Ein Kraftakt in Liga 1 – Unentschieden gegen den Hamburger SK 2

Der SV Hellern 1 bleibt weiterhin ungeschlagen! Vor wenigen Tagen hatte die 2.Mannschaft ihr 2. Saisonspiel, nun folgte das Spiel der 1.Mannschaft. Gegen die Zweitvertretung der Hamburger spielten wir am Mittwoch, den 03.02.2021 um 19:30 Uhr. Dass eine Zweitvertretung in der 1. Liga (Gruppe B) spielt, kommt auch nicht oft vor, das zeigt aber die Stärke der Hamburger.

Der Hamburger SK verlor in der ersten Runde mit 0-4 gegen den absoluten Favoriten SV Werder Bremen. Das sollte man aber nicht zu sehr an die große Glocke hängen, da Werder u.a. mit GM Edouard Romain und GM Vlastismil Babula spielte. Den Hamburger SK 2 zeichnet eine vor allem hohe Breite an starken Spielern aus, das macht sie schwer zu bespielen.

Nun aber zum Wettkampf: Nach einem kurzfristigen Ausfall von Jörg Stock konnte Reinhold Happe noch einspringen. An dieser Stelle Danke nochmal an dich, Reinhold!

Wenn man die Wertungszahlen vergleicht, hatte kein Brett wirklich einen großen Vorteil, es bahnte sich also ein extrem spannender Wettkampf auf hohem Niveau an. So kam es auch.

Brett 2: Christian Böttcher

Als ich mir Christians Partie anschaute, sah ich eine vor allem positionell schwierige Stellung. Der weiße Aufbau richtete sich gegen das rückständige Bauernduo d6/e5, was der Weiße völlig richtig mit den Figuren einschränkte. Die Blockadefelder d5 und e4 waren in festen Händen für Weiß, Christian musste sich etwas einfallen lassen und versuchte am Königsflügel die Stellung aufzulockern, damit er das notwendige Gegenspiel erhält. Denn, wer mag es schon, 60 Züge lang positionell geknetet zu werden? Also sucht man natürlich die Flucht nach vorne. Der Weißspieler ließ aber nichts anbrennen und verhinderte jegliche Ideen von Christian im Nu. Irgendwann war es dann soweit, Schachfreund Stanke öffnete die Stellung im richtigen Moment und die schwarzen Figuren waren überlastet. Nach einer starken Zugfolge und einem Bauerngewinn entstand das Endspiel L+4 Bauern gegen S+3 Bauern, was der Weißspieler souverän in einen vollen Punkt verwandelte.

Brett 4: Tammo Lewin

Für Tammos Partie habe ich gar nicht so viele Worte, ich war verblüfft. Ich hatte das Gefühl, dass Tammo als Weißspieler in einer Maroczy (sprich: Marotschi) – Stellung überspielt wird, da er die Einbruchsfelder nicht kontrollieren konnte. Doch dann tauschten sich viele Figuren und es blieben nur T+L gegen T+L plus 6-7 Bauern auf dem Brett. Tammo lief mit seinem König los und erarbeitete sich Freibauern, eine tödliche Kombination. Der Schwarzspieler aber hatte auch einige freilaufende Bauern, Tammo musste aufmerksam sein. Im weiteren Verlauf schaffte es Tammo den Freibauern durchzubringen und der Gegner opferte seinen Turm. Nach sehr guter technischer Umsetzung gewann Tammo wenig später überzeugend die Partie. Er glich somit nach dem Rückstand schnell aus und es stand 1-1. Das gibt den Teamkollegen natürlich ein gutes Gefühl. Reinhold stand eher suboptimal, ich hatte aber Hoffnungen, dass ich meinen Gegner ein wenig kneten kann.

