Bamberg-Open: Ups and Downs für Hellern

Fünf Runden sind beendet, zwei stehen noch aus. Die Zwischenbilanz ist gemischt. Zwei Vertreter der Hellern-Delegation sind nicht in Form, einer fightet um den Anschluss ans Mittelfeld und ein anderer ist in der Verfolgergruppe angekommen. Man muss es oft genug wiederholen: das A-Turnier ist eine sportliche Herausforderung. Auch für den einen oder anderen Titelträger, der im Mittelfeld gelandet ist. Zufrieden kann Jörg Stock sein. Glanzpartie in Runde 5!

A-Open Runden 4-5

Ungeschlagen ist nur Jörg Stock (+2 =3 -0). Auf Platz 29 der Start-/Rangliste gesetzt, ist er in der Tabelle auf Platz 26 angekommen. Und auch die ELO-Performance hat sich erholt (2151).
Ärgerlich – auch für ihn – war das Remis in Runde 4 gegen Tobias Brunner (SC Windischeschenbach, ELO 2050). Sein Gegner spielt in der bayerischen Regionalliga Nord-Ost und schreckte nicht davor zurück, mit Weiß eine als gewagt geltende Variante gegen Caro-Kann aufs Brett zu bringen. Doch so gewagt war der Aufbau nicht. Und so war die Partie ein schönes Beispiel dafür, dass die Eröffnungstheorie einer starken Engine hinterherhinkt, wenn die auf einem rattenschnellen Rechner in Suchtiefen von 40-50 Halbzügen vorstößt. Und diese Engine stellte fest: ganz klar Remis!
Das ist eine große Hilfe. Auch Großmeister im Prinzip spielen mittlerweile sehr häufig so wie die aktuelle Stockfish-Version. Sollte man sich mit der Engine vorbereiten und nicht mit alten Partien und noch weniger mit alten Partieanalysen? Die Profis tun es digital – es muss ja nicht gleich AlphaZero sein.
Die schachhistorische Darstellung einer Variante erscheint daher immer mehr als nostalgisches Überbleibsel einer analogen Zeit, obwohl die strategischen Kommentare von Großmeistern kaum zu ersetzen sind. Viele werden trotzdem der Engine die Rechenarbeit überlassen und darauf bauen, dass kommende Gegner hoffentlich das spielen werden, worauf man sich vorbereitet hat. Mir persönlich schmeckt das nicht, aber der Wandel hat sich bereits vollzogen.
Das gilt aber nur für Eröffnungsvorbereitung. Im Mittelspiel muss jeder wieder mit seinem eigenen Können auskommen. Und da hatte Jörgs Gegner zunehmend Probleme, auch als er im 10. Zug einen Schlüsselzug nicht entdeckte, der die Pointe des Aufbaus ist. Jörg hatte allerdings diese Stellung bereits auf dem Brett und dürfte entsprechend vorbereitet gewesen sein. So übernahm er langsam die Initiative und entkorkte im 26. Zug einen tollen „Dosenöffner“, aber nur vier Züge später unterlief ihm eine Ungenauigkeit. SF Brunner nutzte seine Chance und wickelte in ein ausgeglichenes Turmendspiel ab.

Alternativer Nachspiellink

In Runde 5 hatte es Jörg mit André Wilfert (1.FC Marktleuthen, ELO 2079) zu tun. Wilfert spielt in der oberfränkischen Regionalliga Nord-West und hatte bislang ca. 200 P unter seiner ELO performt. Nach einem frühen Fehler hatte er keine Chance mehr.

 

Alternativer Nachspiellink

Da Jörg in Runde 6 eine lösbare Aufgabe erwartet, könnte der Verbleib in der Verfolgergruppe gelingen. Vorne liegt ein Trio mit 4½ P (nach Feinwertung): 1. IM Pajeken, 2. GM Sanikidze und 3. GM Khenkin. Das Verfolgerfeld besteht aus 11 Spielern mit 4 P.

Und was macht die Hellern-Delegation?

  • Franz Ernst ist mit 1½ P (+1 =1 -3) auf Tabellenplatz 101, liegt mit seiner Performance aber über seiner TWZ. In Runde 6 wird er zum ersten Mal einen Gegner <2000 haben.
  • Joachim Rein ist mit ½ P und einer Performance von 1538 außer Tritt und leider Dritterletzter.
  • Andre Böhme ist mit 2½ P (+1 =3 -1) zwar bei 50%, aber Rang 61 und eine Performance von 1596 dürften ihm nicht gefallen.