Oberliga: Keine Klatsche gegen den Lister Turm

Irgendwann muss man gegen die großen Fische ran. Gegen den HSK Lister Turm gab es zwar eine 3-5-Niederlage, aber sehr befriedigend war, dass Hellern zwischenzeitlich ein 2½-2½ erreichen konnte. Die letzten drei Partien gaben aber nicht mehr viel her. Dennoch: bei optimalem Verlauf war ein 4-4 möglich. Ein toller Wettkampf! Am 9. Februar geht es gegen Delmenhorst im nächsten Heimspiel weiter.

 

Phase 1: Vorne ging einiges

Bretter 1-4, vorne: IM Abel (r.) – IM Lingnau

Die vier Akteure links im Bild haben sich ein Gruppenfoto verdient. 50% holten die Bretter 1-4. Danach musste man nicht darüber philosophieren, ob es neben Pflichtsiegen auch Pflichtniederlagen gibt. Gibt es nicht, es sei denn, man spielt gegen Bayern München. Aber da gilt das auch nicht mehr immer. Zitieren wir lieber einen der bedeutendsten Vordenker im Sport des 21. Jh.: „Man darf nicht den Sand in den Kopf stecken!“

Brett 7: FM Vöge (r.) – Andre

Dabei begann alles optimal für die mit dreifachem Premium-Ersatz angetretenen Gäste. Ausgerechnet Wolfgang Andre, der Fels in der Brandung, verlor. In einem Gründfeld-Inder musste er gegen den furios aufspielenden FM Tobias Vöge eine Niederlage einstecken, die aus taktischer und theoretischer Sicht sicher ein Highlight dieses Wettkampfes war. Nachspiellink.

Aber Hellern 1 ließ nicht der Antwort nicht lange auf sich warten. Und für ein ähnlich ruppiges Spektakel sorgten diese beiden Spieler:

Brett 6: Lewin – Attila Aba Virag (r.)

Gegen Attila Aba Virag lief Tammo bereits vor zwei Jahren zur Höchstform auf. Vielleicht hätte sich der HSK-Spieler das moderne Ben-Oni verkneifen sollen, aber was sonst? Bogo-Inder gab es in dem Match bereits genug zu sehen. Also wieder ein taktisches Scharmützel, wobei Tammo einiges zu bieten hatte. Tröstend für den Nachziehenden: diesmal dauerte es länger als beim letzten Mal. Nachspiellink.

Also 1-1. Am ersten Brett trennten sich dann mit Carsten Lingnau und Dennes Abel ( Foto oben) zwei der insgesamt sechs Titelträger (wir haben leider nur noch einen) mit einem Remis. War das nix los? Doch, war es. Aber keiner wollte so richtig. Zumindest ging dieser Bogo-Inder nicht in die Hose. Nachspiellink.

Brett 3: FM Nüsken – Böttcher (r.)

Dann kam Christian Böttchers großer Auftritt. Christian konnte bislang nicht alle Wettkämpfe bestreiten, aber wir sind froh, wenn er spielt. Warum, das konnte man in seiner Partie gegen FM Nüsken sehen.  Der stellte nicht nur den Londoner aufs Brett, sondern präsentierte auch noch eine verblüffende Neuerung: g2-g4. Im 7. Zug! Viele wären reihenweise weggeknickt, aber Christian entschärfte das Ganze richtig gut, zumal der gegnerische König in der Mitte bleiben musste. Nachspiellink.

Also 2½-1½ für die Gastgeber. Durfte man träumen? Ja.

Aber nicht lange, denn am 8. Brett zeigte Rudi Hörstmann, warum die Gäste bislang jeden Widerstand aus dem Weg räumen konnten. Denn nicht jeder Oberliga-Verein kann am achten Brett einen an 12 gemeldeten Spieler mit ELO 2241 aufbieten.

Brett 8: Rein – Hörstmann (r.)

Das bekam auch Joachim Rein bei seinem ersten Oberliga-Einsatz zu spüren. Joachims Stonewall im Anzug sah gar nicht mal übel aus, aber SF Hörstmann nutzte sehr konsequent einige Löcher in der Stellung aus und wickelte in ein leicht gewonnenes Endspiel ab: Nachspiellink.

