Saisonstart Bezirksliga: Die Vierte in Spelle mit sensationellem Sieg

Am vergangenen Samstag (07.09.) begann die Bezirksliga-Saison 2019/2020. In einem Gastbeitrag berichtet Stefan Ewert von den Ereignissen.

Unsere vierte Mannschaft hatte zum Start gleich eine Reise anzutreten – wir mussten nach Spelle. Der Gastgeber hatte mit Stefan Giese und Stefan Kewe zwei starke Bezirksliga-Spieler dazugewinnen können und damit seinen Mannschafts-Schnitt der ersten acht Spieler auf 1786 schrauben können, nur 13 Punkte hinter uns. Ein Duell auf Augenhöhe war angesagt – oder? So ein Schnitt muss ja nicht unbedingt etwas heißen. Man kann taktisch aufstellen und Spieler „nach oben“ verlieren, andersrum Spieler „unten“ parken, unter Absagen leiden oder einfach unvollständig antreten – das alles kann den Schnitt unwichtig machen und manchmal zu Ergebnissen führen, die niemand erwartet …

Beim Stichwort „unter Absagen leiden“ sind wir schon mitten im Vorfeld des Spieltags. Jeder, der schon mal Mannschaftsführer war, weiß: es ist eigentlich ein ganz einfacher Job. Theoretisch jedenfalls. Und solange die „Top acht“ alle sagen: „Ja, ich kann spielen. Du kannst mich einplanen.“ Leider endet an dieser Stelle die Theorie aber auch schon, denn wenn sie das nicht machen, beginnen die Probleme. Welche Gründe die potentiellen Ersatzspieler anführen, nicht mitkommen zu können, ist nicht relevant, aber den nach Ersatz Suchenden nervt es trotzdem, schließlich schmälern freigelassene Bretter die Chancen auf Zählbares, und Geld kostet es auch.

Wenn der Schreiber dieser Zeilen an Brett 8 gemeldet ist und tatsächlich an Brett 4 sitzt, kann man erahnen, was passiert sein muss: es hagelte Absagen. Die „Top drei“ fehlten komplett, dazu die Nummer fünf. Es waren deutlich mehr als vier Anfragen notwendig, um drei Mal in der Fünften und ein Mal in der Sechsten fündig zu werden. Bei der Ankunft in Spelle durften wir feststellen, dass auch der Gastgeber ersatzgeschwächt antreten wollte, hier wirkten zwei Ersatzleute mit. Unser DWZ-Schnitt war inzwischen auf 1664 gesunken, derjenige des Gastgebers stand bei 1686. Das verteilte sich auf zwei Bretter, an denen wir deutlichen DWZ-Nachteil hatten, an zweien war es leichter DWZ-Nachteil, drei Mal spielten wir auf Augenhöhe und ein Mal war es ein deutlicher DWZ-Vorteil für uns.

Und was passierte an den Brettern? Das kann man in einem Wort zusammenfassen: Erstaunliches! Es begann mit Jonas Gernhardt, der am achten Brett seine ersten Bezirksliga-Schritte wagte. Der Gegner Georg Gohlke war mit seinen Bauern zu großzügig umgegangen und Jonas wiederum nahm diese Geschenke gern an, so dass er uns nach nicht einmal zwei Stunden mit 1:0 in Führung bringen konnte. Der zweite Jugendliche an Bord, Felipe Santos, wollte am benachbarten siebten Brett gleiches vollbringen und konnte, mit einem Mehrbauern ausgestattet, seinen Gegner Felix Evers austempieren und den Vorteil auf dem Brett dann kurz nach dem Sieg von Jonas zum Gewinn verwandeln. 2:0 hieß es nun, noch zwei Brettpunkte, und wir sind nicht umsonst gefahren – das muss doch irgendwie machbar sein …

Unsere erfolgreichen Youngster Jonas und Felipe mit tollem Saisonstart

Mannschaftsführer Joe Santos konnte an Brett 3 seinen Gegner Stefan Kewe schon relativ früh zurückdrängen, so dass SF Kewe öfters mal nach freien Feldern suchen musste. Ein Befreiungsversuch des Spellers endete aber anders als geplant – der Speller gab auf und wir lagen nun sogar 3:0 in Führung.

