In der letzten 8. Runde der Verbandsliga West trennten sich unsere Zweite und Fortuna Logabirum, benannt nach einem Stadtteil von Leer, mit 4-4. Die General-Mission, nämlich der Klassenerhalt, war schon längst gesichert. Daher wollten wir an diesem Sonntag unbedingt Zählbares gegen Vizemeister hervorbringen. Das ist uns gut gelungen. (Ein Gastbeitrag von Ramin Kaberi).
An einem Sonntag mit erfreulicher Wetterlage und typischem Fußballwetter ist es stets eine gute Option, vorher Schach zu spielen. Praktischerweise stand ein letzter Mannschaftskampf gegen die Fortuna aus Ostfriesland an. Wir erwarteten einen Kampf auf Augenhöhe und gingen daher ohne Motivationsprobleme an den Start.
Mann des Tages
Der Nobelpreis für den „Mann des Tages“ geht an den Mannschaftsführer Joachim Rein. Zuerst musste Joachim etwa 14 Std. vor Anpfiff durch eine krankheitsbedingte Absage das Brett 1 besetzen und bei diesem Fight sollte er gegen Logabirums Spitzenspieler Carsten zur Brügge remisieren, um unsere Matchziele zu erreichen. (Anm. d. Red.: Carsten war in den 1990er-Jahren unser Spitzenspieler und wurde mehrfach Vereinsmeister).
Nach etwa zwei Stunden erreichten wir überall akzeptable Stellungen. Lediglich bei Franz Ernst und Uwe Kuchemüller drohten jeweils die gegnerische Dame und ein Turm in ihre Königsstellung einzubrechen. So wurde der Matchplan dadurch erschwert, dass wir diese Partien an den Brettern 2 und 5 verloren. Dennoch gelang der Turn Around. Beim Stande von 3,5 zu 2,5 für Hellern blieben zwei Bretter noch offen: Brett 1 und 3. Ein halber Punkt musste also her. Nun zu den Brettern:
Brett 1: Rein – zur Brügge = ½ : ½
Unser Kapitano Joachim Rein ackerte, schrumpfte, fightete bis zum letzten Tropfen. Er stand in der Rubinstein-Variante (C 10) nach 14 Zügen vermutlich auf Verlust, setzte aber kämpferische Akzente und zeigte, dass ein Spiel erst dann verloren ist, wenn der Gegner Dauerschach nicht unterbinden kann. Eine sehenswürdige Partie zwischen zwei Menschen. Die Engine zeigte dann, wie kompliziert alles war.
Brett 2: Ernst – Aden, T = 0:1
Als Franz Ernst den gegnerischen Bauer b7 im 10. Zug schlug, war ich mir nicht sicher, ob dieser vergiftet war. In der Tat war es so. Stellung: -1,0. Doch dann entstand nach 12…Sf6 eine absolut 0.0-Stellung. Dann passierte ein Desaster: 13. Ld3.
Das war es dann wohl. Nach 6 Züge drohte Matt in #4. Sehr bitter für uns.
Brett 3: Szobries – Dr. Homann = 0:1
Bei Harry Szobries sah die Partie lange Zeit ausgeglichen aus, war aber mit Beginn der Zeitnotphase klar gewonnen. Mit 41…Dd5 setzte Harry mit All-In auf Sieg. Es war aber nicht nötig, da beim Stand von 4:3 für Hellern ein Remis zum Mannschafts-Sieg gereicht hätte. Wie bereits zuvor gewann 41…Lh3 und bombensicher das ruhige 41…Kg7, was lästige Schachs aus der Partie nimmt. Nach 42.Db2 De4 (statt 42…Lh3-+) war die Partie gleich und ging im Endspiel sogar verloren. Nach 43.Dxb6 gewinnt 43…Lh3 nicht. Auch das gespielte 43…Ld5 kann Weiß verteidigen. Siehe auch Nachspiellink.
