21. ZABO-Open 2019 – Der Mega-Bericht

Wieder einmal war das ZABO-Open für die Delegation aus Hellern ein Erlebnis. Nicht nur das: man brachte auch einiges nach Hause. Was genau, davon berichtet Niels Dettmer in seinem Gastbeitrag. Wir bedanken uns auch bei den SF Lothar Wittmann und Thomas Hahn (ZABO-Eintracht), die uns mit Bildern unterstützt haben.

 

Die Schallmauer ist durchbrochen!

Vom 13.09. – 15.09. fand das diesjährige Zabo-Open in Nürnberg statt. Bewährter Ausrichter: SpVgg ZABO- Eintracht Nürnberg (Schachabteilung). In diesem Turnier wird auch der Nürnberger Stadtmeister ausgespielt. Traditionell stellt der SV Hellern eine Abordnung, um sich mit den Schachspielern/-innen im Süden der Republik zu messen. Meist mit wechselhaftem Erfolg.

Diesmal wollten wir die Reise zu fünft angehen, leider erkrankte Locke kurzfristig und mußte absagen. Da hat er richtig was verpasst. Faustdicke Überraschungen, taktische Schläge, studienhafte Stellungen, Phönix aus der Asche, verpasste Chancen und GM-würdige Remise. Das alles gepaart mit einem wahrhaft spätsommerlichen Traumwetter.

Ich traf mich mit Stefan Ewert bei mir zuhause am Freitag um 11:00 Uhr, um die Hinreise anzutreten. Stefan Grasser und Andre Böhme wollten gegen ca. 13:00 Uhr folgen. Nach einer relativ entspannten, stellenweise aber   vollen Autobahn, kamen wir um kurz vor 17:00 Uhr in unserem Quartier an. Nach einem kurzen Check-In und dem Auspacken blieb mir noch eine dreiviertel Stunde, um mich von der Fahrt mit einem Powernap zu erholen.

Kurz vor 18:00 Uhr traf ich mich wieder mit Stefan und wir fuhren nach Nürnberg rein, um uns beim Turnier zu melden.
Es erwartete uns eine lange Schlange beim Einschreiben. Doch die Wartezeit war recht kurz und wir konnten viele bekannte Gesichter aus den letzten Jahren begrüßen. Stefan Grasser und Andre waren inzwischen ebenfalls eingetroffen. Das Turnier war das erste Mal ausgebucht, mehr als 130 Teilnehmer hatten sich angemeldet. Zur Überraschung von Andre, Stefan E. und mir, die alle in der oberen Hälfte gelistet waren, wurde das Turnier im beschleunigtem Schweizer-System ausgelost. Der lachende Vierte war Stefan G., der plötzlich im oberen Bereich der unteren Hälfte der Start-/Rangliste  einen leichten Gegner zugelost bekam.

Runde 1

Gut gefüllter Turniersaal in Runde 1

Die erste Runde brachte folgende Paarungen für uns.

  • Brett 6: FM Oskar Hirn vs Andre Böhme,
  • Brett 13: Niels Dettmer vs Andreas Link,
  • Brett 20: Christian Leopold vs Stefan Ewert und
  • Siegfried Mankus vs Stefan Grasser.

Damit hatte Stefan G. eine machbare Aufgabe. Jedoch verteidigte sich SF Mankus ziemlich gut. Am Anfang fand ich noch etwas Zeit, um auf die anderen Partien zu schauen, das sollte sich jedoch bald ändern.

Andre Böhme musste sich nach tapferer Gegenwehr FM Oskar Hirn geschlagen geben. Für eine kleine Überraschung sorgte Stefan E. mit seinem Remis gegen SF Leopold nach dreifacher Stellungswiederholung. Stefan G. konnte nach längerer Gegenwehr den vollen Punkt gegen SF Mankus einstreichen.
Die erste Runde sorgt oftmals für klare Siege der Favoriten. Nicht so in dieser ersten Runde. An meinem Nebenbrett musste SF Brockbank aus Großbritannien in ausgeglichener Stellung nach einem Fingerfehler mit folgendem Figurenverlust die Segel streichen. Auch andere Favoriten strauchelten.
Mein Gegner Andreas Link, in jungen Jahren fränkischer Jugendmeister, kam recht schlecht gegen mich aus der Eröffnung. Deshalb bot ich, so um den 20. Zug in leicht besserer Stellung für mich, Remis an.

