Oberliga: Enorm wichtiger Auswärtssieg

Es war eine doppelte Premiere: zum einen begann die neue Saison in der Oberliga, zum anderen gibt es diesmal zwei Berichte. Und last but not least: tolle Fotos von einem Spiellokal, das seinesgleichen sucht. Es berichten Hannes und Reinhold.

Gelungener Saisonauftakt

von Reinhold Happe

Auch wenn ich in meine 30. Saison für den SV Hellern geh´ (Die Jahre davor spielte ich übrigens für unseren Nachbarverein SV Gaste-Hasbergen, der in diesem Jahr sein 40jähriges Jubiläum feiert, Glückwunsch dazu!!!), bedeutet jeder Saisonauftakt einen Neuanfang. In diesem Fall bot das Ambiente der HDI-Arena einen spektakulären Ausblick, der schon fast für die Mühen der Anreise entschädigte, wäre da nicht noch ein mehrstündiger Schachwettkampf auszutragen.

Von der Papierform erwarteten wir ein enges Match, da Hannover 96 nah dem Abstieg den sofortigen Wiederaufstieg in die Oberliga geschafft und zudem mit FM Vladimir Ivanov und Dr. Torben Schulze zwei spielstarke Akteure zurückgeholt hatte. Als wir dann die Aufstellung des Gastgebers sahen, fehlten die Neuzugänge und Carsten durfte an Brett 1 relativ schnell den ersten Punkt für uns verbuchen, da auch Alexander Izrailev nicht antrat.
Spätestens danach waren wir in der klaren Favoritenrolle und das Ziel musste Auswärtssieg lauten. In diesem Sinne setzte Tammo seinen Gegner Vladimer Usachyi von Beginn an unter Druck und sicherte uns bald eine 2-0-Führung. Als Kiebitz sah dies relativ souverän aus, doch Tammo erkannte noch Verbesserungspotentiale in seiner Angriffsführung.

Julian nutzte danach die Gelegenheit, in einer spanischen Nebenvariante ins Remis abzuwickeln. Neuer Zwischenstand: 2,5-0,5. Es sollte die einzige Punkteteilung des Wettkampfs bleiben, da auch ich auf Gewinn spielen musste, obwohl mich der Anblick einer Büste Mahatma Gandhis kurz vor dem Spiellokal noch friedlich hätte stimmen können.
Zum einen saß mir der nominell schwächste Spieler der Hannoveraner gegenüber, was allerdings bei Nachwuchskräften nicht viel bedeuten muss, aber zum anderen hatte ich schon nach 10 Zügen einen deutlichen Stellungsvorteil erreicht, den zu verwandeln, mich viel Rechenzeit und Nerven kostete, aber letztlich in ein sehr schönes Finale mündete.

Nun stand es 3,5-0,5 und alles deutete tatsächlich auf einen Mannschaftssieg hin, doch nicht nur Carsten war angesichts der Zwischenstände an den übrigen Brettern sehr skeptisch.
Dass dies nicht unbegründet war, mussten zunächst unsere jungen Top-Scorer der letzten Saison erfahren. Thorben geriet schon nach der Eröffnung unter Druck, den sein erfahrener Kontrahent Dr. Dr. Roubik Adibekian kontinuierlich ausbaute. Nachspielink
Hannes dagegen hatte auf die Kraft seiner Zentrumsbauern gesetzt und dafür seine Randbauern am Damenflügel preisgegeben, was letztlich aber in ein Damenendspiel mündete, in dem der Hannoveraner Niels Piepho einen entfernten Freibauern besaß, der das Spiel entschied. Damit stand es nur noch 3,5-2,5.

Unser Debütant Christian – nochmals ein herzliches Willkommen – legte seine Eröffnung zunächst sehr defensiv an, verlor dann beim Übergang in eine offensivere Gangart leider einen Bauern, den er trotz aller taktischen Finessen und Finten nicht kompensieren konnte. Neuer Zwischenstand: 3,5-3,5.

Nun hing alles von Jörg ab. Kurz vor der ersten Zeitkontrolle wich Jörg einer Zugwiederholung und damit einer Punkteteilung aus, weil er glaubte, noch versteckte Ressourcen in der Stellung finden zu können. Materiell war die Stellung im Gleichgewicht, wobei die Meinungen auseinandergingen, ob der Springer des Gegners oder Jörgs Läufer die besseren Perspektiven bedeuteten. Jedenfalls setzte ein langes geduldiges Lavieren ein, in dem Jörg letztlich die Oberhand behielt und damit den schon fast nicht mehr für möglich gehaltenen Auswärtssieg sicherte. Heldenhaft Kampfgeist!

