Die Pokalmannschaftsmeisterschaft 2022/23 der Spielgemeinschaft Bremen-Niedersachsen wurde in diesem Jahr erstmals zu einem Rundenturnier gebündelt und fand als konzentrierte Wochenendaktion in Verden statt. Um es vorweg zu nehmen: wir aus Hellern fanden es gelungen und weiterhin empfehlenswert. Ein Gastbeitrag von Hans-Jürgen Bade.
Ausrichtung, Technik und Support – super!
Der Präsident des niedersächsischen Schachverbandes Michael S. Langer konnte gut gelaunt 15 Mannschaften zum Turnier begrüßen. Das bestens eingespielte Schiedsrichterteam (Dirk Rütemann und Stefan Ewert) sorgte für einen reibungslosen Ablauf, während Helmut Schumacher im Hintergrund den technischen Support lieferte und die DGT-3000er online brachte. Last not least muss man auch die Unterkunft im ‚Niedersachsenhof‘ empfehlen.
Am Pokalabenteuer nahmen folgende Spieler in Meldereihenfolge teil:
Danke Jungs, es hat trotz des schachlichen Misserfolgs Spaß gemacht mit euch zu spielen.
Soweit ein wenig Vorspann, um nun zu unserer schachlich nicht so erquickenden Vorstellung zu kommen. Im Pre-Ranking wurden wir noch auf Platz 5 gehandelt, um letztlich auf dem 10. Platz einzulaufen. Das Ergebnis bietet noch viel Steigerungspotential.
Schwer zu erklären, woran es gelegen haben kann. Tatsächlich spielten wir alle unter Form. Die Endabrechnung in der DWZ-Bewertung unterstreicht dies deutlich und muss hier auch gar nicht aufgeführt werden.
Der Turnierauftakt mit einem soliden (aber bereits nicht überragenden) 3-1 gegen Eystrup täuschte noch. Auch die ‚knappe‘ 1-3 Niederlage in Runde 2 gegen den letztlichen Turniersieger aus Hameln ließ noch nichts ahnen. Bereits die Runde 3 verlief dann recht schonungslos. Es gab eine krachende 0-4 Klatsche gegen Isernhagen.
Mit der oberen Tabellenhälfte hatten wir ab jetzt nichts mehr zu tun. Auch das folgende 3-1 gegen Findorff in Runde 4 war keine Rehabilitation. Tatsächlich schrammten wir knapp an einem Punktverlust vorbei und hätten in Runde 5 pausieren dürfen. Dies blieb uns erspart, um im letzten Spiel gegen den SK Verden unseren Oberligastatus endgültig in die Tonne zu kloppen. Blaue Flecken gab es in Verden also reichlich.
Bemerkenswert erscheint mir am Rande noch die Möglichkeit in unserem Schachsport Generationen übergreifend zu agieren. Unser Spitzenmann Jörg Stock hatte am ersten Brett die seltene Gelegenheit sowohl gegen den jüngsten (12 Jahre) sowie den ältesten (87 Jahre) Turnierteilnehmer zu spielen. Es handelt sich um den Isernhagener Nikita Nechitaylo und den Verdener Hans-Jürgen Klages. In beiden Fällen waren es interessante und sehenswerte Partien.
Hans-J. Bade
Partien
Live übertragen wurden die Partien bei Chess.com. Das klappte über weite Strecken sehr gut. Nur in der letzten Runde fehlte bei uns mindestens eine vollständige Notation. Die Ergebnisse und Statistiken wurden bei Chess-Results.com veröffentlicht.
Da Chesss.com einen Partien-Download ermöglichte, können an dieser Stelle alle Partien unseres Teams veröffentlicht werden. Einige sind bemerkenswert. Den Schönheitspreis der Redaktion erhielt folgende Partie:
Auch die beiden von H.-J. Bade erwähnten Partien von Jörg Stock sind hochinteressant. Im Wettkampf gegen Isernhagen hatte es Jörg mit einem Schachtalent zu tun. Der 12-jährige Nikita Nechitaylo und sein Bruder Lev (9) flüchteten im März 2022 mit ihrer Mutter aus der Ukraine nach Deutschland. Ihr Haus in der Nähe von Kiev wurde durch den Krieg so stark beschädigt, dass es nicht mehr bewohnbar ist. Die Familie beschloss, die Ukraine zu verlassen, um die Kinder zu retten.
In Deutschland wurden Nikita und Lev schachlich sehr schnell integriert. Nikita wurde wenige Wochen später bei der DEM u12 in Willingen Elfter. Mit einer ELO von 1341. Im März 2023 gewann der junge Ukrainer die B-Gruppe bei den Deutschen Amateur-Meisterschaften (DSAM). In Verden trat er bereits mit einer ELO von 2150 an. Und zwar für die Schach Drachen Isernhagen, die in Verbandsliga Süd spielen.
Ein weiterer Kontrahent von Jörg besitzt ebenfalls eine spannende Backstory, die aber zum Glück nichts mit einem Krieg zu tun hat. Dem 18-jährigen Verdener Hans-Jürgen Klages gelang es 1955 bei den World U20-Preliminaries A in Antwerpen den späteren Weltmeister Boris Spassky zu schlagen. Mit Schwarz. Gegen Richter-Rauser. Gegen Jörg kam es ebenfalls zu einem Richter-Rauser – diesmal aber mit einem anderen Ausgang.
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Rundenergebnisse
Fotos: © Bade 2023, © Hellern-Archiv