Zu Beginn des Jahres spielte unsere Zweite ihr viertes Saisonspiel und zwar im 200 km entfernten Emden. Die Emdener spielen seit vielen Jahren quasi mit dem gleichen Stamm. Unser Kapitano musste im letzten Moment bereits zwei unerwartete Ausfälle ersetzen . Trotzdem gingen wir recht optimistisch in den Wettkampf. Ein Gastbeitrag von Ramin Kaberi.
Großer Kampf, viel Intensität auf beiden Seiten
Nun um 06:00 Uhr klingelte der Wecker – um 07:00 Uhr die Abfahrt und um 18:00 Uhr die Heimkehr, eine schöne Auswärtsfahrt an einem Sonntag nach Ostfriesland, trotz vieler Verkehrsbehinderungen.
Die Vorgabe von Mannschaftsführer Joachim Rein lautete: oben 50% und unten 87,5% punkten. Sowohl oben als auch unten fehlte uns ein einziger ersehnter halber Punkt. Es war insgesamt ein zähes Spiel. Natürlich wollten wir in Emden gewinnen, aber nach zwei Fehlern von Jürgen Grosser und dem Berichterstatter – dazu noch die souveräne Endspieltechnik von Dominik Suendorfs Gegner sollte es nicht mehr zum Sieg reichen. Solche Partien musst du konzentriert mit guter Überlegung Stellung für Stellung auf deine Seite ziehen. Das ist uns leider an zwei Brettern nicht gelungen. Dafür aber hatten wir Joachim, Franz und Harry mit exzellenter Schachleistung an Bord. Andre Böhmes und Michael Bennings Remise sicherten eine leistungsgerechte Punkteteilung.
Und nun zu den Brettern:
Brett 1: Kerker vs Suendorf 1:0
Dominik Suendorf spielte sehr konzentriert. Ihm fehlte halt die “Pointe“ – seinen Gegner von Anfang an zur Verluststellung zu bringen. Serviert wurde einfach so, dass sich die Stellung bis hin Mittelspiel auf Augenhöhe bewegte. Im Turmendspiel verlor Dominik einen Bauer. Damit blieben nur noch 4 bzw. 5 Bauern auf beiden Seiten übrig. Dominik hatte einen Freibauer auf der c-Linie entwickelt und SF Kerker auf der d-Linie. Der schwarze Monarch saß am größeren Hebel. Dementsprechend gewann Schwarz das Rennen um die Damenumwandlung, da er nach der Umwandlung auf d1, mit seiner Dame durch Schachgebot den weißen König auf die c-Linie zwingen und anschließend die Dame von c1 auf c8 einschlagen konnte.
Brett 2: Lehmann vs Kaberi 1:0
Da fährt man drei Stunden hin und zwei Stunden zurück,
um eine Figur in der Eröffnung einzustellen. Sehr bitter. Dennoch gab ich nicht auf und suchte über 53 Züge lang nach Möglichkeiten. Meine erste Hoffnung war der Freibauer auf der e4-Linie. Die Zweite war das Dauerschach. Die Dritte und viele weitere waren wie Fesselung, Gabelung, giftigen Bauer anzubieten, um später gleich zwei Bauer einzusammeln. Zu guter Letzt waren die forcierten Angriffe auf den weißen König. Leider blieb SF Lehmann Edwin nach 53 fehlerfrei. Die Engine hat für weiß nichts zu bemängeln und schätzt seine Schachgenauigkeit bei genau 97% als “Bird“ Meister ein. Drei Prozent Abzug bekommt Lehmann für seinen ersten Zug.
Das ist bereits der Vierte Gegner in Folge in der Verbandsliga, der gegen mich mit solch einer Präzision spielt.
Brett 3: Bartsch vs Benning ½
Hier war nicht viel los. Nach 15 Züge war die Stellung 0.0. Danach tauschte Michael seinen verteidigenden Läufer gegen einen Springer und erhielt einen Bauer mehr, geriet dafür aber unter Beschuss. Nach 22 endete die Partie durch dreifache Stellungswiederholung Remis.