Stellung nach 20.Dd2-f2

Aber SF Link wollte mehr. Es kam wie es kommen musste. Ich machte in kurzer Folge zwei positionelle Fehler und mein Gegner konnte einen fürchterlichen Sturm am Königsflügel entfachen. Je weiter es auf den 40. Zug zuging, desto größer wurde die Zeitnot. Fast hatte ich mich mit der Niederlage abgefunden, da half mir der Taktikgott. Ich musste zwar etwas Material (Läufer) geben, würde dafür aber bei einem günstigen Verlauf einige Bauern und einen Turm, mindestens aber vier Bauern bekommen. So kam es auch. Nach dem der Rauch verflogen war, hatte ich tatsächlich vier Bauern für die Figur, davon einen Bauern bereits auf der 6. Reihe und damit volles Gegenspiel.
SF Link rieb sich ungläubig die Augen, so auch die Menschentraube an unserem Brett. Zwischenzeitlich schnappte ich mir noch einen fünften Bauern, drückte dann den Freibauern Richtung Grundlinie, sodass SF Link den Läufer zurück geben musste um die Umwandlung zu verhindern.

Schlussstellung: Triumpf der Bauern

Aber mit T, S gegen T, S und 4 Bauern war nichts mehr zu machen und nach gut 4,5 Stunden gab SF Link die Partie verloren. Eine faustdicke Überraschung, immerhin hatte ich gerade meinen ersten DWZ-2000er+ geschlagen. SF Link nahm es mit viel Humor und meinte im Nachhinein, dass er doch besser das Remis hätte annehmen sollen. Ich hingegen war ziemlich platt, aber doch glücklich, weil meine taktischen Fähigkeiten mich mal wieder gerettet haben. Nachdem die anderen drei ihr Bier ausgetrunken hatten, sind wir dann in unser Hotel gefahren. Dettmer – Link.

Runde 2

Am Samstag startet die zweite Runde um 10:00 Uhr. Eine zivile Zeit. Da kann man ein bisschen länger schlafen und anschließend noch ausgiebig frühstücken. Leider kam Stefan G. an diesem Morgen nicht in die Kontakte und wir fuhren ca. 10 Minuten später als von mir geplant nach Nürnberg. Nun hatten wir aber Glück und kamen zügig zum Spiellokal.
Die Paarungen für die 2. Runde lauteten für uns:

  • Brett 10: Sebastian Böhme vs Niels Dettmer,
  • Brett 17 Stefan Ewert vs Reiner Born,
  • Brett 26 Stefan Grasser vs Andre Dreyer,
  • Brett 30 Andre Böhme vs Dr. Joachim Frenz.

Die vermeintlich einfachste Aufgabe hatte hier wohl Andre gegen SF Frenz. Ganz so einfach war es dann aber doch nicht. Trotz einer Mehrqualität schien es, als ob Andre die Ideen fehlten, um den Sack zuzumachen. Diese Chance lieferte dann SF Frenz Frei Haus. Den  Anfang der Kombi sah Andre noch, verhedderte sich dann aber in den verschiedenen Möglichkeiten. SF Frenz opferte seinen Turm in Andres Königsstellung hinein und konnte dadurch ein Remis durch Dauerschach erzielen. Leider eine verpasste Chance für Andre zum vollen Punkt. Böhme – Dr. Frenz.

Bei den anderen drei Partien räumte ich Stefan G. die größten Chancen auf ein Remis ein. Stefan kam recht passabel aus der Eröffnung heraus, konnte seine Figuren immer wieder auf gute Felder stellen. Irgendwann konnte er mit Läufer und Turm in der gegnerischen Königsstellung herumnerven. Das führte zu ungenauen Zügen von SF Dreyer und er musste die Qualität geben. Ab dann war es nur noch Technik, auch wenn Stefan auf ein paar tückische Springermanöver aufpassen musste. Mit einer kleinen Taktik konnte Stefan dann noch den Springer gewinnen und SF Dreyer gab die Partie verloren. Grasser – Dreyer.