Brett 4: Dr. Schütt – Aden Meino = 1:0
Wir haben uns über Dr. Norbert Schütts ersten Saison-Sieg sehr gefreut. Diesmal spielte Norbert authentisch und gut. Er war von Anfang an sehr konzentriert und griff die gegnerische Königsstellung energisch an. Als Belohnung bekam er dank eines Opfers und einer doppelten Springergabel die gegnerische Dame und drohte zugleich auch noch Matt. Vielen Dank, Nobi.
Brett 5: Kuchemüller – Aden Keno = 0:1
Uwe Kuchemüller spielte bis zum 28. Zug hervorragend. Obwohl Brösel mit Schwarz einen Bauern mehr hatte, stand Aden Keno leicht auf Vorteil. 29…Tc5 war ein Blunder. Ich persönlich sah in 29. Te1 die einzige Rettungsaktion, obwohl a- und b-Bauer womöglich verloren gehen. Danach muss man gegen den weißen Freibauern kämpfen. Brösel macht es aber kurz und schmerzlos, nämlich mit 29.Tc5 (s. Diagrammstellung). Zwei Züge später gab er dann auf. Wer möchte, kann es ausprobieren.
Brett 6: Kaberi R – Aden Dagmar = ½ : ½
Unser Kapitano fügte nach der Partie hinzu, dass er vor etwa 40 Jahren in der Landesliga sein Debüt feierte, und zwar gegen Dagmar Aden. Kurz vor Anpfiff wurde ich zudem noch von einem anderen Mitstreiter gewarnt, dass sie eine sehr unangenehme Gegnerin sei. Sie hatten alle Recht. Nach 38 Züge und eine Schachgenauigkeit von 95% zu 96% einigten wir uns auf ein gerechtes Remis.
Brett 7: Niendieker – Schweer = 1:0
Nach Norbert Schütts Sieg sicherte Stephan Niendieker den zweiten Punkt. Nach 26.Ta6 musste SF Paul Schweer sich geschlagen geben, weil er eine Figur eingestellt hatte. Somit holte Stephan in der Verbandsliga West 4 mögliche Punkte aus 4. Eine sehr starke Leistung. Herzlichen Dank.
Brett 8: Andre – Wirtjes = +:-
Ein Dankeschön an Wolfgang, der die zweite Mannschaft tatkräftig unterstützen wollte. Sein Gegner fiel krankheitsbedingt aus.
Nachspiellink
Was sonst geschah
SC Wilhelmshaven verliert „dahoam“ gegen Königsspringer Emden. Die SG Ammerland II gewann souverän mit 5,5 zu 2,5 bei Nordhorn Blanke III. Die Ammerländer dürfen die Meisterschaft feiern. Ob sie aufsteigen wollen bzw. dürfen, steht noch nicht fest. Von unserer Seite: Herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft!
Insgesamt war es ein schöne Saison 2022/2023. Nach den Partien folgten immer lange andauernde Analysen. Insbesondere einige spannende Stellungen wurden gerne vorgeführt und ausgiebig untersucht.
Wir hoffen auch in der nächsten Saison eine ähnlich starke Vorstellung bieten zu können. Die Gegner werden nicht einfacher. Falls wir uns verstärken können, würden wir gerne als Reserve des SV Hellern 1 zu den Aufstiegsaspiranten in der kommenden Saison 2023/2024 gehören.
Wir möchten hiermit an all unseren Gegnern für das Fair-Play herzlich bedanken. Wir hoffen, dass dieses Hobby uns allen richtig Spaß gemacht hat. Außerdem möchten wir uns ausdrücklich beim Niedersächsischen Schachverband und dessen Turnierleiter Stefan Ewert für die Organisation herzlich bedanken. Bis zur nächsten Saison….
Ihr/Euer Ramin Kaberi
Nachtrag d. Redaktion: die neuen DWZ-Zahlen liegen bereits vor. Die neue Rangliste des SV Hellern gibt es hier. FM Dr. Ingo Gronde erspielte übrigens eine Turnierleistung von 2647. Völliger Unsinn, tatsächlich dürfte er 40 schwächer sein. Nur am Rande: Es gab es ein kräftiges Stühlerücken in der Rangliste…
Fotos: © 2023 Hellern-Archiv