation und die gute Schiedsrichterleistung. Verbesserungswürdig ist teilweise die Geräuschkulisse durch die scharrenden Stühle auf dem Steinfußboden, hier könnten Filzgleiter Abhilfe schaffen. Auch die zum Teil sehr kühle und zugige Luft im Eingangsbereich zum Turniersaal, die insbesondere die ersten drei Reihen im B-Open betrifft, könnte mit einem Raumteiler in dem Bereich beseitigt werden.

Euer Niels

Homepage des Veranstalters

Fotos: © 2017-2018 Fotoarchiv SV Hellern