Auch Stefan E. hatte sich zwar etwas passiv aber doch recht zäh gegen SF Born verteidigt. Dann gelang es seinem Gegner aber, den Bauern auf c4 zu gewinnen und der Rest war nur noch Technik, sodass Stefan alsbald seine Partie aufgab. Ewert-Born (das Springer-Endspiel ist prima für das Jugendtraining geeignet: wie immer geht es darum, den Kampf um die Felder zu gewinnen, d. Red.). Ich hatte Sebastian Böhme, DWZ 2068, den stärksten Spieler unseres Gegner-Quartetts, vor der Brust. Aus einer d4-Eröffnung entwickelte sich ein moderner Philidor, den ich recht passabel beherrsche. 

26…b4 schwächt das Feld c4 und verliert forciert.

So kam es, dass SF Böhme trotz annähernd 300 Ratingpunkte mehr ins Lavieren überging, um nach irgendwelchen Schwächen zu suchen. Diese fand er am Anfang aber nicht und ich konnte den Laden relativ lange dicht halten. Dann beging ich aber einen groben positionellen Schnitzer. SF Böhme ergriff die Chance sofort und stand klar auf Gewinn. Ich versuchte noch ein taktisches Manöver, aber die Kombi hatte leider ein Loch und ich gab die Partie verloren. Eigentlich hatte ich mich bis zu dem groben Schnitzer ganz gut gehalten. Da ist also noch Luft nach oben. Böhme-Dettmer. Nach zwei Runden hatte Stefan G. 2 P, ich hatte einen, Andre und Stefan E. hatten jeweils 0,5 P.

Runde 3

Um 16:00 Uhr startete dann die dritte Runde und brachte für uns folgende Paarungen.

  • Brett 5: Andreas Peschel vs Stefan Grasser,
  • Brett 36: Niels Dettmer vs Laertes Neuhoff,
  • Brett 52: Alexander Ruderer vs Andre Böhme
  • Brett 55: Thomas Hirn vs Stefan Ewert.

Die vermeintlich leichteste Aufgabe in dieser Runde fiel wohl mir zu. Ganz so einfach war sie aber nicht. Für gerade mal neun Lenze hat SF Neuhoff mit DWZ 1505 schon ein ziemlich gutes Rating. Das zeigte er auch auf dem Schachbrett. Dass er mir in meiner Eröffnung mit einem Grünfeld-Aufbau die Stirn bot, fand ich für sein Alter beeindruckend. Zumal er mir in der Postanalyse auch die Ideen hinter seinem Aufbau erklärte. Für 9 Jahre alt wirklich erstaunlich. Wenn der Junge am Ball bleibt habe ich gegen einen zukünftigen Titelträger gespielt.
Nun wachsen die Bäume aber noch nicht in den Himmel. Meine Stellung war dann bald recht vielversprechend. Im Schach und im Fußball ist es ähnlich, wenn man seine Chancen nicht verwertet. Der Gegner kommt zurück ins Spiel und hat plötzlich eigene Chancen. Da hatte ich die taktischen Fähigkeiten des Jungen wohl unterschätzt. Statt meine Türme auf der h-Linie zu verdoppeln, spielte ich Verteidigungszüge, die meine Stellung angreifbar machten. Jedoch stellte der junge SF die Partie einzügig wieder weg. Sein Zug kam direkt suspekt vor. Ich konnte aber den Fehler nicht finden. Seine verdoppelten Türme auf der c-Linie und seine ins Spiel gebrachte Dame veranlassten mich zu einem Remis-Angebot, welches der junge SF auch annahm.

Der spätere Turniersieger IM Yevheii Yelisieiev (r.) – Sebastian Böhme

Trotz des großen Ratingunteschieds wehrte sich Stefan G. erfolgreich gegen Andreas Peschel (2170). Auch wenn er im weiteren Verlauf der Partie die Qualle geben musste und er einen Bauern im Rückstand war, spielte er mit seinen Bauern und Figuren aktiv weiter und verlangte seinem Gegner alles ab. Am Ende sollte es doch nicht ganz reichen, er musste seine Niederlage akzeptieren.