Längere Zeit tat sich nun kaum etwas, an den noch spielenden Brettern wurden die optimalen Felder für die Figuren gesucht – manchmal halt auch auf Kosten der eigenen Zeit. Es kam, wie es kommen musste, die Zeitnotphase brach an, und jeder Schachspieler weiß, dass hier Dinge passieren können, die zuvor einfach nicht abzusehen waren. So auch am vierten Brett, an dem Stefan Ewert gegen Thomas Altendeitering in einem Endspiel mit D+T+T+5B gegen D+T+L+L+4B versuchte, die Partie im Gleichgewicht zu halten. Kurioserweise war zwar Stefan in Zeitnot (noch eine Minute bis zur Zeitkontrolle, SF Altendeitering hatte noch rund 13 Minuten), aber der Fehler passierte bei seinem Gegner – der trennte sich nämlich ersatzlos von seinem Turm, der wegen des Schlagens mit Schach zwangsweise auch noch einen Königszug nach sich zog. Der Spieler mit den weißen Steinen wollte sich das Endspiel mit nun Läuferpaar gegen Turmpaar nicht mehr zeigen lassen, gab die Partie verloren und wir rieben uns ungläubig die Augen: wir führten bereits mit 4:0!

Bei den noch spielenden Brettern 1, 2, 5 und 6 war bereits jetzt absehbar, dass wir sie nicht alle vier verlieren würden. Wir warteten nun eigentlich nur noch auf den entscheidenden halben Punkt, der uns zum Mannschaftssieg bringen würde. Der Schreiber dieses Berichts verließ „zur Erholung“ den Spielsaal, so dass die genaue Reihenfolge gar nicht bekannt ist – aber kurze Zeit später kamen Klaus Lapehn (Sieg an Brett 5 gegen Christine Schlaetker) und Stefan Grasser (Remis an Brett 6 gegen Sebastian Scholz) mit der gemeinsamen Erfolgsmeldung aus dem Spielsaal. Der Zwischenstand lautete nun 5,5:0,5. Das Ding war durch!

Martin Rothe hatte am zweiten Brett seinem Gegner Stefan Giese zwischenzeitlich ein Remis angeboten, aber SF Giese entschied sich dagegen. Sein aktiver König rechtfertigte dies auch, denn der Monarch hatte gegen Ende der Partie eine Position einnehmen können, die wie eine zusätzliche Figur wirkte – Martin musste die Partie zum 5,5:1,5 verloren geben.

Wer mitgezählt hat, kommt zu der Erkenntnis, dass nun nur noch das Spitzenbrett fehlt. Was machten denn Norbert Schütt und Siegfried Löcken? Es hatte sich ein Finale ergeben, in dem Norbert zwar einen weit vorgerückten Bauern sein Eigen nennen durfte, doch SF Löcken verhinderte dessen Umwandlung. Die beiden relativ schutzlosen Könige mussten sich hüten, in den Kampf einzugreifen, denn Norberts Turmpaar wäre genauso mattfähig gewesen wie T+L+S von SF Löcken – in so etwas will man ja nicht unbedingt hineinlaufen. Die zuvor beschriebene „zusätzliche Figur“ konnte also nicht aktiviert werden, so dass man sich hier auf eine Punkteteilung einigte. Endergebnis: 6:2 für unsere Vierte!

Unser Spitzenbrett Norbert Schütt und der erfolgreiche Mannschaftsführer Joe Santos

Der Auftakt ist also gelungen. Auch wenn die ersatzweise eingebauten Spieler 3,5 von 4 Punkten geholt haben – am nächsten Spieltag (letztes September-Wochenende) sollten wir uns nach Möglichkeit stärker aufstellen, denn da kommt mit der zweiten Mannschaft der SG Osnabrück der Ligafavorit. Um zurückzukommen auf den eingangs erwähnte DWZ-Schnitt: der liegt bei SGO II bei satten 1944.

 

Allen Schachfreunden eine schöne Woche wünscht

Stefan Ewert, 09.09.2019

Wir danken dem Berichterstatter für den interessanten Spielbericht und gratulieren der vierten Mannschaft zu dem tollen Saisonstart.

Den aktuellen Spieltag mit der Tabelle nach dem ersten Spieltag findet ihr hier. Der Topfavorit der Liga -SG Osnabrück 2 – gegen Nordhorn Blanke 4 durch und untermauerte die Ambitionen. Der Hagener SV 2 hatte Probleme die Mannschaft mit genügend Spielern zu bestücken und trat nur mit 6 Spielern an.