Keine Klatsche, aber Leipziger Allerlei kam reichlich auf den Tisch. Gemüse ist an sich gesund, aber wenn Knallerbsen untergemischt werden, dann fliegt einem schon mal das Ganze vom Teller. Da half es wenig, dass wir den Aufstiegsfavoriten HSK Lister II an den beiden Spitzenbrettern bezwangen. An den anderen Brettern gab es leider zu viele Knallerbsen.
Vorhang auf! Das Spiel kann beginnen!
„Mann, eigentlich möchte ich aufgeben. Aber ich darf nicht“, stöhnte Tammo gegen 14.00 Uhr. Denn er verwaltete bereits eine Verluststellung, musste aber mindestens ein Remis holen. Die Gäste führten immerhin mit 3½-½. Obwohl noch nicht alle Partien vorliegen, darf man trotzdem festhalten: Das musste nicht sein…
Und tatsächlich waren die Partien von Jörg Stock und Holger Lehmann allesamt spielbar. Nun ja, dann gab es die Knallerbsen.
Jörg hatte trotz des eingesperrten Turms in einer scheinbar sehr beliebten Variante durchaus Gegenspiel. Mit 22…Db7 konnte er dies nachweisen: Die Dame deckt d7 und den Se7 und greift etwas an. Das nennt man Effizienz. Nach 22…Dh2 platzte die Erbse, denn Christian Polster spielte ungerührt 23.Td7! und nutzte die Fesselung des schwarzen Springers ziemlich brutal aus.
Der Turm-Spieler Sebastian Bleecke installierte einen Vorposten auf e4. Das ist gut, aber nach 15.Sf3 hätte Holger dank des Druck auf der schwarzen Diagonale optimistisch in die Zukunft blicken können. Der Textzug verlor nach 15…Dh4+ innerhalb weniger Züge. Die zweite Erbse war geplatzt.
Mit der Niederlage von Reinhold Happe und dem Remis von Dominik Suendorf fiel die Ausbeute in zwei Weißpartien recht mager aus, sodass die anderen vier Helleraner schon ein Wunder vollbringen mussten, um dem Tag etwas Zählbares hinzufügen zu können. Los geht’s.
Jahrhundertpartie?
Wenn dieser Begriff im Raum steht, denkt man sofort an Dr. Ingo Gronde. Der ganze Verein wartete auf die ELO-Auswertung der Januar-Partien, aber irgendjemand hatte die Partien nicht gemeldet und damit Ingos FM-Titel versemmelt. Was tun? Einfacher noch einmal gewinnen und das so lange, bis es die FIDE nicht mehr verhindern kann und Ingo endlich FIDE-Meister ist. Gesagt, getan: Ingo gewann die sechste Partie in Folge! In großem Stil!
Aber war es eine Jahrhundertpartie? Nein, auf keinen Fall! Ich habe von Kasparov schon Besseres gesehen. Und in puncto Endspiel setzt Carlsen ganz andere Duftmarken. Aber dann kommt schon Ingo …
Tobias Vöge kann man keine Vorwürfe machen. Die Partieanlage des FM war absolut seriös und nach dem Springerzug nach e4 konnte er mehr erwarten als ein Remis. Nach dem Qualleopfer dürften allerdings alle Kiebitze, die in diesem Moment zuschauten, wohl die Augen weit aufgerissen haben. Nach 21.Txe4 dxe4 22.Sg5 holte Weiß den Be6 ab und erreichte in der Folge ein Endspiel, das für Schwarz extrem schwer zu verteidigen war. Und für Weiß völlig risikofrei! Ich habe dank Siebesteiner-Datenbank herausgefunden, dass es zumindest einmal tatsächlich Remis war -aber wer hat schon alle Siebensteiner im Kopf?
Und so gewann Ingo eine Partie, an die man noch lange denken wird.
Unser erstes Brett musste gegen den 15-jährigen Johannes von Mettenheim hart arbeiten, Der Turmspieler ist laut ELO-Chart deutlich im Aufwind, hat bereits bei einer Jugend-WM u12 mitgespielt und wird irgendwann sicher auch in der Bundesliga auftauchen. Alex hatte alle Hände voll zu tun, um seinen zweiten Saisonsieg einzufahren. Leider liegt die Partie nicht vor und wird nachgereicht.
Den dritten Sieg in Folge hätte Martin Hart einfahren können – ja müssen. Seinen Gegner Moritz Gentemann kennen wir noch gut aus den Zeiten, als es die Schachfreunde Oesede noch gab. Auch später in der Oberliga kreuzten sich unsere Wege. Gentemanns Bilanz gegen Hellern: 4-2.
Locke konnte mit seinem Turmendspiel die Bilanz etwas korrigieren, er gegen stand zwischendurch auf +15, aber es war dann doch nicht so einfach, wie ich im Spielsaal glaubte. Am Ende war es dann trivial, den Punkt mit 51…Tb1 einzusacken. Trivial, weil „Locke“ zuvor härtere Aufgaben gelöst hatte. Aber in diesem Jahr sind unsere Turmendspiele klassen-, turnier- und spielstärkeübergreifend leider zu häufig Knallerbsen. Und dann durfte auch Tammo endlich aufgeben.
Vier Partien zum Nachspielen
Was sonst geschah
Delmenhorster SK – Hamelner SV = ½−7½ – das ist schon heftig für die stark ersatzgeschwächt angetretenen Gastgeber. Die zweite herbe Niederlage erlitt Aufsteiger Ricklingen mit 1½-6½ in Uelzen, das u.a. alle Partien an den Brettern 1-4 gewann. Oldenburg und Werder III teilten sich die Punkte. Spielfrei waren die Nachbarn aus Nordhorn.
Am 26.2. spielt Hellern 1 gegen den Delmenhorster SK.
Fotos: © Thal 2023