7. Runde DSOL: Verdienter Sieg gegen die SF aus Heidesheim

Nach kurzer 5-tägiger Pause war es wieder so weit: Hellern 1 musste wieder in der DSOL ran. Doch dieser Mannschaftskampf war besonders, er war nämlich der letzte in der aktuell laufenden Saison. Da die Helleraner in den vergangenen 3 Mannschaftskämpfen keine Punkte mehr holen konnten, war ein erfolgreicher Abschluss der Saison umso wichtiger. Doch welchen Platz belegten die Helleraner am Ende?

Die 6. Runde der DSOL fand erst letzten Mittwoch statt und schon ging es weiter! Wir durften die Schachfreunde aus Heidesheim „empfangen“. Angeführt von den jungen deutschen Top-Spielern Johannes Carow und Thore Perske dachte man vor dem Start der Saison, dass diese Mannschaft auch oben in der 1. Liga mitspielen könnte. Doch die Realität sah anders aus. Vor dem Gastauftritt der Heidesheimer standen diese auf Tabellenplatz 6 von 8, einen Platz hinter den Helleranern. Nun zum Wettkampf:

Die Heidesheimer konnten „nur“ ihren Topspieler Thore Perske aufbieten, danach hatten immer die Helleraner einen kleinen DWZ-Vorteil.

Während die Gastgeber kompakter aufgestellt hatten, befanden sich auf der Gästeseite rein nominell größere Abstände zwischen den einzelnen Spielern, vor allem zwischen Brett 1 und 2. Das ist aber zweitrangig, da auch scheinbare „Schwächere“ immer eine Chance haben.  Ein Beispiel:

Schachfreund Wielebinski hat soeben gegen die deutsche Nummer 1 Alexander Donchenko mit Schwarz gewonnen.

An Brett 1 hatte ich es mit dem schon erwähnten IM Thore Perske zu tun, der 2014 die deutsche Meiterschaft der U14 gewinnen konnte. Als Bundesligaspieler durfte er von 2017-2019 für den SV 1920 Hofheim „Minuten“ in der höchsten deutschen Schachliga sammeln.

Brett 1: Aus einer Spanischen Eröffnung entwickelte sich eine eher untypische Bauernstruktur mit einem weißen Doppelbauern auf der b-Linie + rückständigem Bauern d3. Ich konnte als Schwarzer meine Stellung weitestgehend verbessern und fühlte mich dementsprechend auch recht wohl. SF Perske hielt seinen Laden zunächst einmal zusammen, da er die Schwächen verteidigen musste. Ich nutzte die Chance und zog mit meiner Dame in die weiße Stellung, da ich 2 Bauern angreifen konnte und mir nicht ersichtlich war, wie Weiß einen dieser Bauern behalten kann. Die Einschätzung war richtig, SF Perske rechtfertigte den Bauernverlust mit der Kompensation für den verlorenen Bauern + den schwachen Feldern, die nun deutlich besser zugänglich waren. Ich hatte mal wieder einen Denkfehler und deckte den Bauern von der falschen Seite und stellte ihn direkt wieder ein…

Brett 1: Hannes Ewert

Nichtsdestotrotz stabilisierte ich meine Stellung und öffnete sie im geeigneten Moment. Mit wenig Zeit auf der Uhr wurde ein möglicher Angriff auf den weißen König immer attraktiver, also rechnete ich viel daran. Der Heidesheimer konnte mich aber des Besseren belehren und konterte mich mit einem schönen taktischen Schlag im Zentrum aus. Damit verlor ich die Deckung meiner Figuren + Koordination, was zum totalen Verlust der Stellung führte. Schade, da war definitiv mehr drin!

An Brett 2 ging es richtig flott los. Nach wenigen Minuten stand schon eine KIA-Stellung (Königsindischer-Angriff) auf dem Brett. Ob das theoretisch alles so richtig war, kann ich nicht beurteilen. Es ist aber schön als Zuschauer anzusehen, wenn sich 2 Gegner (Böttcher – Förster) an unterschiedlichen Flügeln angreifen. Gerade für KIA ist das ja typisch. Die Bauernstruktur am Königs- und Damenflügel wurden festgelegt und dann ging es darum, wer seine Figuren am schnellsten auf die besten Felder bringt.

Brett 2: Christian Böttcher

Christian schaffte es die richtigen Figuren zu tauschen und erwirtschaftete sich beim Abtausch einen Mehrbauern. Nach einem weiteren Abtausch der Damen wurde aus dem normalen Mehrbauern ein Rand-Mehrbauer. Mit starker und genauer Technik drohte Christian immer wieder mit einer Turm-Verdopplung in die gegnerische Königsstellung einzudringen. Dazu hatte Christian noch den Freibauern, den er dann loslaufen ließ. Irgendwann war es dann soweit und es wurde zu viel für den Schwarzspieler. Er gab auf und Christian neutralisierte den Punktgewinn der Heidesheimer an Brett 1.