Die Partie war zu kompliziert

Die Partie von Stefan E. war hingegen recht ereignislos, aber wohl zu schwere Kost für Stefan. Mitten in der dritten Runde gab es nämlich einen lauten Krach im Spielsaal und der Stuhl war unter Stefan zusammengebrochen. Stefan konnte sich trotzdem einen kleinen Vorteil erarbeiten. Dieser war aber auch schnell wieder verflogen. Somit war das Remis unvermeidlich. Andres Partie war da schon von einem anderen Kaliber. Beide Spieler wollten unbedingt gewinnen. Das hat zur Folge, dass nicht immer die besten Züge aufs Brett kommen. Ich hatte Andres Stellung zwischenzeitlich als schwierig eingestuft. Das war sie wohl auch. Trotzdem machte Weiß den entscheidenden Fehler. In einer Stellung, die SF Wittmann von der Zabo-Eintracht als studienhaft bezeichnete, hatte Weiß trotz eines ungenauen Zuges die taktische Chance auf ein Dauerschach.
Aber wer opfert schon die Dame? Es kam wie es kommen musste. Andre entwickelte einen tödlichen Königsangriff und Weiß gab die Partie auf: Ruderer – Böhme.

So konnten wir recht zeitig wieder in unser Quartier fahren und Auszüge der fränkischen Küche genießen. Zusätzlich gönnten wir uns den einen oder anderen Himbeergeist, der in der Vergangenheit am nächsten Turniertag für so manchen Erfolg sorgte.

Runde 4

Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten morgen holten wir Stefan G. zeitig an seinem Elternhaus ab. Die Auslosung versprach uns schwierige, aber machbare Aufgaben.

  • Brett 24: Stefan Grasser vs Bernhard Faust,
  • Brett 31: Andre Böhme vs Rainer Nestle,
  • Brett 33: Klaus Klinger vs Niels Dettmer,
  • Brett 42: Stefan Ewert vs Klaus-Peter Zeug.

Ich versuche mal den Spielverlauf in der Reihenfolge, mit der die Partien beendet wurden, wiederzugeben. Als Erstes beendete Andre seine Partie. SF Nestle verteidigte sich mit der Skandinavischen Verteidigung. Das machte er sehr geschickt und Andre fand kaum Ansatzpunkt, um zum Erfolg zu kommen. Die Partie verließ kaum die Remisbreite und so war die Punkteteilung folgerichtig.

Als Nächster konnte Stefan G. seine Partie beenden. Sein Gegner wählte die lange Rochade bei bereits halb geöffnetem Damenflügel. Das sollte man gegen einen Stefan G. in Top-Form besser nicht versuchen. Während Stefans Dame am Königsflügel beide Türme und einen Läufer beschäftigte, griff er mit den restlichen Figuren auf dem Damenflügel an. Dieser Angriff legte viele Schwächen der schwarzen Stellung offen und brachte für Stefan den vollen Punkt. Mit nun 3 aus 4 bei einem Schnitt von über 1800 DWZ hatte Stefan bisher ein überragendes Turnier gespielt: Grasser – Faust.

Dann passierte mehr als eine Stunde nichts. Stefan E. knetete die Stellung seines Gegners, ich wehrte mich verzweifelt in meiner Stellung. Die Reihen der Spieler lichteten sich langsam, aber sicher. Es wurde gefightet. Als nur noch ca. 10 Bretter besetzt waren, sah ich an Stefan Ewerts Brett, wie die Partie Formulare unterzeichnet wurden. Wie es dazu gekommen war konnte ich nicht sehen. Ich vermute das SF Zeug dem hohen Druck in der Stellung nicht mehr länger Stand halten konnte: Ewert-Zeug.

Turniersaal Runde 4

Als ich gefragt wurde ob ich noch spielen würde, konnte ich nur erwidern, dass ich wegen fortgeschrittener Dummheit nachsitzen müsse. Was war passiert?
SF Klinger eröffnete gegen mich mit d4 und strebte einen Londoner System-Aufbau gegen mich an. Ich wählte einen positionellen Aufbau, der ein wenig zu passiv war. Aber als ich im 17. Zug zu Sc5 kam, hatte ich eine vorteilhafte Stellung für mich erreicht. Ich spielte auf die Schwäche c4 und baute mich entsprechend auf. Der Druck auf den Punkt wurde immer größer. Ich unterschätzte allerdings den 26. Zug von Weiß. Meine „Dummheit“ kostete mich einen Turm für Läufer und Bauer. Das wäre wohl nicht so tragisch gewesen, wenn da nicht noch der weiße Freibauer gewesen wäre, der bereits auf der 6. Reihe stand.
Hier half nur noch Schummelschach.
Ich währte mich nach Kräften und verbrauchte sehr viel Bedenkzeit. Mit weniger als einer Minute auf der Uhr führte ich meinen 40. Zug aus. Inzwischen, auch wenn ich das am Brett sitzend nicht so empfand, stand ich so dramatisch schlecht (lt. Engine in der Postanalyse -11), dass ich besser hätte aufgeben können.

