Jugendliga: Hellern kämpft um den Klassenerhalt

Am 14. und 15. Mai fand in Rotenburg der Zentrale Spieltag der Jugendliga statt. Dass es auch im Jugendbetrieb nach zweieinhalb Jahren Corona massive Probleme gibt, zeigten die Absagen – nur die Hälfte der angesetzten Wettkämpfe konnte am Samstag stattfinden. Hellern war dabei, verlor aber und rutschte in die gefährdete Tabellenzone. Am Sonntag musste als also ein Sieg her.

Eine Entwicklung, die nachdenklich macht

Die gestern angesetzte Runde hielt zwei Enttäuschungen bereit – und zwar für die Sieger! So gewann der SV Osnabrück kampflos gegen die abstiegsgefährdete Reserve von Rochade Göttingen, die am Spieltag absagten. Der SV Lingen (Tabellenletzter) trat ebenfalls nicht an, sodass der Post SV Uelzen Dritter blieb, ohne dass eine Figur gezogen wurde. Ich bin sicher, die Kids hätten lieber gespielt.

Unser Team
V. l.n.r.: Manuel Kamps, Philipp Kleemann, Jakob Dittrich, Ben Dittrich, Felipe Santos, Juri Gernhardt. Quelle: Santos. 

Hellern verkaufte sich angesichts der totalen Dominanz des Tabellenzweiten SG Hildesheim-Göttingen (teilweile 500-600 Unterschied bei den DWZ-Zahlen) sehr respektabel, zumal Philipp Kleemann am Spitzenbrett gegen André Schano (1811) gewinnen konnte.

Der Wettkampf gegen Hildesheim. Quelle: Santos
Paarungen und Tabelle nach Runde 6
Quelle: Niedersächsische Schachjugend
Quelle: Niedersächsische Schachjugend
Der zweite Wettkampftag

Am Sonntag hätten die beiden Absager gegeneinander antreten müssen. Sie taten es nicht, Rochade Göttingen 2 erhielt kampflos die Punkte und rückte in der Tabelle auf. Immerhin konnten drei Wettkämpfe ausgetragen werden. Für die von Jugendwart Joe Santos betreute Hellern-Jugend sollte aber ein Sieg gegen Rochade Braunschweig her, auch weil das Restprogramm nicht von schlechten Eltern ist. Schmerzlich vermisst wurde aber Jonas Gernhardt, der in Delmenhorst in der Ersten aushelfen musste.

Santos-Stein: 20.d5!

Allerdings präsentierten die Braunschweiger trotz einiger Ausfälle ein Team, das an fünf von sechs Brettern unseren Kids deutlich, aber nicht entmutigend, überlegen war. Entsprechend spannend ging es zu, nachdem Felipe an Brett 2 gewinnen konnte. Felipe glänzte gegen die Caro-Kann-Verteidigung taktisch. Sein klassischer Ausheber auf d5 war lehrbuchreif. Leider verlor fast zeitgleich Juri Gernhardt gegen den positionell sehr starken Linus Freise, der auch taktisch sehr stark agierte.

Am Sonntag dann gegen Braunschweig. Quelle: Santos.

Philipp Kleemann konnte auch am zweiten Wettkampftag nicht geschlagen werden. Er verteidigte gegen Jonas Bangert aufopfernd eine bereits im 5. Zug verlorene Stellung. Bemerkenswert: Philipps Verlustzug ist der mit Abstand am häufigsten gespielte Zug.

Bangert-Kleemann nach 39 Kf3?

Zum Glück konnte sein Gegner den Vorteil nicht lange halten. Dramatisch wurde es, als der Braunschweiger die Partie 2x einstellte, zuletzt, als er ein gewonnenes Damenendspiel in ein Bauernendspiel verwandelte (völlig remislich) und dies wenig später sogar verzockte. Leider fand Philipp am Brett nicht die Lösung. Nach 39. Kf3 (Verlustzug) mussten mit 39…f5! die Bauern zersplittert werden, die sich nun nicht mehr beim Vormarsch unterstützen können. Nach 39…h5 40.Kg3 f5 war es Remis, da Weiß die Bauernstruktur mit 41.f3 verteidigt.

Die Niederlage von Ben Dittrich gegen Ferdinand Lau ging in Ordnung, da Ben dem Gegner das Zentrum überließ. Der Braunschweiger war positionell stark genug, um diesen Vorteil rasch in eine Gewinnstellung zu verwandeln. Und die spielte er technisch weitgehend sauber runter.
Es stand also 2½-1½, was in einem Match an sechs Brettern nur noch durch ein Wunder zu retten ist. Die sind aber selten und der bislang glücklose Manuel Kamps verlor seine Partie gegen Furkan Ay, der einen aus schwarzer Sicht vermeidbaren Bauerngewinn in einen vollen Punkt verwandeln konnte.
Ergebniskosmetik hätte danach nur Jakob Dittrich gegen Anton Jüttner liefern liefern können. Aber Jakob fand in einem haushoch gewonnenen Turmendspiel nicht den Gewinnplan. Wie es ausging? Keine Ahnung. Das Live-Board vermeldete eine Niederlage von Jakob, die quasi-offizielle Ergebnismeldung wenigstens ein Remis.
Unter Nutzung aller Chancen wäre ein 3-3 möglich gewesen, aber dazu wären bessere Endspielkenntnisse nötig gewesen, was aber in dieser Altersklasse nicht zu erwarten ist. So ging die Zentrale Runde nicht gut aus. Positiv waren aber einige herausragende Einzelleistungen, die Hoffnung machen.

Anm.: oben in der Liste scrollen, um alle Partien anwählen zu können.

Alternativer Nachspiellink

 

Quelle: Niedersächsische Schachjugend
Quelle: Niedersächsische Schachjugend

Fotos: © 2022 Joe Santos