Brett 1: Hannes Ewert

In meiner Partie erwischte ich mit Björn Bente einen gut vorbereitenden Gegner, der aus einer scheinbar eher defensiven Stellung eine Angriffsstellung zaubern wollte. Im richtigen Moment konnte ich die Damen abtauschen und stand daraufhin positionell deutlich besser. Aber wieso? Das Prinzip der 2 Schwächen kam zum Tragen. Ich hatte auf dem Damenflügel schon 2 Isolanis (vereinzelte Bauern) erzeugen können, dazu hatte ich einen starken Vorposten auf c5. Da die Schwächen aber alle auf einem Flügel waren, wollte ich auf dem Königsflügel noch eine weitere Schwäche erzeugen, damit die Stellung immer schwieriger für Schwarz wird. Ich hatte nach Verbesserung des Springers, der Königs-Aktivierung und der Freibauer-Bildung ein gutes Gefühl und war mir sicher, dass die Schwächen der schwarzen Stellung + der Freibauer den Sieg bedeuten müssten. So kam es, dass der Schwarzspieler seine Figur gegen den Freibauern opferte und alles darauf setzte meine schwachen Bauern am Königsflügel zu stibitzen, damit es ein Remis wird. Nach meiner Berechnung war das Endspiel gewonnen, da ich genau im richtigen Moment ein Gegen-Springeropfer starten würde und dann ein Endspiel mit frei-durchlaufendem Bauer haben würde. Falsch gedacht. Seht selbst, die Idee könnte m.E. auch studienartig sein.

Mein Gegner fand die Idee zum Glück nicht und gab kurze Zeit später auf. So erhöhte ich auf 2-1 für den SV Hellern, das bedeutete schon mal mindestens einen Mannschaftspunkt, was in Anbetracht der zwischenzeitlichen Stellungen völlig in Ordnung ist. Dann spielte nur noch Reinhold…

Brett 3: Reinhold Happe

Reinhold erwischte einen m.E. gut vorbereiteten Gegner, der in einer spanischen Struktur die richtigen Pläne aufzeigte und Reinhold im Klammergriff hatte. Nach einer starken Zugfolge gewann SF Fehling einen Zentrumsbauern und stand besser. Weiß hatte den wichtigen weißfeldrigen Läufer, Reinhold aber nicht mehr. Schachfreund Fehling bildete sich einen Freibauern und unterstützte diesen mit einer Doppelturmdeckung  auf der 7.Reihe, was dann doch schon unangenehm ist. Dadurch, dass Reinhold sehr eingeengt war, auch durch den Freibauern, konnte Fehling stetig seine Stellung verbessern und heimste einen weiteren Bauern ein. Nach Abtausch der Türme entstand ein Endspiel mit Läufer + 5 Bauern  gegen Springer und 4 Bauern. Das Problem war, dass Reinholds Bauern Isolanis und deshalb schwer zu decken waren. Weiß sammelte zwei weitere Bauern ein und ließ dazu einen zur Dame durchlaufen. Reinhold gab auf und Prof. Michael Fehling neutralisierte den Rückstand. Somit ist das Endergebnis ein dennoch zufriedenstellendes 2-2.

Die Partien können wie gewohnt nachgespielt werden:

Das ist der Stand nach Runde 2: Der SV Werder Bremen behauptet sich an der Spitze der 1. Liga, dahinter folgt überraschend die SG Leipzig, die rein zahlentechnisch als Vorletzter gesetzt war. Auffällig ist zudem, dass die SVG Plettenberg als Zweitgesetzer momentan punktlos am Ende der Tabelle steht. Es wird sich natürlich noch einiges verändern, aber wir sind Stand jetzt mit Platz 3 zufrieden. Mal gucken, wie es weitergeht…

Das 2-2 gegen den Hamburger SK 2 hat gezeigt, dass wir definitiv in der 1. Liga angekommen sind und mithalten können. Hoffentlich geht es so weiter, eine „Ungeschlagen-Serie“ wäre doch was…

Heute um 19:30 Uhr geht es schon wieder weiter. Die 1. Mannschaft spielt gegen Zitadelle Spandau, die vor allem in der Breite sehr gut aufgestellt ist. Unter folgenden Link kann  (für Zuschauer) gekiebitzt werden: SV Hellern 1 – Zitadelle Spandau

Am 12.02.2021, Freitag, um 19:30 Uhr spielt die 2. Mannschaft gegen die Schachfreunde aus Moers. Am Spieltag kann unter diesem Link unter „für Zuschauer“ gekiebitzt werden: SV Hellern 2 – SF Moers

Bis dahin!

Hannes