Vierte: Knapper Sieg gegen Bentheim/Nordhorn

Am Samstag standen zeitgleich die Heimspiele der Vierten gegen Bentheim/Nordhorn und der Sechsten gegen Fürstenau 2 an. Die weit größere Spannung versprach dabei das Spiel der Sechsten, ging es doch um die Tabellenführung. Aber darüber wird Norbert Sobotta berichten. Hier geht es um einen Erfolg der Vierten, der – zugegeben mittelalterlich – als „mit Hängen und Würgen“ zustandegekommen bezeichnet werden könnte. Ein erschöpfter Mannschaftsführer berichtet.

Die Vorzeichen des Wettkampf waren sehr gut, denn wir spielten mit dreimal Santos: Felipe, Leonardo und Joe waren mit dabei und hatten sich jeder einen Punkt vorgenommen. „Eine Garantie für ein 4:4“, bemerkte Christian Buddecke vor dem Wettkampf. Christian machte die Acht voll, denn es waren sonst alle da – neben mir (Robert Gillenkirch) an Brett 1 auch Jens Gausmann an Brett 2, Martin Rothe an 3 und Stefan Ewert an 5.

Einzelergebnisse. Quelle: nsv-online.de

Es begann auch sehr gut. Christian hatte zumindest optisch eine sehr schöne Druckstellung. Sein Läufer auf a3 verhinderte, dass Schwarz kurz rochierte, und sein zweiter Läufer machte sich auf, die schwachen weißen Felder zu dominieren. Wie er aber letztlich die Partie gewann, habe ich leider nicht mitbekommen. Jedenfalls: Das 1:0 für uns. Auch bei Leo habe ich das Ende verpasst, aber auch er meldete relativ früh den Erfolg. Ein beruhigendes 2:0 für uns.

Zu diesem Zeitpunkt schüttete es wie aus Eimern, und passend dazu sah es bei mehreren Partien für uns ziemlich undurchsichtig oder gar nach baden gehen aus. Joe stand, nachdem anfangs alles o.k. ausgesehen hatte, plötzlich mit Minusbauern da. Felipe hatte wenig Raum und musste sich verteidigen, schaffte es dabei aber nicht, Materialverlust zu vermeiden.  Stefan Ewert hatte immerhin einen Bauern mehr, aber wenn der Rest „nur eine Sache  der Technik war“, dann war die Technik alles andere als einfach. Ich rechnete dennoch damit, dass Stefan gewinnen würde, denn der Spielstärkeunterschied zwischen ihm und Helmut Bock schien mir zu groß. Denkste: Der Bentheimer spielte stark und hielt das Doppelturmendspiel so lange, bis auch Stefan nicht mehr so richtig an den eigenen Erfolg zu glauben schien.

Jens an Brett 2 hatte mit Rainer Drescher den nominell stärksten Bentheimer gegen sich. Ein Blick aufs Brett ließ den Verdacht aufkommen, die beiden hätten vereinbart, heute mal auf das Schlagen von Bauern oder gar Figuren zu verzichten. Jedenfalls stand das Brett bis zum Remisschluss der beiden voll. Keine Ahnung, wer da wann besser stand, aber ein gutes Ergebnis für Jens und uns. Martin machte das, was er immer tut: Aggressiv, zum Teil provokativ spielen, um „bloß nix Positionelles“ auf das Brett zu bekommen. Irgendwann aber wurde deutlich, dass auch er sich zäh verteidigen musste, obwohl er einen Bauern mehr hatte. Irgendwann muss Martins Gegner Jürgen Berling wohl ein Matt übersehen haben. Jedenfalls überlebte Martin das Eindringen des generischen Dame-Springer Duos.

Ich selbst hatte relativ früh einen Bauern auf h2 geraubt, zudem den weißen König nach f1 getrieben und dafür einigen Entwicklungsnachteil in Kauf genommen. Ich war allerdings zuversichtlich, dass ich meine Stellung halten und Gegenspiel bekommen würde, und so war es dann auch.