45.Lh4+. Stattdessen war Matt in 8 möglich.

Warum ich das nicht tat? Mein Gegner fing an, weniger konsequente Züge zu machen. Daraus schöpfte ich Hoffnung, hier noch mit einem Remis davonzukommen. Natürlich bot ich zwischendurch auch Remis an, was natürlich abgelehnt wurde. Das Angebot war aber auch mehr psychologischer Natur und sollte SF Klinger unter Druck setzen. Langsam aber sicher machte sich eine steigende Unsicherheit bei SF Klinger bemerkbar. Auch wenn meine Stellung immer noch verloren war, konnte ich meine Figuren inzwischen besser koordinieren. Es kam wie es kommen musste. Erst stellte Weiß den Bauern auf a2 mit Schach ein, dann konnte ich die Damen auf c4 tauschen. Spätestens hier spürte ich, dass ich mindestens ausgeglichen hatte.

Ich wollte aber mehr. Mit dem Läuferpaar und zwei verbundener Freibauern am Damenflügel könnte noch was gehen. Also ließ ich die beiden Bauern im Eiltempo nach vorne maschieren. Auch wenn sein Bauer auf c7 gefährlich war, zeigte sich, dass zwei Freibauern und das Läuferpaar zwei Türmen klar überlegen sind. SF Klinger opferte in großer Not einen Turm gegen die zwei Freibauern. Nun hatte ich eine Gewinnstellung auf dem Brett. Mit geringer Restbedenkzeit brachte ich nun das Spiel nach Hause. Nach 70 Zügen beendete SF Klinger mit der Aufgabe die letzte Partie der 4. Runde.
War mein Sieg verdient? Gewiß nicht. Die ersten 25 Züge waren ausgeglichen, die nächsten 26 Züge stand ich auf Verlust. Ab dem 53. Zug hatte ich das Zepter in der Hand und ließ es nicht mehr los: Klinger – Dettmer.

Ganz nebenbei hatten wir in der vierten Runde 3,5 aus 4 geholt. Es war harte Arbeit.

Runde 5

Nach einer kurzen Mittagspause (großen Hunger hatte ich nach dieser Partie nicht), hing auch schon die Auslosung für die letzte Runde aus. Stefan G. und ich erwischten schwere Gegner, Andre und Stefan E. hatten machbare Aufgaben.

  • Brett 14: Henry Brockbank vs. Stefan Grasser,
  • Brett 16: Niels Dettmer vs. Dr. Christian Leopold,
  • Brett 24: Thomas Hirn vs Andre Böhme
  • Brett 33: Peter Weißmann vs Stefan Ewert.

In der vierten Runde war ich mit großem Abstand der Letzte, dieses Mal mit großem Abstand der Erste. Ich wählte das Abspiel eines bekannten Großmeisters und verunsicherte damit meinen Gegner. Da ich mich am Vormittag ziemlich verausgabt hatte, bot ich recht früh ein „großmeisterliches“ Remis an. SF Leopold nahm nach sehr kurzen Zögern an, hatte er am Vormittag eine sehr kräftezehrende Partie gegen FM Oskar Hirn hinter sich. Mit 3 aus 5 bei einem Schnitt von über 1800 DWZ konnte ich sehr zufrieden sein. Ein positiver Saisonstart.

Bei Stefan G. ging es um den Ratingpreis bis 1700 DWZ. Mit einem Remis hätte er diesen sicher. Ich hatte nun viel Zeit und schaute auf Stefans Brett. Auch wenn sein Gegner mehr als 400 Ratingpunkte mehr hatte, war davon auf dem Brett nichts zu sehen. Stefans bisherige Bilanz gegen SF Brockbank war verheerend. In den letzten beiden Partien hatte jeweils SF Brockbank die Oberhand. Dieses Mal aber nicht. Stefan zeigte keine Schwächen und sein Gegner wollte keine weitere Niederlage riskieren. Ein Remis war die Konsquenz. Damit hatte Stefan den Ratingpreis sicher.