Brett 3: Reinhold Happe

An Brett 3 spielte Reinhold gegen SF Klein eine Maróczy-artige Struktur und interpretierte diese m.M.n. zurecht aggressiv. Der Schwarzspieler konnte aber mit interessanten Figurenmanövern und drohendem Zerfall der Bauernstruktur von Reinhold immer für Gefahr sorgen. Dann war es soweit. Der Gegner nutzte einen unaufmerksamen Moment und öffnete das Zentrum. Nach vermeintlichem Schließen, opferte SF Klein sehr stark eine Figur und stand danach klar auf Gewinn. Reinhold kämpfte trotz Mehrfigur um den Anschluss in der Partie. Das einzige Ziel als Spieler mit Mehrmaterial ist…? Abtauschen! Je weniger Figuren der Gegner zum Angreifen hat, desto ungefährlicher wird dieser. SF Klein platzierte seinen angreifenden Turm und seine Dame, die noch relativ weit weg vom Geschehen war, eher ungünstig. Zack, Abzugsschach und die schwarze Dame war futsch. Nun wurde aus der Gewinnstellung für Schwarz eine Gewinnstellung für Weiß. Nach guter Technik heimste Reinhold den Punkt für Helleraner ein. Zugegebenermaßen glücklich, wenn man sich den Verlauf der Partie anschaut… Egal, Punkt ist Punkt! Führung für die Helleraner.

Brett 4: Tammo Lewin

Tammo spielte an Brett 4 gegen SF Hettergott eine starke Partie. Zunächst entwickelte sich eine Italienische Stellung, die in Fachkreisen auch Baby-Italienisch genannt wird. Der Weißspieler tauschte seine aktiven Figuren, bevor alle Figuren überhaupt erst entwickelt waren. Das rächte sich, da Tammo im richtigen Moment mit einem untypischen Doppelangriff auf Läufer und Bauer einen Bauern gewann. Wie eben schon angedeutet: Wenn man was mehr hat, tauscht man ab (am besten klug :D). Diesen Leitspruch oder sowas in der Art kannte Tammo und er wickelte in ein Turmendspiel mit Mehrbauer ab. Die Technik in Turmendspielen zu beherrschen ist nicht gerade einfach, Tammo hat aber das Gegenteil bewiesen. Nach ständiger Verbesserung der Stellung opferte er einen Bauern zurück, um zu den schwächsten Bauern zu gelangen. Diese Stellung war nicht mehr haltbar. Weiß versuchte noch ein wenig zu verwirren. Tammo ließ aber nichts anbrennen und holte souverän den Sieg nach Hause. Somit gewann auch Tammo seine Partie und der Endstand des Wettkampfs lautet (auch durch Glück bedingt) „SV Hellern – SF Heidesheim 3:1“.

Wie immer gibt es die Partien zum Nachspielen:

Auch der letzte Mannschaftskampf war nochmal sehr umkämpft. Die Stärke der 1.Liga zeigt sich durch die Teilnahme mehrerer internationaler und auch deutscher Großmeister / Internationaler Meister. Am Ende steht für die Helleraner ein absolut akzeptabler 5. Tabellenplatz. Zwar steigt noch das Spitzenspiel zwischen Leipzig und Bremen, aber dies wird keinen Einfluss mehr auf unseren Tabellenplatz haben.

Die Einzelstatistik der Spieler, die für die 1. Mannschaft gespielt haben:

Die „Vielspieler“ waren Reinhold Happe (alle 7 Einsätze) und Hannes Ewert (6 Einsätze). Den besten Score hat Jörg Stock mit 100%, bei einer gespielten Partie. Darauffolgend kommen Tammo Lewin, Reinhold Happe, Christian Böttcher und Hannes Ewert, die über oder genau  50 % gescoret haben.

Ein großer Dank geht an dieser Stelle an den Deutschen Schachbund heraus, der die Möglichkeit ins Leben gerufen hat, in diesen schweren Zeiten einen attraktiven Wettbewerb (mithilfe von ChessBase) auf die Beine zu stellen. Die Anzahl der gemeldeten Mannschaften und der Spieler spricht für sich. Es kann gespannt darauf geschaut werden, wie viele Spieler nächstes Jahr wieder mitspielen!

Danke für die Aufmerksamkeit und das Kiebitzen

Hannes