Brett 4: Klinkenborg vs Rein 0:1
Unser Kapitano war mit seiner Entwicklung zu sehr beschäftigt. Nach der Eröffnung war seine Stellung ziemlich ausgeglichen. Im Mittelspiel öffnete sein Gegner die f-Linie und verlor dabei seine f2-Bauer. Mit einem Bauer mehr stand Joachim Rein theoretisch gesehen auf Gewinn. Dennoch fand SF Colgen immer wieder bessere Züge und konnte im Unterzahl sogar seine Stellung auf 0.0 auszugleichen. Doch Schwarz behielt die Nerven und gewann erneut einen Bauer. Mit zwei Bauern mehr + Läuferpaar inklusive Dame und Turm suchte Schwarz nur noch Mattstellungen und fand eine sehr souverän. Ziemlich beeindruckende Vorstellung!
Brett 5: Janssen vs Szobries 0:1
Eine der besten Partien lieferte Harald Szobries. Er stand mit Weiß von Anfang an besser. Sein Kontrahent konnte auf langer Sicht nicht mithalten. Im Endspiel T+L gegen T+L gewann Harry einen Bauern. Wenig später gab er den Bauern wieder ab. Dafür aber konnte er durch forcierten Angriff auf den weißfeldrigen König und weißfeldrigen Turm einen Trick mit weißfeldrigen Läufer aufbauen. Dieser Trick ging glücklicher Weise auf und konnte den gegnerischen Turm gewinnen. Es war ein sehr angenehmer Gegner.
Brett 6: Colgen vs Ernst 0:1
Franz Ernst stand mit den schwarzen Steinen bereits nach dem siebten Zug völlig auf Gewinn. Er kannte sich in der Theorie sehr gut aus. Er hielt seine Stellung jedoch immer wieder für sehr spannend. Spätestens im 13. Zug hätte Franz den Sack zu machen können. Er hatte Springer auf e4 und Läufer schräg dahinter auf f5 sein Kontrahent stand mit der Dame auf c2 und Turm f1 und bewegte Ta1-c1. Damit hätte Franz zu diesem Zeitpunkt die Qualität gewinnen können. Die Partie war weiterhin spannend, bis Franz in Verluststellung Trick 17 vorbereitete: Er hielt mit Turm d8 das Grundreihenmatt auf dem Feld d1 im Auge und durch Dame g5-h5 und anschließend baute Franz mit dem Läufer auf d6 zwei bis drei Mattdrohungen auf. Das Störfaktor war der weiße Läufer auf d4. Als dieser Franz‘s giftigen Bauer schlug ging der Trick dann auf. Sein Kontrahent konnte die Drohungen zwar mit f3 und h3 abwehren verlor dabei seinen ganzen Turm durch Ld6xTc7. Nach 24 Züge gab Dieter Colgen auf.
Brett 7: Müller vs Großer 1:0
Unser Jürgen erwischte einen schwarzen Tag. Im Mittelspiel versuchte Weiß in der 0.0 Stellung den Königsflügel zu öffnen, durch f3xe4. Dabei blieben nur noch die h- und g-Bauern für die Verteidigung übrig. Diese wurden durch den Springer, den Läufer, einen Turm und die Dame angegriffen. Da war offensichtlich, dass sein Gegner hier eine Leichtfigur opfern würde. Das hat unser Jürgen in schwieriger Situation übersehen. Er musste seine stärkste Figur + 2 Bauer gegen T+S opfern, um weiterspielen zu können. Doch SF Müller fand ab Zug 21 die besten Züge. Nach 35 reichte Weiß die Hand ein.
Brett 8: Elmer vs Böhme ½
Andre Böhme hat durch sein Unentschieden einen großen Beitrag zum Unentschieden geleistet. Wir waren schon kurz davor Brett 8 kampflos abzugeben.
Andre Böhme verteidigte sich Klassisch im Modern-System. Fast fehlerfrei. Stockfish zieht ihm nach 25 gespielten Züge nur 7% ab. Auch das ist eine sehr beeindruckende Vorstellung. Hut ab! Herzlichen Dank für deinen Einsatz.
Was sonst geschah:
Es hat wieder richtig Spaß gemacht mit dieser tollen Truppe zu spielen. Wir hatten richtig viel Spaß, an einem schönen Sonntag zusammen etwas zu besprechen und am Getränkeausschank zu genießen.
Die Speller und Kaponier Vechta übernehmen durch ihre jeweiligen Siege die Tabellenführung. Somit liegt der Aufstieg in die Landesliga in ihrer Hand. Mit dem Unentschieden in Emden haben wir vorerst den Abstiegsbereich verlassen. Für uns geht es am 04.02.2024 in Bad Essen weiter.
Danke Ramin für den Gastbeitrag.