In der linken Diagrammstellung konnte Schwarz 8. … Ld6 spielen, weil kein weißer Springer auf c3 steht (mit dem Springer würde 9. Sdb5! folgen). Manfred Fietkau entschied sich daraufhin, den Bauern auf h2 stehen zu lassen, und ich ließ mich darauf ein. Es ist nach der Engine der beste Zug, aber Schwarz muss sich danach gut verteidigen. Also: 9. Sc3 Lxh2 10. Dd2 Lg3+ Kf1. Ich entschloss mich danach, den Sd4 und den schwarzfeldrigen Läufer zu tauschen. Nach einem Damenausfall nach g5 landete auch mein König auf f8, und später hatten wir die rechte Diagrammstellung auf dem Brett. Für nicht so gute Spieler (wie mich) ist es oft schwierig zu beurteilen, welcher König sicherer steht. Hier war ich mir allerdings relativ sicher: Meiner!

Und daher war der Plan klar, ich musste die h-Linie öffnen: 21. … h5! 22. Dg5? (der Zug ist aber auch zu verlockend!) hxg4 23. Txh8 Txh8 24. fxg4. Nun wird klar: Die schwarze Dame kann über die schwarzen Felder einbrechen. Der beste Zug ist nun 24. … Db6, aber ich spielte 24. … Th2. „Reicht auch“, würde Otto wohl schreiben. Weiß sollte nun Db6 oder Dc5 verhindern, also 25. De3, wonach ich wohl mit Dc5 die Damen getauscht hätte, denn das Endspiel ist gewonnen und bei solchen Sachen der Technik fühle ich mich wohler als mit „Tricky Queens“ auf dem Brett. Manfred Fietkau aber übersah den Konter, spielte 25. Dxg7 und konnte nach  25. … Dc5 26. Ke1 De3 das Matt nicht mehr vermeiden.

Schließlich musste Felipe ebenso aufgeben wie Joe, der das Endspiel Läufer mit 3 gegen Springer mit 4 Bauern nicht halten konnte. Stark gespielt von Richard Pieta und insbesondere Franz Recke, der sehr gute Endpsieltechnik bewies. Als Jens Remis geschlossen hatte, stand es 3,5 : 2,5 für uns und nur Stefan und Martin quälten sich noch. Schließlich einigte man sich auf beiden Brettern auf Remis, womit wir hochzufrieden sein konnten.

Es ist zwar zu früh für ein Saisonfazit, aber ein Blick auf die Tabelle zeigt uns, dass bei uns nicht mehr viel passieren wird: Wir stehen auf Platz 5, zu den Plätzen 1 und 2 haben wir 3 Punkte Rückstand bei noch zwei ausstehenden Begegnungen, und vor den Plätzen 7-9 (Lingen 3 steht als 10. fest) haben wir 5 oder mehr Punkte Vorsprung. Also werden wir am Ende Fünfter oder Sechster oder vielleicht auch Vierter. Ob nach oben noch etwas geht, zeigt bereits der nächste Wettkampf in Hagen. Gewinnen wir, müsste am Ende mindestens Rang 5 drin sein. In Runde 9 aber geht es gegen Hollage, und die haben mit einem Erfolg über die Zweite der SG Osnabrück die Tabellenführung behauptet. Direkt dahinter nun Spelle, die nach dem 2:6-Desaster gegen uns in Runde 1 alles (!) gewonnen haben. Mal sehen, ob ein Kasten Bier versprochen wird…

Ein Blick auf die bisherigen Einzelergebnisse unserer Mannschaft zeigt, dass Martin sich nach zwei kurzen Rochaden in den Runden 1-4 gefangen hat und Joe das Rennen um den Topscorer-Titel gegen Stefan vielleicht schon verloren hat, denn Mister Zuverlässig (Stefan) liegt bei 4 aus 5 und Joe muss einen Punkt aufholen. Jens und Felipe liegen knapp unter 50%, das ist für Jens o.k., aber Felipe wird sicher etwas enttäuscht sein, auch wenn seine Leistung vollkommen o.k. ist. Ich selbst liege derzeit noch über 50%, aber ob das so bleiben wird … Bester Mann der Mannschaft ist mal wieder „der Ersatzspieler“: In 12 Einsätzen haben unsere Ersatzleute 8 Punkte geholt. Wie immer ist der Kader des SV Hellern eine Bank!