32. Staufer-Open: Die Entscheidungen

Auch vom letzten Tag berichtet unser Mann vor Ort – Niels Dettmer -. Die Entscheidungen sind gefallen und Niels gibt noch Aufschluss über den Wettausgang zwischen Joachim und Franz.

Die Wette:

Jedes Turnier neigt sich irgendwann dem Ende zu, so auch das 32. Staufer-Open. Ein wichtiges Ereignis habe ich mir aber für den Schlußtag aufgespart. Am 05.01.2019 im Paulaner in Schwäbisch-Gmünd schloßen Joachim und Franz eine Wette. Wer nach dem Staufer-Open 2020 die höhere DWZ von beiden hat gewinnt. Der andere lädt dann zum Stammitaliener ein. Über das gesamte Schachjahr lieferten sich Franz und Joachim ein Kopf an Kopf Rennen. Um die Spannung auf die Spitze zu treiben trennte die beiden vor dem Turnier nur ein einziger DWZ-Punkt.
Es war unfassbar spannend und Franz hätte in der letzten Runde das ganze noch richtig eng gestalten können. Es sollte aber nicht ganz reichen. Nach vorläufiger DWZ-Berechnung konnte Joachim die Wette gewinnen.

Die A-Gruppe:

In der A-Gruppe kam es für uns zu folgenden Paarungen: Wolfgang Andre vs Marten Hubel, Jörg Stock vs Bernd Schönwälder, Locke Hart vs Jonas Riemann, Joachim Rein vs Robert Bethke und Franz Ernst vs Aleksander Barskij.

Jörg konnte seine Partie gewinnen. Wolfgang und Franz remisierten. Joachim und Locke verloren.

Jörg spielte auf Angriff. Sein Gegner bekam dadurch eine sehr passive Stellung verpasst. Der Versuch der Befreiung endete in einem Damenfang. Hübsch. In Wolfgangs Partie, hatte Wolfgang die Initiative und stand optisch besser. Dann machte er zwei suboptimale Züge und bot lieber Remis an als die Stellung weiter zu verderben.

Bei Franz war es ähnlich. Gut aus der Eröffnung gekommen dann Material gewonnen, zwei suboptimale Züge und er musste bei schlechterer Stellung den Matrialvorteil wieder zurück geben. Dann fightete Franz ums Remis und wurde am Ende belohnt.

Locke war in den Schlußrunden völlig von der Rolle. Die A-Gruppe ist auch durchgehend stark besetzt. Sein Gegner konnte über die B-Linie in Lockes Stellung eindringen. Meistens überlebt man das nicht. So auch hier. Locke versuchte noch ein paar Tricks, aber es war nichts zu machen. Joachim mauerte wieder seinen Steinwall. Dieses mal zog sein Gegner ihm aber die Zähne. Joachim musste bei der höheren Spielstärke bald den Punkt abschreiben und die Hand reichen.

Den Turniersieg sicherte sich der deutsche GM Jan-Christian Schröder.

Anbei die Endtabelle.

Das B-Open:

Im B-Open spielte Schlötti an Brett 1 vs Rainer Krauß, Thorsten Weist vs Stefan Speck, Dominik Suendorf vs Uwe Rautenberg, Andre Böhme vs Rosalie Werner, Niels Dettmer vs Alicia Orlova und Stefan Grasser vs Marc Schmidt.

Dominik konnte als einziger seine Partie gewinnen. Schlötti, Thorsten, Andre, Stefan und ich spielten Remis. Am schnellsten war Andre fertig.
Beide SpielerInnen neutralisierten sich frühzeitig und wurde das Remis beschlossen.

Ähnlich viele Züge und gefühlt nur weinige Minuten mehr brauchte Schlötti. Keiner der beiden wollte sich vom geteilten ersten Platz schießen. Thorsten hingegen musste richtig fighten. Irgendwie war ein Turm weg, aber immerhin noch Angriff als Kompensation vorhanden. Den Angriff trug Thorsten wirklich spektakulär vor. Erst konnte er eine Figur gewinnen und war nur noch eine Qualität hinten. Dann konnte er auch diesen Materialunterschied egalisieren. Als er auch noch die Bauern ausgleichen konnte lag bei ungleichen Läufern das Remis in der Luft. Nur die Akzeptanz beim Gegner war noch nicht da. Aber das Remis war unvermeidlich.

Meine junge Gegnerin, Tochter des russischen Großmeisters Orlov, erwischte ich auf dem falschen Fuß. Nach fast mißhandelter Eröffnung fühlte mich in meiner Stellung überhaupt nicht wohl und bot Remis an, was nach längerer Überlegung angenommen wurde.

Stefan hatte es da schon schwieriger. Sein Gegner entfesselte einen Königsangriff. Dieser wurde aber wohl nicht optimal vorgetragen. Jedenfalls konnte sich Stefan geschickt verteidigen und den halben Punkt behaupten.

Dominik konnte mit soliden Vorteilen aus der Eröffnung herauskommen. Dann verfolgte sein Gegner den falschen Plan. Statt erst mal Figuren zu entwickeln und auf sinnvolle Felder zu stellen versuchte er einen Königsangriff gegen Dominiks vorgerückte Bauern am Königsflügel. Da kam es aber gar nicht zu. Permanent trieb Dominik die Figuren seines Gegners vor sich her. Der König stand wieder in der Mitte. Dominik hatte die offene d- und f-Linie. Der dann vorgetragene Matt-Angriff war unwiderstehlich. Sein Gegner fand nicht ein mal die Zeit eine seit mehreren Zügen hängende Figur zu schlagen, da musste er schon aufgeben.

Die Endtabelle des B-Opens.

Das diesjährige Staufer Open war hervorragend besucht. Das Turnier lief für uns aber ziemlich unterschiedlich. Schlötti spielte das Turnier seines Lebens. Mit ihm in der Mannschaftswertung hätten wir diese locker gewonnen. Thorsten und Dominik spielten beide ein sehr gutes Turnier, wobei Thorsten ja mit 0,5 aus 2 gestartet war. Jörg und Wolfgang spielten ein solides Turnier, genauso wie Joachim und Andre. Franz konnte mit 3,5 Punkten nur Schadensbegrenzung betreiben. Für Locke, Stefan und mich lief das Turnier bescheiden. Locke war die letzten drei Runden von der Rolle. Ich hatte mir zwei völlig unnötige Niederlagen eingehandelt. Das machte die vier Siege auch nicht weg. Bei Stefan ging es auf und ab. Was festzustellen bleibt ist das bei diesem Turnier erbittert gekämpft wird. Kein Zentimeter Raumgewinn ohne Kampf. Hier wird einem nichts geschenkt.

Das Turnier war mal wieder absolut Top organisiert.

Die Schiedsrichterleistung war gut. Manchmal waren die Schiedsrichter zu präsent. Man wollte noch zwei drei Worte nach dem Spiel wechseln, da wurde man höflich aber bestimmt gebeten den Saal zur Analyse zu verlassen. Wenn die Anfahrt nicht so weit wäre, würde ich das Turnier als sehr guten Übungsplatz für unsere Jugendlichen ansehen.

Bis zum nächsten Turnier, euer Niels.