DSOL: Abgestürzt

Wenn man in der Start-/Rangliste einen schlechten Platz belegt (exakt formuliert: den letzten) und dann Vierter wird, hat man nicht viel falsch gemacht. Wenn man dann aber im Kampf um den 2. Platz ohne eigene Versäumnisse den Kürzeren zieht, dann weiß man nicht, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. In unserem Fall wurde die Tabelle kräftig durcheinandergewirbelt, weil ausgerechnet der an 1 gesetzte SK Zehlendorf mitten im Wettbewerb sein Team zurückzog. Eine zerknirschte Nachlese.

Lesen ist hilfreich…

…zum Beispiel bei einer Tabelle. Wer oben steht, hat sich dies verdient. Wer hinten landet, konnte es nicht besser. In der 1. Liga der DSOL (Gruppe C) braucht man allerdings eine Bedienungsanleitung. Und die sieht so aus:

Quelle: Deutscher Schachbund

Letzter wurde nach dem Rückzug der Topfavorit Zehlendorf, dem alle Punkte abgezogen wurden. Wer nun in der Tabelle ein blauen Eintrag bekam, hat die Punkte kampflos ergattert. Wer dagegen die Farbe Ocker erwischt hat, der hatte zuvor gegen Zehlendorf gespielt, aber keinewegs immer gewonnen. Hellern schlug die Berliner mit 2½-1½, Ludwigshafen hatte 1-3 verloren. Da war schon mal ein Platz futsch.

Der SV Hemer, den wir glatt mit 4-0 besiegt hatten, katapultierte sich dank der geschenkten Punkte auf Platz 2. Dem Team ist nichts vorzuwerfen, so sind die Regularien. Und auch die Akteure aus Kaiserslautern, denen wir gewiss nicht ganz unverdient unterlagen, hätte sicher kein leichtes Leben mit Zehlendorf gehabt. Aber die Lauterner haben keinen einzigen Wettkampf verloren. Man darf ihnen ohne Vorbehalt gratulieren.

Erst hatten wir kein Glück, …

Lambert – Happe nach 42.Ld2 Kc5?

…dann kam auch noch Pech hinzu. Im abschließenden Kampf gegen Ludwigshafen hatten wir unser Schicksal selbst in der Hand. Denn dank der ausreichend getankten Brettpunkte hätte uns ein Sieg gereicht, um Zweiter zu werden. Dramatischer formuliert: ein Remis – und wir wären ganz oben gelandet. Mannschaftsführer Reinhold Happe bekam eine solche Offerte im frühen Wettkampfstadium, lehnte nach Prüfung der Stellungen und Rücksprache aber ab – um dann eine Stellung zu verlieren, die so totremislich war, dass bereits die Leichenstarre eingesetzt hatte.


Ich überlasse es dem Leser herauszufinden, was nach 42…Kc5 geschah. Wer’s nicht findet, hat kein Recht, den Schwarzspieler zu kritisieren. Shit happens, wie Forrest Gump zu sagen pflegte.

Fazit: Das Lamentieren über die Tabellenverschiebungen, die in ähnlicher Form auch die Fußballfans des VFL Osnabrück in der Dritte Liga heimsuchten, ist überflüssig. Wir hatten es selbst in der Hand. Trotzdem ist und bleibt der Ausstieg der Zehlendorfer aus einem laufenden Turnier ärgerlich, zumal es auch ein unsportliches Verhalten darstellt, das um jeden Preis zu vermeiden ist. Gequälte Mannschaftsführer, die immer wieder mühsam ihre Aktiven rekrutieren müssen, sehen dies gewiss anders.

Apropos Aktive. Die Einzelergebnisse unserer Spieler sind erhellend, die Hintergründe noch mehr.

Quelle: Deutscher Schachbund

Den Vogel schoß Holger Lehmann ab, der in diesem Zeitformat demnächst einen Waffenschein besitzen muss, um weiterhin mitspielen zu dürfen. Wie Tammo Lewin war er immer dabei. Und gegen Ludwigshafen lag er eigentlich auf dem Krankenlager – morbum quem quisque habeat. Aber er ließ die Jungs nicht im Stich. Gute Genesung!
Bei Jörg Stock fehlen mir die Worte. Er erzielte 100%, spielte aber nicht immer. Leider, denn wenn man sich seine Partien anschaut, hat man das untrügerische Gefühl: Da spielt ein IM! Gegen Ludwigshafen stand er durchgehend besser und häufig klar auf Gewinn, obwohl die Optik der Stellung etwas anderes signaliserte. Dies machte die Einschätzung für Reinhold so schwer, als dieser über das Remisangebot nachdenken musste.

Schwieriger Wettkampf

Quelle: Deutscher Schachbund

Jörg trat gegen den 1. Vors. der Pfälzer an und spielte eine Partie, die Andreas Lambert in seinem Wettkampfbericht als „Modellpartie im Abtauschspanier“ bewertete. Das bringt es auf den Punkt.
Holger Lehmann nutzte indes den ersten Fehler seiner Gegners, der vor ca. 20 Jahren noch eine FIDE-ELO von 2360 hatte, um einen tödlichen Angriff einzuleiten. Danach zog das Endspiel das geschehen noch in die Länge, aber am Ausgang der Partie gab es keinen Zweifel.
Reinhold, der gewiss nicht auf dem üblichen Niveau performte, muss damit leben, dass die o.a Diagrammstellung natürlich auch auf der Website der Ludwigshafener zu sehen ist.
Und Tammo? Der war absolut chancenlos und hatte bereits in der Eröffnung Riesenprobleme mit dem Königsinder seines Gegners. Der spielte dann über weite Strecken auf dem technischen Level eines Super-GM und hätte in dieser Form auch Magnus Carlsen das Leben zur Hölle gemacht. Im Online-Schach kommen da unschöne Gedanken ins Spiel, aber Tammos Gegner ist International Arbiter (Internationaler Schiedsrichter) und zudem als Generalsekratär des Kosovo Mitglied des FIDE Directory.

ChessBase hat den Komfort erhöht: Wer auf den rechten blauen Pfeil klickt, kommt ins Partieauswahlmenü. Ein Klick auf den linken Pfeil führt zu einer Engine-Analyse der aktuellen Stellung.

Alternativer Nachspiellink

…und Hellern 2?

Die gingen in der 3. Liga (Gruppe A) unter und belegten den letzten Platz.

Quelle: Deustcher Schachbund

Es war ein schwieriges Turnier für MF Patrick Meyjohann, der um jeden Spieler kämpfen musste. Zehn Einsätze von Ersatzspielern standen 18 Einsätze von Stammspielern gegenüber. Einige Akteure verloren zudem jede Partie. Über dem Schnitt lagen nur Wolfgang Andre und Jürgen Grosser. Dominik Suendorf konnte nur 1x spielen, gewann allerdings. Ein Wettkampf musste kampflos abgegeben werden und als Highlight konnte nur ein 2-2 gegen den späteren Klassenprimus Porz III präsentiert werden. Und der Sieg gegen den Vorletzten Bremerhaven. Mehr…