Nach einer solchen Dramatik beantwortet sich die Frage, warum man sonntagmorgens um 6 Uhr aufsteht, um von Duisburg nach Hannover zu fahren und erst um 23 Uhr wieder zu Hause zu sein, fast von selbst. Es macht einfach immer noch Spaß mit euch!

Happy End nach langem Bangen

 von Hannes Ewert

Am 21.10.2018 machten wir uns auf den Weg Richtung Hannover, da Hannover 96 uns als Gast erwartete. Als wir gegen 8:30 alle eingesammelt hatten, fuhren wir zügig los und waren schon kurz nach 10 Uhr am Spielort. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Hartmut, der als Fahrer des Bullis zur Verfügung stand und die Aufgabe souverän meisterte. Der Spielort war die HDI-Arena, sprich eine Lounge des Stadions. Rein vom Ambiente sollte Hannover 96 in der Bundesliga spielen, wirklich ein Hingucker, wenn es um Spielorte geht. Es ist schon ein Unterschied, ob man auf eine Straße sieht, wenn man aus dem Fenster guckt oder in ein Stadion, das circa. 40.000 Plätze hat. Nun aber zum Mannschaftskampf, den ich chronologisch wiedergeben werde.

Nach 30 Minuten stand es schon 0-1. Aber wieso? Carsten hatte an Brett 1 eine leichte Aufgabe und konnte mit seinem einzigen weißen Zug und 1:40 h auf der Uhr gewinnen! Spaß beiseite, der Gegner Alexander Izraelev ist nach meinem Kenntnisstand nicht im Spielareal erschienen und so entschied der Schiedsrichter logischerweise auf kampflos gewonnen.

Da wir mit einer starken Truppe nach Hannover gereist sind, hatten wir natürlich die Hoffnung, das Match irgendwie gewinnen zu können. Wir sind dabei aber davon ausgegangen, dass Hannover vorne mit Vladimir Ivanov und Torben Schulze spielt, was die Mannschaft deutlich verstärkt hätte. So spielte 96 aber nur mit sieben Mann und damit ersatzgeschwächt.

Es überschlugen sich die Ereignisse und auf einmal stand es 0.5-3.5 für uns. Ein Spieler, der neu in die Mannschaft gerückt ist, ist Tammo. Er legte nach meinem Empfinden eine Angriffspartie hin, die einfach im Stile eines begnadeten Angriffsspielers gespielt wurde. Der Gegner hatte keine Chance und wurde auf dem Königsflügel einfach überrollt. bzw. besser gesagt zerstört.

Dann kamen aber die Niederlagen. Erst gab Thorben auf, der nach der Eröffnung eine passive Stellung bekam. Er versuchte sich natürlich zu befreien, was einige Felderschwächen zur Folge hatte. Der Gegner hat dann relativ lange geknetet, bis er den vollen Punkt erreicht hat (Diagramm rechts). Somit stand es 1.5-3.5. Danach gab der Zeilenschreiber seine Partie auf, da ich ein Damenendspiel verteidigen musste, bei dem der Gegner einen entfernten Freibauern hatte. Nach der Eröffnung stand es ungefähr ausgeglichen, eventuell stand Schwarz sogar besser. Jedoch riskierte ich und öffnete die Stellung. Das hat Niels Piepho dann auch gut ausgenutzt und somit stand es 2.5-3.5.

Somit stand es 3.5-3.5. Jörg hatte keinen klaren Vorteil, vielleicht stand er sogar ein Ticken schlechter, da er in einer geschlossenen Stellung den Läufer hatte und nicht den Springer. Wie auch immer Jörg es geschafft hat, die Stellung zu öffnen und dann auch zu gewinnen: Er ist der Matchwinner, der uns nach den 3 Niederlagen noch zum Sieg geführt hat. Es sah lange Zeit gut aus, doch dann haben sich die Partien und der Spielverlauf komplett gedreht.

Jedenfalls können wir glücklich sein, dass wir 4.5 – 3.5 gewonnen haben. Hannover 96 hätte trotz sieben Mann und Ersatzspielern ein 4-4 verdient gehabt. Blöd für Hannover 96, gut für uns – wir haben die ersten beiden Mannschaftspunkte der Saison eingefahren und können mit Vorfreude in das nächste Spiel gegen Union Oldenburg gehen.

Nach dem glücklichen Sieg fuhren wir nach Hause und die Wege der Spieler der Ersten trennten sich. Der Zeilenschreiber plauderte dennoch noch mit einigen Spielern der Zweiten und Dritten beim Essen bei Poseidon über die Ereignisse und Partien, die am ersten Spieltag so passiert sind. Am 11.11.2018 geht es um 11 Uhr im Spiellokal Hellern gegen SK Union Oldenburg weiter! Kiebitze sind willkommen!

Fotos: © Happe 2018