Zufriedene Grüße aus Wien

Hellern kann tatsächlich zufrieden sein. Das Vienna Chess Open war anstrengend, aber die meisten Teilnehmer unserer Delegation dürfen zufrieden. Der Mann der letzten Runden war mit 3 Punkten am Stück Jürgen Grosser, der sage und schreibe 6½ P holte und ein ELO-Plus von 152 Punkten einfuhr. Das soll die anderen Leistungen nicht schmälern, aber Jürgen hat wirklich Erstaunliches geleistet.

 

A-Gruppe

Jörg hat die 2200 geknackt

Nach Jörgs 3er-Serie in den Runden 4-6 war man gespannt, ob dies nun weitergeht. Natürlich gab es nach diesem Zwischenspurt nur noch Titelträger für Jörg, aber dies meisterte er mit 1½ (3) richtig gut. Einem Remis gegen den türkischen FM Tuncer folgte zwar eine aus meiner Sicht überflüssige Niederlage gegen GM Lothar Vogt, aber Jörg steckte dies gut weg und besiegte aus denkbar schlechter Stellung in der Schlussrunde den schwedischen FM Isak Storme. Natürlich wieder taktisch.
Insgesamt 4x spielte Jörg gegen vier Meister: 2½ (4) gegen einen Schnitt von ca. 2350 sprechen für sich. Das brachte ein ELO-Plus von >17 P. Und mit Platz 109 verfehlte er die Top 100 denkbar knapp.

Partien der Runde 7-9

Locke war insgesamt zufrieden, brachte er doch seine Traumpartie gegen FM Pasti mit nach Hause. Seine Bilanz gegen Titelträger konnte sich mit 2 P (3) ebenfalls sehen lassen. Hinten raus fehlte ein wenig die Luft, aber immerhin folgte gegen den österreichischen FM Schmidlechner noch ein hübsches Remis. Fazit: Tabellenplatz Nr. 305, allerdings mit +3,5 ELOs nichts auf der Strecke gelassen.

Partien der Runden 7-9

B-Gruppe

Ein Trio holt 6½ Punkte

Bis zur 7. Runde konnte man hoffen, dass Joachim Rein nach den Sternen greifen würde. In dieser Runde spielte er an Brett 1 gegen den Schweizer Nicolas Kueng (ELO 1957), die Partie endete mit einem Remis und Kueng gewann am Ende mit 8 Punkten dank Feinwertung vor dem punktgleichen Daniel Erwin-Casero.

Joachim Rein

Und Joachim? Den erwischte es leider in der 8. Runde – und zwar in der Partie gegen den an 101 gesetzten Spanier José Galván Sarmiento (ELO 1881). In einer enorm dicht gedrängten Spitzengruppe rutscht man dann natürlich aus den oberen Rängen heraus. In der Schlussrunde konnte Joachim gegen Felix Begri (1988) noch ein Remis holen und landete am Ende auf Platz 15 mit einem ELO-Plus von 15 P und einer bärigen Performance von 2017. Damit war Joachim Teil eines Erfolgstrios, das 6½ erzielen konnte.

 

Jürgen Grosser

Auf Platz 27 folgte dann Jürgen Grosser als Teil dieses Trios. Jürgen gehörte bereits in den 1970er-Jahren zu den Topspielern im Verband Münsterland und erlebte in Wien offenbar seinen x-ten Frühling. In den Runden 7-9 holte er 3 P und verbuchte mit einer fantastischen Performance von 2075 ein ELO-Plus von 152 Punkten. Wer hat so etwas schon mal geschafft? Ich kann mich nicht erinnern!

Dritter im Bunde dieser erfolgreichen Reisegemeinschaft ist unser Open-Sieger Harald Szobries (Freibauer Lübbecke) auf Platz 25, der in Sachen Siegesserie alle toppte, am Ende 4x (!) am Stück gewann und für diesen Kraftakt wohl 18 ELO-Punkte gutgeschrieben bekommt.
Kurios: In Runde 8 bekam er es mit dem Italiener Fridolin Maier zu tun, einem Titelträger – ausgewiesen durch das Kürzel AFM. Das verlangt nach einer Recherche. Und tatsächlich: es handelt sich um einen offiziellen FIDE-Titel, den sogenannten ARENA FIDE Master. Sowas kann man auf der Online-Schachplattform der FIDE werden – und dieses ‚Angebot‘ richtet sich an das sogenannte „Lower Rating Band“.
Ruppig formuliert: Anfänger und fortgeschrittene Vereinsspieler können Titel erhalten, die sich anhören wie jene der Meister. Falls ich’s richtig verstanden habe, muss man in 50 Online-Games (Rapid, beim Blitzen braucht man die doppelte Anzahl) eine Rating >1400 erzielen und schon ist man FM. IM wird man ab 1700, GM ab 2000 – und natürlich lässt sich die FIDE das Ganze mit Gebühren von 5 bis 50 Euro auch bezahlen. Auch den Candidate Master ab 1100.
„Harry“ besiegte den FM jedenfalls kurz und garantiert nicht schmerzfrei…

Auf Platz Nr. 164 landete Andre Böhme, dem nach starkem Start ein wenig die Puste ausging. In den letzten Runden kamen nur noch 1 P (4) zusammen. Zu wenig, um deutliche Rating-Verluste zu vermeiden.

Schwer hatte es Stefan Grasser, der sich etwas freistrampeln konnte und dennoch auf Platz Nr. 315 landete. 2 P in den letzten drei Runden  konnten die zwischenzeitlichen 1½ (6) nicht mehr kompensieren. Wenn die Nürnberger am Sonntag gewinnen, dürfte seine Laune sich schlagartig verbessern. Die des Chronisten aber nicht.

Tabelle Gruppe B Platz 1 – 30

Neue Partien aus der B-Gruppe liegen nicht vor, hier der Nachspiellink für alle vorliegenden Partien.