Die Partien von Andre B. und Stefan E. dauerten deutlich länger. Andre hatte sich im Mittelspiel einen kleinen Vorteil erarbeitet.

T. Hirn – Böhme (Bildmitte, links)

Langsam aber stetig konnte er diesen ausbauen. Zwischenzeitlich lehnte er ein Remis-Angebot (in bereits gewonnener Stellung) ab. Dann schickte er seine Freibauern, genau wie ich am Vormittag, auf die Reise. Die beiden waren unaufhaltbar. Die Aufgabe von SF Hirn war die Folge: Thomas Hirn – Böhme.

Bei Stefan E. sollte es noch etwas länger dauern. Eigentlich hätte die Partie nach 9 Zügen zu Ende sein können. Aber Stefan wollte spielen. Wer so früh wie Stefans Gegner Remis anbietet, ist in einer schwierigen Situation, wenn der Gegner ablehnt. Es entwickelte sich ein zähes Ringen, Stefan stand lange Zeit schwierig, konnte sich aber befreien. Dann wurde SF Weißmann unkonzentriert und machte einen Fehler. Das ließ einen taktischen Schlag von Stefan mit Turmgewinn zu. Auch wenn sein Gegner noch ein paar Züge weiterspielte, war die Stellung völlig hoffnungslos. Die baldige Aufgabe war die Folge: Weißmann – Ewert.

Eine Bilanz, die Freude macht

Jeder Helleraner holte ein positives Ergebnis. In einem stark besetzten Turnier ein überragendes Ergebnis.
Das Turnier selber war aber noch nicht beendet. An Brett 1 kämpfte IM Yelisieev gegen FM Miller um den Turniersieg. Es entwickelte sich ein unglaublich langer und harter Fight. Nach fast 120 Zügen und mehr als 5,5 Stunden Spielzeit, oftmals nur noch mit dem Inkrement weiterspielend, konnte IM Yelisieiev eine unglaublich spannende Partie gewinnen.

Die ersten fünf: (von links) Oskar Hirn, Jonas Hacker, Yevhenii Yelisieiev, Eduard Miller, Christian Schatz
Alle Preisträger: (von links) Helmut Reh (Seniorenpreis, SV Lauf), Vinzenz Petzold (Ratingpreis U2100, SpVgg Zabo Eintracht), Joseph Homi (Jugendpreis, SGem Fürth), Kirstin Braun (Damenpreis, SC JÄKLECHEMIE), Oskar Hirn (3. Platz Stadtmeisterschaft, SC Noris Tarrasch) Jonas Hacker (2. Platz Open, SC Eppingen), Levin Isbilir (Ratingpreis U1500, SC Erlangen), Yevhenii Yelisieiev (Turniersieger, SC Noris Tarrasch), Eduard Miller (3. Platz Open, SC Erlangen), Schristian Schatz (2. Platz Stadtmeisterschaft, SC Postbauer-Heng), Stefan Grasser (Ratingpreis U1700, SV Hellern), Jan-Christoph Keller (Ratingpreis U1300, SV Neustadt/Aisch)

Nach der Siegerehrung fuhren wir zurück ins Hotel, wo Stefan G. auf seinen Ratingpreis noch einen Himbeergeist spendierte. Geholfen hatte er an diesem Turniertag bei allen vieren, wenn auch mit einigen Verzögerungen.

Wir möchten uns für die sehr gute Organisation und das noch bessere Catering der Zabo-Eintracht bedanken. Ein tolles Turnier mit familiärer Atmosphäre, welches ich nur weiter empfehlen kann.

Gemütlich war’s auch im turniereigenen Biergarten!

Was hatte es mit dem Überschrift der durchbrochenen Schallmauer auf sich? Natürlich haben wir am Sonntagabend unsere möglichen Rating- Gewinne oder -Verluste berechnet. Nach 3-4 vergeblichen Anläufen die Marke von 1800 DWZ zu knacken, war mir (mit 51 Jahren) nun endlich gelungen.

Bis zum nächsten Bericht, euer Niels.

Fotos: mit freundlicher Genehmigung von ZABO-Eintracht Nürnberg (Veranstalter)
© 2019 ZABO-Eintracht

Wir bedanken uns bei Lothar Wittmann und Thomas Hahn für die engagierte Unterstützung!