Es ist sicher überraschend, wenn man gewinnt, obwohl der Gegner an allen Brettern besser besetzt ist. Zumindest nominell. Dabei hatte Holger Lehmann gegen den kroatischen FM Robert Dabo Peranic noch die härteste Nuss zu knacken. Und es ist überraschend, wenn ausgerechnet der Spieler das Match gewinnt, der als Einziger klar auf Verlust stand. Dusel war das nicht, aber jede Menge Turnierhärte. So wurde Tammo Lewin beim 2½-1½ zum Glücksbringer.
Der König als Angreifer
Es war das Leitmotiv in drei Partien: die Rolle eines aktiven Königs im Endspiel. Steinitz hätte es gefreut. Nur an Brett 2 spielte dieses Motiv keine Rolle. Geradezu tragisch war für Deizisau II der Verlust der Partie an Brett 3, wo Mara Jelica den eigenen König passiv stellte, um einen Bauernverlust zu vermeiden. Stattdessen hätte der energische Marsch des Monarchen ins Zentrum die Partie gewonnen. So aber konnte Tammo Lewin mit hartem Gegenspiel die Partie völlig umkrempeln und gewinnen. Ausgangspunkt des Übels war in der Diagrammstellung der weiße Königszug nach g1, während Ke3 fast mühelos gewonnen hätte.
Dabei hatte Deizisau II alle Bretter trotz vieler Ausfälle gut besetzt. An Brett 1 spielte der 52-jährige kroatische FM Robert Dabo Peranic, dessen beste ELO über 235o lag. Und an Mara Jelica an Brett 3 dürften sich einige Dortmunder Schachfreunde noch gut erinnern, denn die kroatische Women-IM (Titelgewinn: 1996) hatte in Top-Zeiten eine ELO von 2258, nahm an zehn Schacholympiaden teil und gewann 2012 die Dortmunder Stadt-Schachmeisterschaft. Das hatte unser Team nicht vorzuweisen:
Alternativer Nachspiellink
Zweifellos ein wichtiger Sieg, denn der Weg nach unten ist kurz, nach oben nun aber auch. Eine Niederlage hätte uns auf den vorletzten Platz befördert. In diesem Fall hätte das Stadtderby gegen die abgeschlagenen Spieler des Osnabrücker SV noch mehr an Brisanz gewonnen.
Fotos: © Hellern-Archiv 2022