2½-2½. Immerhin.

Phase 2: Hintenraus ging wenig

Reinhold Happe

Die letzten drei Partien boten dann wenig Grund zur Hoffnung. Nach all den saftigen Taktikshows an den anderen Brettern folgten nun staubtrockene Endspiele. Die waren aber alles andere als langweilig. Die aussichtsreichste Möglichkeit, einen vollen Punkt zu ergattern, bot sich Reinhold Happe. Sein Bogo-Inder führte zu einer vermeintlichen Statik der Stellung, die es aber in sich hatte. Leider grübelte Reinhold verschiedentlich zu lange, aber eins hatte er gegen Felix Hampel auf dem Brett: eine Gewinnstellung! Nachspiellink.

Brett 5: Hampel (r.) – Happe

Vielversprechend, aber hyper-komplex – und dann leider nichts Zählbares. Die Post-Analyse war entsprechend interessant, bot sie doch die Einsicht, dass man nicht alles analysieren kann. Auf jeden Fall ging nach dem Sieg von Felix Hampel die Gästemannschaft in Führung und gab sie nicht mehr her.

Nicht die Aufgabe, sondern die Begrüßung! Brett 4: Stock (r.) – FM Buchenau

Es war eins von drei Endspielen, die den wenigen Kiebitzen einiges abverlangten. Auch Jörg Stock musste sich (wie auch Ingo Gronde) mit einem T+S vs T+S-Endspiel herumplagen. In der Diagrammstellung spielte der FM 39…Sf5. Witzig waren nun zwei Dinge: 1. gewann 39…b4 bequem, weil Schwarz mit Sd5 und Tb6 eine Brücke baut, und 2. hatte Jörg nun eine irre Konterchance, die bei optimalem Verlauf zur Punkteteilung geführt hätte – durch Patt. Wer’s nicht glaubt, darf es hier nachspielen: Nachspiellink.

Brett 2: Dr. Gronde (r.) – IM Dr. Walter

Ingo fightete wieder einmal vorbildlich. Mit IM Dr. Stefan Walter hatte er den zweitstärksten Gästespieler (ELO 2388) am Brett. Das sah man dann auch.

Ingo spielte hier 41. Ta7 und nicht etwa Txf7. Auch hier hätte Schwarz eine „Brücke“ bauen können – und zwar mit 41…a3 42.Ta7 Sa4! So kam es aber nicht und etwas später war ein reines Springerendspiel auf dem Brett, was wirklich nicht gut aussah für Ingo. Und tatsächlich hatte man das Gefühl, als würden gegnerischer König und Springer den a-Bauern mühelos promovieren lassen. Doch der IM spielte nicht alles mit der erforderlichen Konsequenz und am Ende fand Ingo eine sehenswerte und studienhafte Wendung. Remis! Nachspiellink.

Hellern – Lister Turm: Bretter 5-8

Wie geht es weiter?

Vorne hat sich nichts verändert. Kirchweyhe bezwang die SF Hannover mit 7-1 und hat ungeschlagen und verlustpunktfrei dazu noch ein fettes Brettpunktepolster.
Spannender waren die Abstiegskämpfe, in denen sich Oldenburg und Aufsteiger Lehrte Luft verschafften: Lehrte mit einem 5-3 gegen Nordhorn-Blanke und Oldenburg mit einem 4½-3½ gegen Tostedt, das vorne mit „voller Kapelle“ angetreten war, aber nur mit sieben Spielern. Und so steht ein Team mit einem GM und drei IM und weiteren starken Spielern plötzlich mitten im Abstiegskampf. Schwer zu glauben.
Im Abstiegskampf steckt auch Delmenhorst fest, das trotz GM Warakomski an Brett mit 1½-6½ daheim gegen Hameln das Nachsehen hatte und dabei keine einzige Partie gewinnen konnte. Bitter.
Die Delmenhorst sind am 9.2. zu Gast in Hellern und wir tun gut daran, uns auf diese komplizierte Aufgabe gut vorzubereiten.

Fotos: © Thal 2020